Köln – Die Zeiten haben sich geändert beim 1. FC Köln. Als Peter Stöger noch das Trainer-Zepter am Geißbockheim schwang, gab es Kommunikation satt und für die Medienvertreter vor jeder Pressekonferenz einen Händedruck zur Begrüßung. Ein netter, sehr höflicher Umgang.
Und weil der Österreicher lange Erfolg beim FC hatte fand er Nachahmer. Stefan Ruthenbeck folgte dem Beispiel ebenso wie Markus Anfang. Der erst kürzlich vom Geißbockheim vertriebene Achim Beierlorzer drückte auch alle Hände und stand Stöger in puncto Gesprächskultur nach dem Training in nichts nach.
Nun ist Markus Gisdol seit dem 19. November Trainer beim 1. Fußball-Club der Stadt. Es ist bislang die Ausnahme, dass der 50-Jährige sich nach den Übungseinheiten in die Mixed-Zone stellt. Und vor den Pressekonferenzen muss ein kurzes „Hallo“ in die Runde reichen.
Natürlich gehört die Öffentlichkeitsarbeit auch für Gisdol zum Geschäft, aber das Nötigste ist genug. Schließlich gibt es in der prekären Situation, in die sich der FC gebracht hat, wichtigere Dinge, auf die es sich zu konzentrieren gilt.
Zum Beispiel das nächste Bundesliga-Spiel am Sonntag beim 1. FC Union Berlin (15.30 Uhr/Sky). Es ist Gisdols drittes Spiel als Kölner Trainer und noch wartet er auf den ersten Sieg. Immerhin hat die Zeit für den Schwaben schon ausgereicht, sich ein Bild von der bisweilen überzogenen Erwartungshaltung rund um seinen neuen Arbeitgeber zu machen.
Er erklärt das am Beispiel des kommenden Gegners: „Bei Union sind alle glücklich, dass sie in der Bundesliga sind. Das müssten wir auch sein, denn wir sind genauso ein Aufsteiger. Hier ist die Stimmungslage aber anders. Etwa so: Wir sind Köln und gehören sowieso in diese Liga“, spricht Gisdol von Selbstüberschätzung und fügt an, wie es besser geht: „Union ist vorbildlicher in die Saison reingegangen. Sie haben am Anfang auch nicht viel gepunktet und sind trotzdem eine Einheit geblieben. Das müssen wir hier auch werden.“
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Die Reise in das Kult-Stadion „An der Alten Försterei“ bietet eine gute Gelegenheit, den Zusammenhalt ein wenig zu fördern. „Ich erwarte kein schönes Spiel und eine besondere Atmosphäre, die wir annehmen müssen. Sonst wird es schwer“, fordert Gisdol.
Beim Arbeiterclub Union wird Fußball malocht und in jüngster Zeit gegen Gladbach, den BVB und Hertha BSC auch mit Erfolg, wie der FC-Trainer registriert hat: „Union lässt dem Gegner keine Minute Luft. Das ist ihr Spiel, dagegen müssen wir uns wehren.“
Echte Kerle sind also gefordert und Spieler, die auch im Kölner Trikot rustikal zu Werke gehen können. Wie Lasse Sobiech, der als Innenverteidiger-Ersatz für den gesperrten Rafael Czichos vor seinem ersten Spiel für den FC in der Bundesliga steht. Gisdol: „Statistisch gesehen spielt Union in der Liga die meisten langen und hohen Bälle. Es wird ein Kampf, der auch in der Luft entschieden wird. Das müssen wir berücksichtigen.“
Sobiech ist mit seinen 1,96 Metern prädestiniert für diese Rolle. Bei Jorge Meré (1,82m) dürfte das für weiteren Verdruss sorgen. Obwohl wieder fit, muss der spielstarke Spanier draußen bleiben.
Merés Freund Jhon Cordoba dürfte dagegen den Part des Ersatzspielers durch sein Tor und seine Leistung gegen Augsburg erst einmal abgegeben haben. „Er hat im Spiel und Training genau das gezeigt, was ich mir von ihm wünsche“, stellt Markus Gisdol dem Kolumbianer einen Platz in der Startelf in Aussicht.
Der Trainer hätte sicher nichts dagegen, wenn Cordoba auch am Sonntag wieder sein Trikot auszieht und seine Muskeln zeigt. So feiert der Stürmer seine Tore. Dass er für diese Art des Jubelns auch immer eine Gelbe Karte kassiert und auf Sicht eine Sperre riskiert, stört Horst Heldt offenbar wenig. „Wenn ich solch einen Oberkörper hätte, würde ich auch mein Trikot ausziehen. Von daher kann ich das nachvollziehen“, scherzte der FC-Sportchef.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Union Berlin: Gikiewicz; Friedrich, Hübner, Subotic; Trimmel, Andrich, Gentner, Lenz; Ingvartsen; Ujah, Andersson
1. FC Köln: Horn, Schmitz, Bornauw, Sobiech, Katterbach; Verstraete, Skhiri; Drexler, Kainz; Cordoba, Terodde
Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg).