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Imposante Serie gerissenBayer 04 Leverkusen verspielt 2:0-Führung und verliert gegen RB Leipzig

Lesezeit 5 Minuten
Die Leverkusener Profis inklusive Trainer Xabi Alonso sind enttäuscht über die Niederlage.

Die Leverkusener Profis inklusive Trainer Xabi Alonso sind enttäuscht über die Niederlage.

Zuletzt verlor Bayer 04 am 27. Mai 2023, damals 0:3 in Bochum. Dabei hatte es gegen die Sachsen zunächst sehr gut ausgesehen.

Ein Jahr, drei Monate und vier Tage. So lange hatte Bayer Leverkusen in der Fußball-Bundesliga kein Spiel verloren. Im ersten Heimspiel der neuen Saison hat es den Double-Sieger nun gegen RB Leipzig erwischt. Trotz einer 2:0-Führung verlor das Team von Xabi Alonso mit 2:3 (2:1) und ging mit gesenkten Köpfen in die Katakomben der BayArena.

Ein ungewohnt trauriges Gefühlt, das die deutschen „Invincibles“ aus der Vorsaison nicht kannten, gab auch vor dem Anpfiff. Da galt der erste, hochemotionale Gruß nämlich Christoph Daum. Nach einer Schweigeminute für den zu Wochenbeginn verstorbenen 70-Jährigen, feierte das ganze Stadion den Leverkusener Jahrhundert-Trainer. Dass dieser die Werkself vor mehr als zwei Dekaden mehrfach in die Champions-League geführt hatte, wirkte auch am Samstagabend nach.

Bayer 04 Leverkusen verliert gegen RB Leipzig: Alonso-Team verspielt 2:0-Führung

Schließlich war das Duell mit den Sachsen gleich ein „Königsklassen-Duell“. So hatte Cheftrainer Xabi Alonso das Topspiel des 2. Spieltags deklariert und seine Mannschaft im Vergleich zum 1:0-Pokalsieg in Jena auf links gekrempelt. Wenn viele den deutschen Nationalspieler Robert Andrich an der Seite von Granit Xhaka erwartet hatten, bot er Baske erstmals Aleix Garcia auf der Doppelsechs auf. Und er wurde von seinem spanischen Landsmann genauso wenig enttäuscht, wie von Martin Terrier. Der französische Neuzugang hatte im Dreier-Sturm den Vorzug vor Jonas Hofmann und Amine Adli erhalten und begegnete den physisch starken Gästeverteidigern auf Augenhöhe.

Auch die hochmotivierte, restliche Werkself bereitete dem Vierten der Vorsaison zunächst große Probleme. Schon in der Anfangsphase präsentierte Garcia seinen feinen, rechten Fuß. Als er eine Freistoßflanke auf den Kopf von Edmond Tapsoba zirkelte, köpfte dieser zu zentral auf Gästekeeper Peter Gulacsi (6.). Auch die nächste scharfe Garcia-Hereingabe wurde gefährlich, weil Gästestürmer Benjamin Sesko im eigenen Fünfer nicht klären konnte und Piero Hincapie an die Latte köpfte (10.).

Und die Kopf-schmerzen der Leipziger wurden nicht weniger, sondern mehr. Vor allem für Amadou Haidara, der bei Victor Boniface‘ Fallrückzieher-Versuch dessen Fuß mit voller Wucht an den Schädel bekam und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung früh raus musste (15.). Die Gelbe Karte gegen Boniface hemmte die Spielfreude der Leverkusener kaum.

Vielmehr erspielten sie sich weiter Chance um Chance, mussten aber bis zur Schlussphase der ersten Halbzeit auf den ersten Grund zum Jubeln warten. Da lud Lukas Klostermann, der in der Leipziger Innenverteidigung den gesperrten Kapitän Willi Orban ersetzte, Jeremie Frimpong mit einem Harakiri-Kopfball quer durch den eigenen Strafraum ein. Frimpong nahm den Ball rechts auf, düpierte erst Gegenspieler El-Chadaille Bitshiabu und spitzelte dann vor Gulacsi zum 1:0 ein (38.).

Seinem Ärger über diese Szene konnte Marco Rose nur auf der Tribüne Luft machen. Der Gästecoach hatte sich zehn Minuten zuvor nämlich zu stark über ein vermeintliches Foulspiel von Jonathan Tah an Lois Openda beschwert und Gelb/Rot gesehen. Und die Laune des RB-Cheftrainers wurde in der 45. Minute nicht besser: Als Alejando Grimaldo einen selbst eingeleiteten Angriff nach gutem Zusammenspiel von Martin Terrier und Florian Wirtz aus kurzer Distanz mit dem 2:0 abschloss, schien alles in Richtung Bayer 04 zu laufen.

Doch Benjamin Henrichs und Kevin Kampl wollten die Dominanz ihres Ex-Vereins nicht hinnehmen. In der Nachspielzeit flankte Ersterer von rechts auf den Kopf von Kampl. Dessen 1:2 gab Leipzig Hoffnung und das Momentum für Halbzeit zwei (45.+5). Gleich zu deren Beginn musste Matej Kovar, der den erkrankten Lukas Hradecky zwischen den Pfosten vertrat, einen Distanzschuss von Kampl aus dem rechten Winkel kratzen.

Die folgende Ecke brachte das 2:2 für die Sachen. Allerdings wurde Lukebas Kopfballtor zurückgepfiffen, weil Sesko den Torwart im Fünfer angegangen war (52.). Fünf Zeigerumdrehungen später (nach zwei Leverkusener Chancen durch Wirtz und Terrier) musste Kovar aber doch hinter sich greifen. Seskos Pass hatte die rot-schwarze Defensive ausgehebelt und Openda überwand den jungen Tschechen von rechts, aus spitzem Winkel (57.).

Das 2:2 war ein Wirkungstreffer und ließ die Angriffe der Heimmannschaft weniger präzise und zwingend laufen. Vor ziemlich genau einem Jahr war Openda an gleicher Stelle noch kläglich vor dem leeren Tor gescheitert und hatte den Leverkusener 3:2-Sieg nicht verhindert. Nun traf der Belgier in der Schlussphase noch ein zweites Mal: Sein Distanzschuss fegte durch die Beine von Tapsoba und schlug unhaltbar, links hinter Kovar zum 2:3 ein (80.).

Dass Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck wenig später eine Szene, in der der eingewechselte Patrik Schick von Leipzigs Lukeba beim Sprint aus dem gegnerischen Strafraum im Gesicht getroffen worden war, nach VAR-Überprüfung „nicht-elfmeterwürdig“ einstufte (87.), passte ins Bild. Auch in der siebenminütigen Nachspielzeit konnte „Laterkusen“ nicht wie gewohnt zuschlagen. So endete der Samstagabend für die Elf von Xabi Alonso mit einem Gefühl, dass sie zuletzt am 27. Mai 2023, beim 0:3 in Bochum erlebt hatte.

Leverkusen: Kovar; Tapsoba (86. Arthur), Tah, Hincapie; Frimpong (77. Tella), Xhaka, Garcia, Grimaldo; Terrier (70. Adli), Wirtz, Boniface (77. Schick).

Leipzig: Gulacsi; Klostermann, Bitshi-abu, Lukeba; Henrichs (89. Vermeeren), Haidara (15. Seiwald), Kampl (89. Baumgartner) , Raum; Sesko (67. Nusa), Xavi, Openda (89. Poulsen).

Schiedsrichter: Dr, Matthias Jöllenbeck (Freiburg)

Tore: 1:0 Frimpong (38.), 2:0 Grimaldo (45.), 2:1 Kampl (45.+5), 2:2 Openda (57.), 2:3 Openda (80.).