450 Volunteers unterstützen die Fans während der Europameisterschaft alleine in der Kölner Innenstadt. Wir haben drei von ihnen getroffen.
EM in KölnKölner „Volunteers“ berichten von ihrer Arbeit im Einsatz für die Fans
Wenn am Samstagnachmittag Ungarn gegen die Schweiz im Rheinenergiestadion spielt, haben Niko Wintgens, Daniel Schubert und Monika Fischer im Tanzbrunnen ihren ersten großen Einsatz. Schon Tage vorher haben sie in der Kleiderkammer hunderte T-Shirts, Sportjacken, Regenjacken, Hosen und Turnschuhe ausgegeben. Die drei gehören zum Kölner Team der Volunteers der Europameisterschaft, unschwer zu erkennen an den grasgrünen Oberteilen mit gelben Streifen und den hellgrauen Hosen.
Alleine in Köln sind es 1430 freiwillige Helfer, davon sind rund 450 im Einsatz in der Innenstadt, der Rest im und am Stadion. Koordiniert werden ihre Tätigkeiten vom Tanzbrunnen aus, im sogennanten Volunteer-Hub, das Hauptquartier der Freiwilligen. Während die Helferinnen und Helfer draußen die in- und ausländischen Fans betreuen, kümmern sich Niko Wintgens, Daniel Schubert und Monika Fischer hier um die Freiwilligen selbst. Ein Kleidungsstück passt nicht und muss umgetauscht werden? Eine Schicht soll getauscht werden? Hunger und Durst? Kein Problem.
Hauptquartier ist im Tanzbrunnen
„Es geht vor allem um die Wertschätzung. Wir wollen den anderen Volunteers vermitteln, dass das, was wir machen, wichtig ist und Spaß macht“, sagt der 61-jährige Wintgens. Im Backstage-Bereich des Tanzbrunnens, in dem sich bei Konzerten die Künstler aufhalten, stehen deshalb jetzt Sofas und Tische und ein großer Bildschirm für die Übertragungen der Spiele, natürlich alles in den EM-Farben. Auf einer Theke stehen Kaffee und Süßigkeiten. „Hier können die Freiwilligen jederzeit in ihrer Freizeit hinkommen und gemeinsam die Spiele schauen, auch wenn im Tanzbrunnen kein Spiel übertragen wird“, so Wintgens.
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Im Vorfeld hatte es Kritik an der freiwilligen Arbeit gegeben: Die Volunteers arbeiten bis zu 25 Tage ohne Bezahlung, nur die Kleidung, Rucksack und Trinkflasche gibt es geschenkt, sowie ein ÖPNV-Ticket für die Zeit des Turniers. Monika Fischer sieht das ganz anders. „Ich freue mich sehr, dabei zu sein. Ich bin kürzlich in Rente gegangen und wollte mich ehrenamtlich engagieren, und da ich sportlich interessiert bin, habe ich mich beworben“, erzählt die 63-Jährige, die aus Rheinland-Pfalz kommt.
„Das ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit für mich als Kölner, mal bei so einem Riesenturnier in meiner Stadt dabei zu sein“, sagt Niko Wintgens, der selbst aus der Eventbranche kommt, über seine Motivation. Ehrenamtlich half er bereits bei der Organisation von Triathlon- oder Radrennveranstaltungen aus. Daniel Schubert kommt aus Belgien. „Ich will mein Deutsch verbessern“, sagt der 24-Jährige, dessen Muttersprache Französisch ist. „Ich freue mich aber auch auf die belgischen Fans.“
Es ist nicht nur die gleiche grüne Sportuniform, die die 1430 Kölner Volunteers verbindet. „Es gibt keine Berührungsängste, wir arbeiten alle für das Gleiche. Ob jemand 20 oder 60 ist, spielt überhaupt keine Rolle. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist sehr groß“, sagt Niko Wintgens, den das Miteinander von Anfang an begeistert hat. Viele, die sich beworben haben, machen das nicht zum ersten Mal, die Freiwilligen sind oft Wiederholungstäter. Das Besondere in diesem Jahr in Köln: Das hiesige Volunteer-Programm ist inklusiv aufgestellt. Mehr als zehn Prozent der Helferinnen und Helfer, so die Stadt, haben eine Behinderung. Im Sinne eines inklusiven Ansatzes bilden diese jeweils Tandems mit Volunteers ohne Behinderung.
Die meisten der 450 freiwilligen Helfenden in der Innenstadt sind eine Art laufender Infostand für die Fans. Wo sind die Public Viewings? Wie komme ich von einem Ort zum anderen? Wo ist das Stadion, wo die Altstadt? „Und was für Fans immer wichtig ist: Wo gibt es das beste Bier?“, lacht Wintgens. Und was können die Freiwilligen nicht leisten? „Wir sind keine Security“, sagt Daniel Schubert. Tickets fürs Stadion haben sie auch keine – auch nicht für sich selbst. „Das war von Anfang an klar“, sagt Monika Fischer, „dass diese Aufgabe nicht direkt in Verbindung mit den Spielen im Stadion steht. Das ist aber auch gar nicht Sinn und Zweck.“
Mehr Bewerbungen als Plätze
Bewerbungen gab es trotzdem weit mehr als die bundesweit 16.000 benötigten Volunteers – rund 200.000 Interessierte schickten ein Motivationsschreiben an die UEFA. „Für die EM zu arbeiten, ist ein Riesenglück. Ich glaube, es ist vielleicht eines der besten Lebensereignisse für mich“, sagt Daniel Schubert. Er hat sich extra Urlaub für die Europameisterschaft genommen, im September beginnt er in seiner Heimat Belgien ein Studium. Für die nächsten Wochen lebt er bei seiner Tante in Köln. Denn eine Unterkunft gibt es für die freiwilligen Helfer nicht, entweder sie sind Kölner oder organisieren sich privat einen Schlafplatz.
Worauf freuen sich die Volunteers am meisten während des Turniers? „Wenn zum Beispiel die Engländer oder wer auch immer hier in Köln spielt, ein Spiel gewinnen. Dann kann ich davon ausgehen, dass ich hier drin mein eigenes Wort nicht mehr verstehe, wenn die da draußen jubeln. Das finde ich toll“, sagt Niko Wintgens. Und auch Daniel Schubert hofft auf gute Stimmung im Tanzbrunnen: „Ich hoffe, es bleibt friedlich. Ich war schon im Stadion in England und die Fans machen sehr, sehr gute Stimmung. Und die Belgier sind auch oft sympathisch und feiern immer.“