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Interview

Reiner Calmund zu Bayer 04
„Das Führungstrio zählt zur Crème de la Crème im Weltfußball“

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund.

Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund.

Ex-Manager Reiner Calmund sieht Bayer 04 gut gerüstet für die neue Bundesliga-Saison.

Reiner Calmund bestimmte fast 30 Jahre lang die Geschicke bei Bayer 04 Leverkusen. Die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte erlebte der ehemalige Manager als Zuschauer und Fan. Vor dem Beginn der Bundesliga-Spielzeit 24/25 unterhielt sich Alexander Wolf mit dem 75-Jährigen über den Doublesieger.

Herr Calmund, wir erreichen Sie auf einem Kreuzfahrtschiff. Um im Bild zu bleiben: Wo kann der Leverkusener Kahn ankern, wenn Xabi Alonso und sein Team die Gejagten sind und etwas zu verlieren haben?

Gejagt wurden sie schon seit Beginn der vergangenen Saison, nachdem sie erstmals ganz oben standen. Am Ende waren es 17 Punkte Vorsprung. Das zeigt, dass sie mit dieser Rolle kein Problem haben sollten.

Worauf wird es ankommen, um erneut erfolgreich zu sein?

Was die Mannschaft im Supercup gegen Stuttgart gezeigt hat, ist genau das, was sie durch die Saison tragen sollte. Rückschläge wegstecken, in Unterzahl dominieren, Druck ausüben, den breiten Kader nutzen – das sind die Möglichkeiten, die sich dem Trainer bieten und die er nutzen wird. Ganz wichtig ist natürlich die personelle Infrastruktur. Das operative Führungstrio mit Fußball-Boss Fernando Carro, Sportdirektor Simon Rolfes und Cheftrainer Xabi Alonso zählt zweifellos zur Crème de la Crème im Weltfußball. Aber nicht nur der Spielerkader, sondern das gesamte Betreuerteam mit den Trainer-Assistenten, Medizinern, Scouts etc. gehören dazu.

Die vergangene Saison war nahezu perfekt. Wie wird Bayer 04 mit Rückschlägen umgehen, die kommen werden?

Die Niederlage im Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo bedeutete einen Rückschlag. Trotzdem hat Leverkusen am Samstag darauf Kaiserslautern im Pokalfinale bezwungen, obwohl Bayer eine Halbzeit lang nach Koussonous Roter Karte zu zehnt spielen musste. Das dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die Mannschaft mental stark ist und mit Rückschlägen umgehen kann.

National hat die Werkself in der abgelaufenen Saison Maßstäbe gesetzt. Welche Entwicklung trauen Sie ihr auch langfristig auf internationalem Parkett zu?

Bayer hat eine gute Mischung aus Talent und Routine im Kader. Darauf wird der Trainer auch in dieser Saison bauen können. Deshalb traue ich der Mannschaft eine Menge zu, sowohl national als auch international. Den Rhythmus im Europapokal kennen sie, können es sogar leichter verkraften, da in der Champions League dienstags und mittwochs gespielt wird und damit meist ein Tag mehr zur Regeneration bleibt als in der Europa League.

Auf dem Transfermarkt war Simon Rolfes bislang mit Augenmaß unterwegs. Was sagen Sie zu Aleix Garcia, Martin Terrier und Jeanuël Belocian? Reichen diese Neuzugänge oder muss noch etwas passieren?

Der ohnehin schon starke Kader, dem von den Stammspielern nur Stanisic entzogen wurde, ist mit der Passmaschine Garcia, dem offensiv variablen Terrier und dem Defensiv-Talent Belocian gut ergänzt worden. Damit hat Alonso mehr Qualität in der Breite und der Spitze. Belocian ersetzt Stanisic, Garcia kann Dauerläufer Xhaka entlasten. Der Kader steht quasi, es können lediglich noch Kleinigkeiten passieren. Abzuwarten ist, ob für Kossounou noch ein lukratives Angebot reinkommt. Er müsste dann gleichwertig ersetzt werden.

Sind Sie eigentlich froh, dass Ihre Managerkarriere länger zurückliegt oder hätten Sie gerne im modernen Fußball gearbeitet?

Natürlich bin ich kein Freund von ständig steigenden Transfersummen und Gehältern. Aber im professionellen Fußball ist es genauso wie in anderen Wirtschaftsbereichen. Angebot und Nachfrage regeln den Preis und so wird das auch bleiben.