Herr Glass, mit welchem Gefühl blicken Sie auf die jüngst beendete Saison?
Glass: Wir sind alle sehr stolz. Nicht nur aufgrund des Klassenerhalts allein, sondern auch aufgrund der Art und Weise, wie wir gespielt haben. Wir haben die Punkte nicht ermauert. Es ist schön zu sehen, wie wir uns entwickelt haben und mit welchem Mut wir in dieser Saison aufgetreten sind.
Peggy Kuznik und Marith Müller-Prießen haben Ihre Karrieren beendet. Hinzu kommen zehn weitere Abgänge. Warum folgt dieser Schnitt im Moment des Erfolgs ?
Das hat unterschiedliche Gründe. Wir haben zwei Spielerinnen, die ihre Karriere beendet haben, Torhüterin Pauline Nelles hätten wir gerne behalten, sie geht aber in die USA. Wir hatten Spielerinnen, die sich für eine neue Herausforderung entschieden haben und Spielerinnen, bei der uns die Entscheidung sehr schwer gefallen ist, mit ihnen nicht zu verlängern.
Zur Person
Sascha Glass wurde am 12. Oktober 1972 in Berlin geboren. Der frischgebackene Vater von Zwillingen übernahm am 1. Januar 2020 das Traineramt beim 1. FC Köln. Den Abstieg konnte er nicht mehr verhindern, führte das Team jedoch 2021 direkt zurück in die Bundesliga. Sein Vertrag in Köln läuft noch bis 2025. Glass Stationen zuvor waren der SC Sand (2017-19), VfL Wolfsburg II und U17 (2014-17) sowie 1. FFC Frankfurt I, II und U17 (2011-14).
Wir haben uns aber entschlossen einen Umbruch zu vollziehen, der früher oder später ohnehin fällig gewesen wäre. Das Team wird sich deutlich verjüngen. Das war aber auch das Ziel, damit wir nicht jedes Jahr einen neuen Umbruch machen müssen.
Mit Rachel Rinast, Pauline Nelles und der Kapitänin Peggy Kuznik verlassen drei Kölner Identifikationsfiguren den Verein. Wie wollen Sie dies auffangen?
Spielerinnen, die lange bei einem Club waren, verliert man nur ungern, aber es gehört im Leistungssport nun mal einfach dazu. Ich bin zuversichtlich, dass andere Spielerinnen in den nächsten Jahren in die Rollen hineinwachsen können, neue Identifikationsfiguren zu werden.
Damit auch der Zuschauer-Zuspruch so groß bleibt und sich weiter entwickelt?
Genau. Wir hatten die viertmeisten Zuschauer der Bundesliga. Das ist etwas, worüber wir dankbar sind und auf das wir stolz sein dürfen. Nach dem letzten Spiel gegen Freiburg sind viele FC-Fans auf mich zugekommen und haben gesagt, dass sie sich auf die nächste Saison freuen. Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.
Toptalente
Der 1. FC Köln hat sich die Dienste von drei deutschen Toptalenten gesichert und damit seinen Weg untermauert ,vermehrt auf junge, entwicklungsfähige Spielerinnen zu setzen. Mit Sandra Wahlbeck (17) vom TSV Meerbusch und Lilith Schmidt (15) vom JFV Wolfstein hat der FC zwei aktuelle U17-Eurpameisterinnen verpflichtet. Dritte im Bunde ist Emma Lattus (15) vom FC Hennef, die wie Schmidt ein Zweitspielrecht für Bad Neuenahr hat. (sam)
Sechs Neuzugänge stehen bereits fest. Ihre größte Aufgabe wird es im Sommer sein, eine funktionierende Einheit zu formen, oder?
Ja, ich habe aber ein gutes Gefühl, denn alle Neuen bringen Qualität mit. Natürlich werden die jungen Spielerinnen nicht 22 Spiele auf konstant hohem Niveau absolvieren. Es wird Schwankungen geben. Aber deswegen haben wir auch erfahrene Spielerinnen wie Mandy Islacker, Sharon Beck, Sarah Puntigam, Manjou Wilde oder Myrthe Moorrees, denn nur mit jungen Wilden geht es auch nicht.
Nach dem geglückten Klassenerhalt in diesem Jahr geht der Blick für 2022/23 sicher weiter nach oben?
Zunächst einmal wollen wir frühzeitig wieder den Klassenerhalt klarmachen. Grundsätzlich wollen wir uns in der Bundesliga etablieren, aber das geht nur Schritt für Schritt. Ich freue mich auf die Aufgabe, eine neue Mannschaft aufzubauen und unseren Weg weiterzugehen.
Im zweiten Jahr in der Bundesliga wieder nur um den Klassenerhalt zu spielen. Ist das nicht etwas tiefgestapelt?
Nein, wir werden vermutlich wieder den kleinsten Kader der Liga haben. Wir haben einen großen Umbruch in der Mannschaft, setzen noch mehr auf talentierte und entwicklungsfähige Spielerinnen. Es ist klar, dass die sich erst einmal in der Bundesliga zurechtfinden und wir uns als Mannschaft entwickeln müssen.
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Wolfsburg geht aufgrund der individuellen Klasse als Favorit ins Spiel. Wir werden sehen, wer das bessere Team sein wird.
Drücken Sie dem VfL aufgrund Ihrer früheren Tätigkeit in Wolfsburg eigentlich eher die Daumen?
Ich werde live im Stadion sein und habe noch gute Verbindungen nach Wolfsburg. Ich wünsche mir aber vor allem einfach ein spannendes und offensiv geführtes Spiel, das ich entspannt verfolgen werde.