Köln – Der 1. FC Köln hat den mutigen Worten seines Trainers keine Taten folgen lassen können. Die Mannschaft von Steffen Baumgart, der im Vorfeld „große Chancen“ auf einen Sieg gegen den FC Bayern gewittert hatte, unterlag dem Meister und Tabellenführer der Fußball-Bundesliga im ersten Heimspiel des Jahres deutlich mit 0:4 (0:2).
Durch die zweithöchste Saisonniederlage fielen die Geißböcke vom sechsten Tabellenplatz wieder ins Mittelfeld zurück. „Wir hatten keinen Stich. Bayern hat es in allen Situationen sehr gut gemacht“, meinte Baumgart, der mit der Leistung seines Teams aber „nicht unzufrieden“ war. „Wir sind unabhängig vom Ergebnis dran geblieben und haben bis zur letzten Minute versucht, unser Tor zu erzielen.“
Der FC-Coach schickte die gleiche Formation ins Rennen, die mit dem 3:1 zum Rückrundenauftakt bei Hertha BSC den dritten Sieg in Folge eingefahren hatte. Innenverteidiger Jorge Meré, der vor einem Wechsel zum Club América nach Mexiko steht, gehörte derweil nicht mal mehr dem Spieltagskader an.
Lewandowski bringt den Favoriten früh in Führung
Bei den von Corona geplagten Bayern kehrten gegenüber der 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach mit Nationaltorhüter Manuel Neuer und dem defensiven Mittelfeldspieler Corentin Tolisso zwei Akteure nach auskurierten Infektionen auf den Rasen zurück.
Die Rückkehr des französischen Nationalspielers machte sich direkt bezahlt. In der neunten Minute eroberte Tolisso in der Kölner Hälfte den Ball gegen den zu lässigen Ondrej Duda. Und dann ging es ganz schnell. Nach einer Verlagerung auf die linke Seite hebelte Thomas Müller die ungeordnete FC-Abwehr mit einem Pass ins Strafraumzentrum aus. Robert Lewandowski kam aus elf Metern frei zum Abschluss und ließ Marvin Schwäbe im FC-Gehäuse keine Chance.
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Das Schiedsrichtergespann um Tobias Welz entschied zunächst auf Abseits, musste sich nach Eingreifen des Videoassistenten jedoch korrigieren. Der zurückgeeile Salih Özcan war als letzter Mann zu spät rausgerückt und hob damit das Abseits auf. Die Bayern waren im Stile einer Spitzenmannschaft gleich mit ihrem ersten zwingenden Vorstoß in Führung gegangen.
Rückkehrer Tolisso erhöht
Den Kölnern fehlte es dagegen an Genauigkeit und Entschlossenheit, um für echte Torgefahr zu sorgen. So dauerte es bis zur 23. Minute, ehe die auf 750 Zuschauer beschränkte Mini-Kulisse im Rheinenergiestadion den ersten gefährlicheren Angriff ihres Teams zu sehen bekam.
Nach einer Hereingabe von Louis Schaub setzte Anthony Modeste seine größte Waffe ein. Doch der Kopfball des zudem im Abseits stehenden Torjägers war im linken Eck letztlich eine sichere Beute von Manuel Neuer. Stattdessen stellten die Bayern nur zwei Minuten später auf 0:2.
Wieder war es ein Ballverlust, der den Kölnern zum Verhängnis wurde. Diesmal ließ sich Florian Kainz die Kugel in der gegnerischen Hälfte abluchsen – und wieder ließ der Spitzenreiter den FC mit geschickten Seitenverlagerungen schlecht aussehen. Marcel Sabitzer schlug eine Flanke auf Tolisso, der mit Müller technisch anspruchsvoll Doppelpass spielte. Dann zirkelte der Franzose das Spielgerät von der Strafraumgrenze unhaltbar ins lange obere Eck.
Nach nicht einmal einer halben Stunde hätte die Partie bereits entschieden sein können. Der nicht zu kontrollierende Thomas Müller hatte sich am Fünfmeterraum freigeschlichen. FC-Keeper Schwäbe konnte den Ball mit einem bärenstarken Reflex gerade noch so von der Linie kratzen.
Uth-Treffer wird aberkannt
Der ballsichere Rekordmeister hatte das Geschehen auch wegen seiner überragenden Raumaufteilung fest im Griff – und doch wäre in der 31. Minute beinahe wieder Spannung aufgekommen. Florian Kainz spielte einen blitzsauberen Schnittstellenpass in den Lauf von Mark Uth, der Benjamin Pavard aussteigen ließ und frei vor Neuer flach ins lange Eck vollstreckte. Die Tormusik erklang, doch auf Hinweis des Kölner Kellers wurde der Treffer zurückgenommen. Uth hatte sich beim Durchstarten haarscharf im Abseits bewegt.
Dennoch verlieh die Aktion dem FC mehr Mut. Kurz vor dem Seitenwechsel erreichte Neuer eine Hereingabe von Jonas Hector nur mit den Fingerspitzen. Kainz legte quer auf Duda, der den Ball aus wenigen Metern nicht richtig traf. Die Kugel trudelte am langen Pfosten vorbei.
Köln vergibt einige vielversprechende Chancen
Auch nach dem Seitenwechsel gehörten die besseren Chancen zunächst dem Favoriten. Lewandowski scheiterte im Eins-gegen-eins an Schwäbe (51.), ehe Jamal Musiala aus spitzem Winkel den Außenpfosten traf (54.).
In der 62. Minute stand es schließlich 0:3. Der kurz zuvor eingewechselte Leroy Sané steckte den Ball durch zu Lewandowski, der sich perfekt auf der Abseitslinie bewegte und frei vor Schwäbe verwandelte. Müller und Tolisso verpassten nach einem Eckball den Doppelschlag (66.).
Zugute halten muss man den Kölnern, dass sie sich redlich um ein Ehrentor mühten. Der eingewechselte Dejan Ljubicic sowie der ansonsten kaum zusehende Modeste vergaben eine Doppelchance auf das 1:3 (69.), das Timo Hübers nach einer Kainz-Ecke mit einem Kopfball an den Querbalken noch knapper verpasste (72.). „Ein Tor hätten wir verdient gehabt, wenn nicht sogar zwei“, haderte Innenverteidiger Luca Kilian.
Als jedoch erneut Lewandowski mit einer Kopie des dritten Treffers und seinem insgesamt 300. Bundesliga-Tor auf 4:0 für die Bayern erhöhte (74.), wurde es allmählich ungemütlich für den FC, dem in der Schlussviertelstunde immerhin ein weiteres Gegentor erspart blieb.
„Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht. Wir waren in ein paar Aktionen nicht klar genug. Deshalb ist nicht mehr rausgekommen. Leider muss man auch mal solche Ergebnisse schlucken“, meinte Rechtsverteidiger Benno Schmitz.1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (81. Ehizibue), Kilian, Hübers, Hector; Özcan; Schaub (58. Thielmann), Duda (58. Ljubicic), Kainz; Modeste (73. Andersson), Uth (73. Schindler). – FC Bayern: Neuer; Kimmich, Pavard, Süle, Sabitzer (75. Richards); Roca (83. Wanna), Tolisso (75. Nianzou); Gnabry, Müller (83. Tillman), Musiala (60. Sané); Lewandowski. – SR.: Welz (Wiesbaden). – Zuschauer: 750. – Tore: 0:1 Lewandowski (9.), 0:2 Tolisso (25.), 0:3 Lewandowski (62.), 0:4 Lewandowski (74.). – Gelbe Karte: Kilian.