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Niederlage gegen LeipzigDas Torwart-Rätsel von Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Teamkollegen und Konkurrenten: Leverkusens Torwart-Duo mit Lukas Hradecky und Matej Kovar (links).

Teamkollegen und Konkurrenten: Leverkusens Torwart-Duo mit Lukas Hradecky und Matej Kovar (links).

Bayer 04 Leverkusen hat nach über einem Jahr mal wieder ein Bundesliga-Spiel verloren. Stellt sich nun die Torwartfrage?

Als Lukas Hradecky am Montagvormittag den Trainingsplatz im Schatten der BayArena betrat, huschte nur ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. Schließlich hatte Leverkusens genesener Kapitän das erste Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison wegen eines Infekts verpasst. Erst nach dem 2:3 (2:1) gegen RB Leipzig und mit Beginn der Länderspielpause konnte der Torwart des deutschen Meisters wieder eingreifen.

Dass sich die Miene der finnischen Frohnatur so schnell neutralisierte, ist mit seiner professionellen Einstellung vor der ersten Übungseinheit der neuen Woche zu erklären. Mit mehr Interpretationsspielraum kann aber festgehalten werden, dass sein krankheitsbedingter Ausfall am Ende des ersten Pflichtspielblocks 2024/25 zum denkbar schlechten Zeitpunkt kam. „Wir haben nicht viel zugelassen, kassieren die Tore dann aber zu einfach“, hatte Jonathan Tah die erste Punktspiel-Niederlage seit 462 Tagen zusammengefasst.

Drei Gegentore im kurzen Eck

Bei dieser Analyse dürfte Hradeckys Vizekapitän auch an das 2:2 und das 2:3 gedacht haben. In der 57. Minute war Lois Openda zuerst Tah und Piero Hincapie entwischt, um dann rechts am Fünfer, gegen Matej Kovar, wuchtig zum Ausgleich zu treffen. Dass Hradeckys zehn Jahre jüngerer Vertreter den Ball nicht am Einschlag im kurzen Eck hindern konnte, wird in der Spiel- und Fehleranalyse sicher aufgetaucht sein.

In der Folge wurde es nicht besser für den jungen Tschechen: Schließlich fiel der gegnerische Siegtreffer, zehn Minuten vor Schluss durch einen Distanzschuss von Openda. Dass Leipzigs Stürmer durch die Beine von Bayer-Verteidiger Edmond Tapsoba getroffen hatte, Kovar also keine freie Sicht hatte, milderte die Umstände ein wenig. Allerdings kassierte Bayers Torwart seinen dritten Gegentreffer wieder im kurzen, prinzipiell gut erreichbaren Eck.

Öffentliche Torwart-Diskussion verbietet sich

Eine öffentliche Torwartdiskussion verbot sich nach dem zweiten Bundesliga-Spieltag, gerade weil Kovar drei Tage zuvor, im Pokal gegen Jena, noch zu null gespielt hatte. Der 24-Jährige war im Sommer 2023 für fünf Millionen Euro (plus Boni) aber von Manchester United gekommen, um nicht nur der Vertreter von Hradecky zu werden, sondern dessen Herausforderer und Nachfolger.

Also hat die Torwartfrage unter dem Bayer-Kreuz im Spieljahr 2024/25 mehr Brisanz, als zu Zeiten von Andrey Lunev, Lennart Grill oder Ramazan Özcan, die seit 2018 klar hinter dem finnischen Nationaltorwart standen.

Xabi Alonso und der langjährige Torwarttrainer David Thiel waren in der vergangenen Saison noch gut damit gefahren, Hradecky in 33 von 34 Bundesliga-Matches zwischen die Pfosten und mit ihm auch die klar beste Abwehr Deutschlands (nur 24 Gegentreffer) zu stellen. Kovar, der den gleichen Vornamen wie Hradeckys jüngerer Bruder trägt, bekam dafür die Europa League- und DFB-Pokalspiele.

Wer steht in der Champions League im Tor?

In beiden Wettbewerben trug er seinen Teil zum Erreichen der Finals bei, überzeugte aber nicht restlos. Nachdem er im Europa League-Endspiel gegen Atalanta Bergamo dreimal hatte hinter sich greifen müssen, erhielt Hradecky den Vorzug im Pokalfinale. Und die Nummer eins hielt die Null. Dieses Kunststück war Kovar in 18 Cup-Spielen sechsmal gelungen. Alonso stärkt ihm aber den Rücken. Auch im Tor betont der Chefcoach den „Konkurrenzkampf auf Augenhöhe“ und strebt weiter eine Rotation an.

In welcher Form diese stattfinden wird, haben sie in Leverkusen noch nicht öffentlich kommuniziert. Erst wenn es für den Meister ab Mitte September, in der Champions League zur Sache geht, könnte offenbar werden, ob Hradeckys Herausforderer die größte Bühne im Weltfußball zugetraut wird. Oder ob der routinierte Kapitän nach bisher zwölf Einsätzen in der Königsklasse doch noch mehr Gründe zum Lächeln bekommt.