Köln – Es war keine große Überraschung, als Steffen Baumgart am Donnerstag der ganz großen Nummer im deutschen Vereinsfußball den Kampf ansagte. Es liegt in der Natur des gebürtigen Rostockers vor nichts und niemandem Angst zu haben und es mit jedem aufnehmen zu wollen.
„Bayern ist die Mannschaft, die den meisten Respekt verdient und die größte Mannschaft, die wir haben. Doch man kann sie auch kriegen und schlagen“, erklärte der Trainer des 1. FC Köln vor dem Duell mit dem deutschen Rekordmeister am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Rheinenergiestadion. Dann legte er vor Selbstbewusstsein strotzend noch Kohlen nach: „Mir wird zu viel davon gesprochen, dass wir gegen sie keine Chance haben. Ich rechne mir etwas aus. Wir haben die Chance, das Spiel zu gewinnen. Und natürlich will ich das auch.“
Baumgart hält Sieg gegen FC Bayern München für möglich
Nun könnte der Eindruck entstehen, dass Baumgart diese Sätze gesagt hat, weil dass für einen großen Außenseiter vor dem Duell mit dem Münchner Starensemble so sein muss. Doch bei dem 50-Jährigen steckt mehr dahinter. Er sagt nicht nur, dass sein Team eine Chance hat, er glaubt auch daran – und damit an die Stärke seiner zuletzt dreimal in Folge siegreichen Mannschaft.
Was der Glaube, den Baumgart bis in die Haarspitzen authentisch vorlebt, in dieser Saison schon alles bei den Kölnern bewirkt hat, lässt sich gut an den 28 Punkten und Platz sechs nach 18 Spieltagen ablesen. Deshalb verschwendete der FC-Coach auch keinen Gedanken an die Hoffnung, dass die zuletzt arg von Corona gebeutelten Bayern wie bei der 1:2-Niederlage zum Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach auf einen Großteil ihrer Spieler verzichten müssen. „Ich möchte gegen die möglichst beste Mannschaft spielen und hoffe, dass einige zurückkommen.“
Der Wunsch dürfte sich ,so gut es möglich ist, erfüllen. Bayern-Coach Julian Nagelsmann werden voraussichtlich nur noch Eric Choupo-Moting, Bouna Sarr (beide Afrika-Cup), Kingsley Coman (Aufbautraining), Leon Goretzka (Patellasehnenprobleme), Lucas Hernandez (Corona) und Josip Stanisic (Trainingsrückstand) fehlen. Baumgart glaubt auch nicht, dass den Münchnern nach der Winterpause und den Corona-Fällen möglicherweise die Spielpraxis fehlt und dies ein Vorteil für die Kölner sein könnte: „Sie sind bei ihrem prall gefüllten Terminkalender eher überspielt.“
Hinspiel macht FC-Köln-Trainer optimistisch
Seinen Glauben an einen Coup am Samstag zieht der FC-Trainer zudem aus dem Hinspiel. Da hatte sein Team nicht nur innerhalb von zwei Minuten ein 0:2 aufgeholt, sondern danach mutig weiter nach vorne auf den Sieg gespielt. Trotz der am Ende unglücklich mit 2:3 verlorenen Partie erwartet Baumgart im Rückspiel keine andere Herangehensweise.
Horn fällt für Pokalspiel gegen HSV aus
Die Pechsträhne von Timo Horn (Foto) hält an. Nachdem die etatmäßige Nummer Eins des 1. FC Köln zunächst wegen einer Knieverletzung außer Gefecht war, hat ihn gleich zu Beginn des Jahres eine Krankheit weiter ins Hintertreffen gebracht. Der Torwart fehlte vergangenen Sonntag beim 3:1-Sieg in Berlin und wird auch am Samstag gegen die Bayern nicht im Kader stehen. Nach aktuellem Stand kommt auch das Pokal-Achtelfinalspiel gegen den Hamburger SV am kommenden Dienstag zu früh für den 28-Jährigen. „Ich möchte nicht lapidar sagen, dass es Pech ist, aber es ist für Timo nicht die einfachste Situation“, sagte Steffen Baumgart. Der FC-Trainer hatte eigentlich einen Comeback-Einsatz von Horn gegen den HSV geplant, während Marvin Schwäbe die restlichen Bundesliga-Partien bis Ende Januar bestreiten sollte. Durch Horns Krankheit hat sich die Situation noch einmal verändert. Aus dem Kampf um die Nummer Eins im Tor des FC dürfte erst einmal Schwäbe als Sieger hervorgehen, obwohl Baumgart erklärte: „Wir werden dann mit der Situation umgehen, wenn sie kommt. (sam)
Auch, weil sich die Kölner seit dem zweiten Spieltag weiter entwickelt haben und das Duell mit der größten Herausforderung in der Bundesliga der nächste Fingerzeig für das Voranschreiten des Prozesses am Geißbockheim ist: „In München haben wir gezeigt, dass wir zurückkommen können. So ein Spiel kann helfen. Gegen Mannschaften, die das Nonplusultra sind, ist zu sehen, wie weit man schon ist.“ Wobei weit im Verständnis des FC-Coaches nur eine Zwischenstation darstellt: „Es geht darum, dass wir uns steigern wollen. Wir wollen den großen Abstand zu den Bayern verringern.“
Nur 750 Zuschauer erlaubt: Steffen Baumgart verärgert über Corona-Regelung
Baumgart hat im Übrigen wenig Verständnis dafür, dass am Samstag nur 750 Zuschauer dabei sein dürfen: „Es gibt Hallen, die sind mit 750 Zuschauern besetzt. Wir haben ein großes Stadion und haben nur 750 drin. Da stellt sich die Sinnfrage. Die Erklärung, die ich bisher gehört habe hören sich klug an, sind aber alle Mist“, kritisierte er die politischen Entscheidungen. Trotzdem glaubt er an einen kleinen Heimvorteil für den FC: Ich halte es für sinnlos, dass nur 750 Fans in dieses wunderschöne Stadion dürfen, aber die 750 werden sich bemerkbar machen.“
Die Geißböcke müssen gegen den Tabellenführer neben Torwart Timo Horn (siehe Infokasten) auf Ellyes Skhiri (Afrika-Cup), Jorge Meré (Trainingsrückstand) und den erkrankten Marvin Obuz verzichten. Die zuletzt fehlenden Kingsley Schindler und Sebastian Andersson kehren in den Kader zurück.