Armin Veh im Porträt„Man kann den FC nicht demokratisch führen“
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Seit dem 11. Dezember 2017 bekleidet Armin Veh das Amt des Geschäftsführers Sport beim FC.
Den Abstieg des FC konnte er trotz Spaß und Leidenschaft nicht verhindern.
Zeit, den starken Mann am Geißbockheim einmal in einem Porträt zu beleuchten.
Köln – Armin Veh hat es mal wieder hingekriegt. Auf fünf Aufstiege kommt der 58-Jährige in seiner bewegten Fußball-Karriere als Spieler, Trainer und Manager: Augsburg, Reutlingen, Fürth, Frankfurt und nun Köln. Meister ist er auch, das war 2007 mit dem VfB Stuttgart. Veh weiß, wie Erfolg funktioniert. Wer erfolgreich ist, hat die besten Argumente auf seiner Seite. Womöglich verbuchte der gebürtige Augsburger genau deshalb beim FC einen weiteren Erfolg. Im Vakuum der Clubführung und im Kompetenzgerangel der Gremien konnte er sich zum starken Mann am Geißbockheim aufschwingen.
Seit dem 11. Dezember 2017 bekleidet Veh das Amt des Geschäftsführers Sport beim FC. Als Nachfolger des erfolgreichen Jörg Schmadtke, der angesichts des sportlichen Niedergangs zu Beginn der Saison 2017/18 die Lust verloren hatte und einen Weg fand, seinen Vertrag vorteilhaft aufzulösen. Veh hatte Lust. Seit seinem Rauswurf bei Eintracht Frankfurt im März 2016 saß er mehr oder weniger als Privatier Zuhause in Augsburg. „Ich liebe den Fußball“, sagte er damals und meint es noch heute. Irgendwann dürften ihm die Erinnerungen mit dem Blick auf die originalgetreue Kopie der Meisterschale auf seinem Kamin nicht mehr gereicht haben.
Abstieg konnte er nicht verhindern
Da kam der Ruf aus Köln. „Ich mach des, was mir Spaß macht und nur Dinge, wenn ich auch leidenschaftlich bin“, erklärte Veh in einem Interview mit dem SWR. Den Abstieg des FC konnte er trotz Spaß und Leidenschaft nicht verhindern. Manche meinen, er hätte sich schon bei seinem Amtsantritt mit dem Gang in die 2. Liga abgefunden gehabt. Die Zeit im Unterhaus nutzte Veh, um seine Hausmacht am Geißbockheim auf- und auszubauen. Markus Anfang bildete keinen ernstzunehmenden Gegenpart. Am Ende entließ Veh den Trainer, für dessen Verpflichtung sich Ex-Präsident Werner Spinner schon vor Vehs Ankunft in Köln stark gemacht hatte. Der Meistertrainer sah das Saisonziel Aufstieg in Gefahr und verspürte offenbar keine Lust mehr, Anfang bis zum Ende durch die 2. Liga zu coachen.
Zuvor hatte Spinner mit Hilfe seiner Vizes, Toni Schumacher und Markus Ritterbach, noch versucht, Veh loszuwerden. Spinner erinnerte sich an die schlechten Erfahrungen am Ende der Schmadtke-Ära. Auch, weil dem FC-Vorstand die originäre Aufgabe der Kontrolle über die Geschäftsführung entglitten war, konnte es zum sportlichen Niedergang kommen.
Angst vor Vehs Rücktritt
Das sollte ihm mit Veh nicht wieder passieren. Doch der Schwabe wusste um Spinners Intention und nutzte seine inzwischen starke Position. Er mahnte öffentlich einen Vertrauensbruch an und forderte Konsequenzen. Spinner trat zurück, Veh erhielt nur einen verbalen Rüffel. Normalerweise ruft der Vorstand Geschäftsführer ab, nicht umgekehrt. Die Angst vor Vehs Rücktritt und einem erneuten Vakuum in der Geschäftsführung Sport hatte die Entscheidungsträger in den Gremien gelähmt. In Rostock, Frankfurt, Hamburg oder Stuttgart hatte Veh schließlich nicht gezögert, einfach hinzuwerfen.
Dazu passt das Gerücht, das sich um die Verpflichtung von Achim Beierlorzer rankt. Veh soll sich im Alleingang mit dem neuen Trainer geeinigt haben und ließ die Personalie vor dem Spiel gegen Regensburg vom Gemeinsamen Ausschuss nur noch durchwinken. Hätte das Gremium sein Veto eingelegt, wäre Veh wohl zurückgetreten.
Der FC-Sportchef lässt sich nur ungern reinreden. „Man kann den FC nicht demokratisch führen“, sagte er in einem Interview. Als er kürzlich im „Express“ auf ein mögliches Kompetenzteam Sport im neues Vorstand angesprochen wurde, sagte er: „Wir sind selbst ein Kompetenzteam. Erklären kann ich gerne alles, diskutieren geht mir aber zu weit.“ Ihn stört es wenig, wenn die Branche über seine Bequemlichkeit und aufreizend lässige Art flüstert. Er trägt zerrissene Jeans, Sneaker und öffnet auf offiziellen Terminen auch mal den zweiten Knopf seines Hemdes.
Verlängerung würde anstehen
Armin Veh besitzt bis 30. Juni 2020 einen Vertrag beim 1. FC Köln. Eigentlich ist es an der Zeit für den Vorstand, mit ihm nach dem Aufstieg eine Verlängerung auszuhandeln. Das aktuelle Trio mit den scheidenden Toni Schumacher und Markus Ritterbach sowie dem für Spinner aus dem Mitgliederrat aufgerückten Stefan Müller-Römer lässt diese Aufgabe für den am 8. September neu zu wählenden Vorstand liegen. „Es wird keinen Oberaufseher für den Sport-Geschäftsführer geben.
Die Kontrolle erfolgt durch den Vorstand und den Gemeinsamen Ausschuss“, erklärte Carsten Wettich als Vorsitzender des Mitgliederrates: „Es wird eine klare Rollenverteilung und ausreichend Entscheidungsspielräume für die Geschäftsführung geben.“ Armin Veh wird sich das anhören und entscheiden, ob diese „Entscheidungsspielräume“ seinen Vorstellungen entsprechen: „Vielleicht habe ich schon Klarheit. Ich bin ein selbstbestimmender Mensch.“ Jeder, der Veh kennt, kann sich vorstellen, was das bedeutet.