Köln – Der 1. FC Köln bleibt sich treu – natürlich auch im Erfolg. Die launische Diva vom Rhein versteht es eben wie kaum ein anderer Club aus der Fußball-Bundesliga in unpassenden Momenten für Schlagzeilen zu sorgen, die die rund 112 000 Mitglieder staunend oder verzweifelt zurücklassen. Wie am Sonntagnachmittag, als sich die Nachricht der Trennung von Sportchef Horst Heldt wie ein Lauffeuer verbreitete.
Nicht einmal 24 Stunden nachdem der FC durch einen grandiosen 5:1-Sieg bei Zweitligist Holstein Kiel über die Relegation den ersehnten Klassenerhalt geschafft hatte. Und gerade einmal 19 Tage nachdem Heldt mit der Verpflichtung von Steffen Baumgart der Öffentlichkeit den Wunschkandidaten als neuen Trainer präsentieren konnte.
Schon länger Diskussionen
Nach Informationen der Rundschau gab es im Vorstand schon länger eine Diskussion um die Personalie Heldt. Der 51-Jährige war aufgrund seiner Kader-Zusammenstellung für diese Saison in die Kritik geraten. Auch sein langes Festhalten an Trainer Markus Gisdol stellte sich am Ende als Fehler heraus. Erst Gisdols Entlassung nach dem 2:3 am 11. April gegen Mainz und die Verpflichtung von Trainer-Routinier Friedhelm Funkel ebneten den Weg zum knappen Klassenerhalt. In der Nachfolgeregelung von Gisdol gab es zudem unterschiedliche Auffassungen zwischen Vorstand und Sportchef. Während Präsident Dr. Werner Wolf und seine Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Dr. Carsten Wettich von Beginn an Funkel als Lösung bis Saisonende favorisiert haben sollen, setzte sich Heldt für eine Verpflichtung von Thorsten Fink ein. Den Ex-Bayer-Profi und HSV-Coach wollte der Sportchef mit einem Vertrag bis 30. Juni 2022 ausstatten. An Person und Laufzeit schieden sich die Geister. Fink wurde abgesagt, Funkel verpflichtet.
„Wir sind Horst Heldt sehr dankbar, dass er den Posten beim 1. FC Köln unter schwierigen Rahmenbedingungen übernommen und alles für den FC gegeben hat. Wir wissen, wie sehr er unseren Verein im Herzen trägt – entsprechend ist uns der Schritt nicht leichtgefallen. Aber wir können mit der Zusammenstellung des Kaders und der sportlichen Entwicklung in der abgelaufenen Saison nicht zufrieden sein“, begründete Präsident Werner Wolf die Entscheidung.Sie war endgültig erst am Sonntagmorgen in einer Sitzung des gemeinsamen Ausschusses gefallen und Heldt dann am Nachmittag in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt worden. Schon kurz darauf berichtete das Fachmagazin „kicker“ über die Trennung. Die offizielle Bestätigung seitens des Vereins folgte um 18. 30 Uhr.
Jörg Jakobs und Thomas Kessler übernehmen
Die Aufgaben von Horst Heldt werden zunächst Jörg Jakobs und Thomas Kessler übernehmen. Jörg Jakobs wird die strategische Ausrichtung des sportlichen Bereichs und die Kaderplanung in einer beratenden Funktion verantworten. Der langjährige FC-Torwart Thomas Kessler wird als operativer Leiter der Lizenzspielerabteilung die Schnittstelle zwischen Jörg Jakobs, Lukas Berg, Leiter Administration Lizenzspielerabteilung, und dem Team bilden. „Diese Konstellation ist bis auf Weiteres angelegt, um die Suche nach einem Nachfolger ohne Zeitdruck gestalten zu können“, teilte der Club mit.
Jakobs stand schon einmal gemeinsam mit Frank Schaefer vom 1. Juli 2012 bis 30. Juni 2013 in der Verantwortung als Sportlicher Leiter, bevor Jörg Schmadtke übernahm und den FC gemeinsam mit Peter Stöger als Trainer bis in die Europa League führte. Zuletzt bildete der an der Sporthochschule Köln tätige Jörg Jakobs zusammen mit Erich Rutemöller beim FC das Kompetenzteam Sport, das den Vorstand in sportlichen Fragen beriet. Jakobs soll nun auch federführend einen Nachfolger für Heldt suchen und eine entsprechende Kandidatenliste abarbeiten.
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Horst Heldt, der zuletzt verzweifelt um seinen Job gekämpft hatte, steht trotz einer Abfindung im höheren sechsstelligen Euro-Bereich als Verlierer des seit längerem schwelenden internen Machtkampfes da. Obwohl er als Sportchef zweimal das Minimalziel Klassenerhalt realisieren konnte und sein Vertrag vor allem aufgrund der starken Leistungen in der Anfangsphase seiner Tätigkeit erst vor dieser Saison bis 2023 verlängert wurde, muss er nun sein Büro räumen.
Heldts Geschäftsführer-Kollegen Alexander Wehrle dürfte die Entscheidung gegen seinen Kompagnon nur einen Tag nach dem Erfolg mit Funkel überrascht haben. Im Gegensatz zu Heldt soll Wehrle aber bleiben und seinen bis 2023 laufenden Vertrag trotz Interesses des VfB Stuttgart, der DFL und womöglich auch des DFB erfüllen. Neben Retter Friedhelm Funkel hatte sich auch Steffen Baumgart für Heldt stark gemacht. „Ich habe immer betont, dass es sehr gute Gespräche mit Horst waren. Es ist doch klar, dass man dann auch zusammen arbeiten will“, sagte der kommende Coach der „Bild“.