Köln – Es ist immer wieder die gleiche und vieldiskutierte Frage. Vor jedem Heimspiel und bei jedem Gegner, den ein Fußball-Bundesligist wie der 1. FC Köln in der Saison 2020/21 auf Augenhöhe wähnt. Also wie im Fall von Werder Bremen, das am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) im Rheinenergiestadion auflaufen wird. Welchen Ansatz wählt Trainer Markus Gisdol, um in Müngersdorf möglichst drei Punkte im Kampf gegen den Abstieg einzusammeln? Wie schon gegen Hertha BSC (0:0), Augsburg (0:1) und Stuttgart (0:1) aus einer sicheren Defensive heraus mit wenig eigenem Ballbesitz oder wie gegen Bielefeld (3:1) mit mehr Ballbesitz und höher stehend?
Blick auf das Hinspiel
Um sich den Überlegungen des Kölner Trainerteams zu nähern, hilft möglicherweise ein Blick auf das Hinspiel. Beim 1:1 Anfang November im Weserstadion neutralisierten sich beide Teams mit der Idee, das Spiel des anderen zu zerstören. Das funktionierte so gut, dass die Partie für die TV-Zuschauer nur schwer zu ertragen war. Ein attraktiver Fußballabend am Freitag sieht jedenfalls anders aus. Auf der anderen Seite standen die Kölner nach einem Eigentor des Bremers Niklas Moisander kurz davor, einen dreckigen 1:0-Erfolg einzufahren.
Nur individuell
Die Profis des 1. FC Köln absolvieren am Donnerstag zwecks Trainingssteuerung lediglich individuelle Einheiten. Das nächste Mannschaftstraining vor dem Spiel am Sonntag gegen Bremen findet am Freitag statt. (sam)
Hätte nicht Sebastiaan Bornauw in der Schlussphase seinen Arm im Strafraum ausgefahren, um mit einem Reflex eine eigentlich harmlose Flanke abzuwehren. Leonardo Bittencourt, der in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger bekannte, dass er sich eine Rückkehr zum FC vorstellen könnte, verwandelte den Strafstoß ohne Rücksicht auf seinen Ex-Club zum Ausgleich. Dass Bornauw am Sonntag erneut einen Handelfmeter verursacht, ist definitiv ausgeschlossen. Nach seiner Wirbelsäulen-OP fällt der junge Belgier genauso aus wie Sebastian Andersson und Florian Kainz (beide Rekonvaleszenz). Das Spiel aber könnte einen ähnlichen Verlauf nehmen wie in der Hinrunde.
Mut zum Risiko ist gefragt
Dafür spricht die Tatsache, dass es im Bundesliga-Basement für beide Clubs elf Spieltage vor Saisonende um viel geht und in solchen Fällen der Mut zum Risiko schon mal kalkuliert wird. Zumal aus Sicht der Bremer das Spiel mit wenig Ballbesitz jüngst zu einem 2:1-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt geführt hat. Jenes Team, das im Jahr 2021 bis zum vergangenen Freitag in der Bundesliga ungeschlagen war und auf dem Weg in die Champions League ist. Werder generierte nur 32 Prozent Ballbesitz, stand zumeist kompakt in der eigenen Hälfte, gewann 62 Prozent der Zweikämpfe und lauerte auch nach dem 0:1-Rückstand auf Umschaltmomente. Die Eintracht tappte voll in diese Falle.
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„Wenn ich Verantwortlicher in Bremen wäre, würde ich darüber nachdenken es zu wiederholen. Wir können davon ausgehen, dass sie tief stehen werden“, schaute Horst Heldt voraus. Der FC-Sportchef weiß auch, dass die Bremer wissen, wie schwer sich die Geißböcke oft mit Ballbesitz zu tun: „Bremen könnte sich sagen: Wir warten ab, die Kölner müssen ja und für uns ist ein Punkt Gold wert. Vielleicht sagen sie sich aber auch, dass die Kölner genau damit rechnen und machen es andersherum. Wir werden es beim Anpfiff sehen.“
Der FC geht auf jeden Fall mit dem Wissen in das Spiel, dass die Entscheidung für die eher defensive Ausrichtung in den Heimspielen gegen Hertha, Augsburg und Stuttgart mit keinem Tor und einem Punkt nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Womit sich wieder die Frage stellt: Noch einmal so versuchen oder etwas Anderes?