Wenn Fußballfans an Florian Wirtz und Jamal Musiala denken, kommen ihnen sofort einzelne Szenen dieser beiden begnadeten Ballästheten in den Sinn. Wie das „Tor des Jahres“ von Leverkusens Nummer Zehn im Oktober 2023 im Heimspiel gegen den SC Freiburg, als der damals 20-Jährige in torungefährlicher Position am rechten Strafraumrand loszog, die gegnerische Hintermannschaft mit einem Haken nach dem anderen schwindelig spielte, um dann vom Fünfer-Eck neben den langen, linken Pfosten zu treffen.

Auch Musiala wird in München als „Genie mit den Schlangenbeinen“ gefeiert und steht seinem exakt 66 Tage jüngeren Nationalmannschaftskollegen aus dem Rheinland in puncto Dribbling- und Abschlussstärke in nichts nach.

Vor dem Gipfeltreffen der beiden kreativsten und aktuell wohl besten deutschen Offensivspieler am Samstag (18.30 Uhr/Sky) kann „Wusiala“, wie das Duo in diesem Sommer während der EM im eigenen Land getauft wurde, aber auch mit verborgenen Stärken auftrumpfen.

Wirtz läuft pro Spiel 12,1 Kilometer

Wirtz liegt in der noch jungen Bundesliga-Saison nach vier Spieltagen mit durchschnittlich 12,1 gelaufenen Kilometern pro Spiel an der Spitze des Leverkusener Kaders. Der für den Ballon D'Or nominierte, gebürtige Pulheimer zog pro Spiel 39 Sprints an und erreichte Geschwindigkeiten bis zu 33,7 Kilometer pro Stunde. Dass er in diesem Tempo und mit seinen technischen Fähigkeiten aus 51 von 109 Zweikämpfen als Sieger hervorging, verwundert nicht.

Der Rechtsfuß spielte schon in der Vorsaison beim Double-Sieger in der Offensive eine der wichtigsten Rollen. Wirtz machte nach einer starken Europameisterschaft, die in den Augen vieler Experten auch wegen seiner Nicht-Berücksichtigung in der Viertelfinal-Startelf gegen Spanien für Deutschland vorzeitig endete, einfach so weiter. Gleich im Eröffnungsspiel der 62. Bundesliga-Spielzeit schnürte er in Mönchengladbach einen Doppelpack zum 3:2-Sieg, traf dann auch beim 4:1 in Hoffenheim und zuletzt gegen Wolfsburg.

Zu den vier Bundesligatoren gesellte sich zum Auftakt der Champions League beim 4:0 gegen Feyenoord Rotterdam ein Doppelpack. Es war das erste Champions League-Spiel in der Karriere des 21-Jährigen. „So kann man seine Champions-League-Karriere starten. Er kommt immer besser in Fahrt in dieser Saison“, lobte Bayer-Sportchef Simon Rolfes Wirtz.

Leverkusen reist mit drei Punkten Rückstand an

Die unnötige 2:3-Niederlage gegen RB Leipzig ist der einzige Grund dafür, dass sich die Werkself und der gastgebende Rekordmeister am Samstagabend in der Allianz-Arena punktemäßig nicht auf Augenhöhe begegnen. Jamal Musiala ist zwar nicht für den Ballon D'Or nominiert ist, das Münchner Juwel lief aber wie Wirtz früh in dieser Saison zu Höchstform auf.

In allen vier Bundesliga-Spielen unter Vincent Kompany stand der Deutsch-Brite in der Anfangsformation und gab beim jüngsten 5:0-Kantersieg bei Werder Bremen acht Torschüsse ab — Saisonrekord. Er traf in der Bundesliga zwar „nur“ dreimal, legte aber auch noch einen Treffer vor. Seine überragende Technik mit toller Ballführung ermöglicht es ihm, auch mal einen ganzen Pulk von Gegenspielern stehenzulassen.

Bayer 04 Leverkusen

Im Topspiel treffen zwei besondere Trainer aufeinander

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Alexander Wolf

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Dazu zeigt er immer größeres Spielverständnis. Wie Wirtz ist er als „Rechtsfuß“ gelistet, wird aber zunehmend auch mit dem schwächeren Linken abschlussstärker. Was dem 1,84 Meter großen 21-Jährigen aufgrund seines geringen Körpergewichts nicht zugetraut wird, ist „Robustheit“. Allerdings ging kein Spieler des FC Bayern in dieser Saison in mehr Zweikämpfe als der gebürtige Stuttgarter (86) und gewann dabei 54 Prozent der Duelle.

Musiala mit 119 Dribblings in vier Spielen

Musiala ging in der Liga bislang in sagenhafte 119 Dribblings (Wirtz 96), von denen er 69 erfolgreich beendete. In der Vorsaison fehlte Münchens Nummer 42 beim 2:2 im Hinspiel verletzt. Im Rückspiel in Leverkusen ging er beim 0:3 mit den Bayern unter. Wirtz hingegen erreichte in den Topduellen Bestform. Auch wenn er und Musiala in keinem Gipfeltreffen 2023/24 als Torschütze oder Vorlagengeber in Erscheinung traten, prägten sie die Duelle.

Die Fußballwelt darf am Samstag erneut Wunderdinge von den beiden Jungstars erwarten. Und alle wollen dabei sein. Das Topspiel wird in 200 Länder übertragen. Die Bayern schloss sein eigenes Ticketportal für das Duell mit dem Meister schon am 25. Juli. Zu diesem Zeitpunkt sollen nach Informationen des „kicker“ bereits 351 000 Anfragen für die Partie vorgelegen haben.