Köln – Steffen Baumgart winkte erst ab, ehe er frustriert über den Rasen stapfte. Das Schiedsrichtergespann ließ der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln bei seiner Verabschiedungsrunde grußlos stehen. Damit war geklärt, wen der Heißsporn zumindest als Mitschuldigen ausgemacht hatte für die 0:1(0:1)-Heimniederlage am Sonntagnachmittag gegen den weiterhin ungeschlagenen 1. FC Union Berlin.
„Ich will die Leistungen der Schiedsrichter nicht mehr akzeptieren, weil es mir einfach auf die Eier geht“, schimpfte Baumgart, der vor dem Gang in die Katakomben noch gegen eine Werbebande trat. Gleichwohl ordnete er die erste Saisonniederlag am siebten Spieltag als verdient ein: „Wir hatten keinen Stich und waren in allen Bereichen unterlegen.“
Fürchterlichen Krawalle von Nizza hallen nach
Vor dem Anpfiff hallten die fürchterlichen Krawalle von Nizza nach. Michael Trippel sendete einen „ganz besonderen Gruß an alle Fans, die es gut mit unserem 1. FC Köln meinen“. Die 49.500 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Rhein-Energie-Stadion quittierten das Statement des Stadionsprechers mit donnerndem Beifall. Die „Wilde Horde“ meldete sich ebenfalls zu Wort.
Per Spruchband unterstrichen die FC-Ultras ihre Verbundenheit zur befreundeten Pariser Gruppierung „Supras Auteuil“, die in die Ausschreitungen an der Cote d’Azur mitverwickelt gewesen sein soll. „Quand t´entends Horde via Supras qui va avec“ stand auf dem Plakat geschrieben, das rund eine halbe Stunde vor der Südtribüne prangte und sinngemäß bedeutete: Solange es die Horde gibt, steht sie auch mit den Supras. Nach Rundschau-Informationen erfolgte die Aktion unabgestimmt mit dem FC.
Hübers über sein Eigentor: „Super unglücklich“
Die auf gleich fünf Positionen veränderten Kölner erlebten eine höchst problematische erste Halbzeit, an deren Ende sie aussichtslos hätten zurückliegen können. Gleich der erste Berliner Angriff ließ die Gastgeber in Rückstand geraten. Nach einem langen Schlag von Unions Ersatztorwart Lennart Grill wurde Luca Kilian am rechten Strafraumeck von Jordan Siebatcheu getunnelt. Die Hereingabe von Sheraldo Becker lenkte Timo Hübers mit einem Ausfallschritt ins kurze Eck (3.). „Super unglücklich“, kommentierte der Eigentorschütze. „Ich kann es besser machen, aber das gehört zum Verteidigerleben dazu.“
Nur sieben Minuten später ereignete sich jene Szene, die Baumgart mit am meisten verärgerte. Robin Knoche hatte eine Eckball-Hereingabe an Kilians Arm geköpft. Schiedsrichter Benjamin Cortus zeigte mit Verzögerung auf den Elfmeterpunkt und Kilian obendrein Gelb. „Lächerlich“, schimpfte Baumgart unter Hinweis darauf, dass sich sein Innenverteidiger mit dem Rücken zu Knoche in der Sprungbewegung befunden hatte. Marvin Schwäbe verhinderte Schlimmeres, indem er den unplatziert geschossenen Versuch Siebatcheus parierte.
Kölns Defensive bekam keinen Zugriff
Kölns Defensive bekam in den Zweikämpfen weiter keinen Zugriff und wurde von der Doppelspitze Becker/Siebatcheu immer wieder auseinandergespielt. In der 14. Minute lag der Ball folgerichtig zum zweiten Mal im Kölner Netz. Liga-Topscorer Becker, der den Angriff selbst eingeleitet hatte, verwandelte fast von der Grundlinie. Nach Minuten des bangen Wartens durften die Hausherren allerdings aufatmen.
Becker hatte im Abseits gestanden, der Treffer wurde auf Intervention des Videoschiedsrichters zurückgenommen. Abermals Becker, der Schwäbe zur Fußabwehr zwang (21.), und Siebatcheu (25./Kopfball) stürzten die Kölner in weitere Verlegenheiten. „Wir haben uns in der ersten Halbzeit den Schneid abkaufen lassen und waren nicht giftig genug“, kritisierte Florian Kainz.
„Union hat sehr kompakt gestanden“
Erst nach einer halben Stunde gelang es den Gastgebern, sich allmählich zu befreien. Linton Maina verzeichnete mit einem satten Schuss die erste FC-Chance (29.). Kurz vor der Pause fehlte nicht viel und die Kölner hätten aus dem Nichts ausgeglichen. Kristian Pedersen köpfte nach einem Eckstoß aus kurzer Distanz daneben (42.). Zwei Minuten nach Wiederbeginn hatten die FC-Fans den Torschrei zum letzten Mal an diesem Nachmittag auf den Lippen. Maina hängte Diogo Leite im Laufduell ab, brachte den Ball aber nicht an Grill vorbei.
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Viel mehr gelang den Kölnern gegen die hervorragend organisierte beste Defensive der Bundesliga nicht. „Union hat sehr kompakt gestanden. Es war schwer für uns durchzukommen“, meinte Kainz. Auf der Gegenseite verpasste der überragende Union-Kapitän Christopher Trimmel mit einem Schlenzer ans Lattenkreuz wiederum das 0:2 (58.). Der Rest war vor allem Kampf, der für den FC nach einer Gelb-Roten Karte für Luca Kilian (81.) praktisch aussichtslos wurde. Damit blieben die Kölner auch im siebten Bundesliga-Duell mit ihrem Angstgegner aus dem Osten Berlins sieglos.