AboAbonnieren

Dauerläufer und MusterprofiWarum Ellyes Skhiri beim 1. FC Köln unverzichtbar ist

Lesezeit 3 Minuten
Ellyes Skhiri

Zweikampfstark im Zentrum: Der defensive Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri entscheidet von allen Spielern des 1. FC Köln die meisten direkten Duelle für sich.

Köln – Das Toreschießen gehört eigentlich nicht zu den Hauptaufgaben von Ellyes Skhiri. Und doch tritt er immer mal wieder als Torschütze in Erscheinung. So wie am vergangenen Wochenende bei der am Ende herben 1:5-Schlappe in München, als er kurz nach dem Seitenwechsel ein Missverständnis in der Bayern-Abwehr nutzte, um Nationaltorhüter Manuel Neuer im Stile eines Torjägers mit einem eleganten Heber zum Anschlusstreffer zu überlisten. Nicht nur deshalb zählte der defensive Mittelfeldspieler einmal mehr zu den stärksten Akteuren des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln.

Bemerkenswerte Entwicklung seit Wechsel im Sommer 2019

Die Laufmaschine der Geißböcke rannte sich mit 13,21 zurückgelegten Kilometern die Lunge aus dem Leib, lief unermüdlich Gegenspieler an und Räume zu und versuchte so, die Offensivwucht des amtierenden Club-Weltmeisters zu bremsen. Es funktionierte zwar nicht immer alles. Doch dass der 25-Jährige in der Lage war, sich nach einer schwierigen ersten Halbzeit derart zu steigern, um im weiteren Spielverlauf zum besten Kölner zu avancieren, sagt viel aus über seine bemerkenswerte Entwicklung, die er seit seinem Wechsel im Sommer 2019 aus Montpellier vollzogen hat.

Lohnenswerte Investition

Die sechs Millionen Euro Ablöse, die die Kölner einst nach Frankreich überwiesen, sollten sich als sehr lohnenswerte Investition herausstellen. Längst ist Ellyes Skhiri aus der Mittelfeldzentrale des FC nicht mehr wegzudenken. „Er ist für uns unverzichtbar“, betont Trainer Markus Gisdol.

Die statistischen Daten, die zu jedem Bundesligaspiel erhoben werden, unterstreichen Skhiris enormen Stellenwert für den FC. Dort führt er im teaminternen Vergleich gleich mehrere der wichtigsten Rankings an. 272,8 abgespulte Kilometer, verteilt auf 22 Einsätze in der aktuellen Meisterschaftsrunde, suchen sogar ligaweit ihresgleichen. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Maximilian Eggestein (262,3) vom kommenden Kontrahenten SV Werder Bremen (Sonntag, 15.30 Uhr/ Rheinenergiestadion) ist bereits beachtlich.

Erfolgreicher Prellbock vor der Abwehr

Mit 88,9 Prozent angekommener Zuspiele hebt sich Skhiri deutlich von der schwachen Passquote seines Teams ab (78,6 Prozent). Zudem gewinnt der 32-fache tunesische Nationalspieler als Prellbock vor der Abwehr die meisten Zweikämpfe der Kölner (247). Die daraus resultierenden Balleroberungen nutzt er immer häufiger für Vertikalpässe in die Spitze. „Darum hat er sich gekümmert und verbessert“, freut sich Gisdol. „Die läuferische Komponente hatte Ellyes schon immer, aber er ist auch bereit, sein Spiel weiterzuentwickeln.“

Bei der Zahl der intensiven Läufe (1793), die für das Attackieren sowie Zustellen von Raum und Gegner elementar wichtig sind, macht ihm innerhalb des FC-Teams ebenfalls niemand etwas vor. Bei alledem fällt der gebürtige Franzose selten großartig auf. Er erledigt seine Arbeit sehr sachlich, dafür aber mit aller Konsequenz.

Gerade deshalb wird Skhiri von seinem Trainer gerne mal mit einer Spezialaufgabe betreut. Im Hinrunden-Heimspiel gegen Union Berlin war Kölns Dauerläufer beispielsweise damit beauftragt, den gegnerischen Strippenzieher Max Kruse mit einer permanenten Manndeckung aus der Partie zu nehmen. Es gelang.

Dass Ellyes Skhiri mit vier Saisontoren zweitbester FC-Schütze hinter dem fünfmal erfolgreichen Mittelfeldkollegen Elvis Rexhbecaj ist, spiegelt das Kölner Offensivproblem dieser Saison indes gut wider. Von herausragender Bedeutung war sein Doppelpack Ende November zum Sensationserfolg bei Borussia Dortmund, mit dem die Kölner ihre lange Sieglosserie hinter sich ließen.

Entsprechend hoch ist das Ansehen, das Skhiri am Geißbockheim genießt. „Wir sind sehr zufrieden mit Ellyes. Er ist ein absoluter Leistungsträger und ein Vorzeigeprofi in vielerlei Hinsicht“, schwärmt FC-Sportchef Horst Heldt gegenüber der Rundschau. Deshalb verwundert es allerdings auch nicht, dass Skhiri (Vertrag bis 2023) für den Sommer als möglicher Verkaufskandidat gehandelt wird, um Geld in die leeren Clubkassen zu spülen. Heldt möchte entsprechende Meldungen derzeit nicht kommentieren. Der Fokus soll einzig und allein auf dem großen gemeinsamen Ziel liegen. Dem Klassenerhalt.