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Abschied vom 1. FC KölnClub gibt Özcans Wechsel zu Borussia Dortmund bekannt

Lesezeit 4 Minuten

Salih Özcan beim 1. FC Köln 

Köln – Salih Özcan hat mit sich gerungen. Der 24-Jährige ist in Köln geboren, aufgewachsen und zum Fußballprofi gereift. Seine Heimat verlässt man nicht mal eben so, ganz gleich wie lukrativ die Aussicht auch ist, in neue Sphären aufzusteigen. Entsprechend hin- und hergerissen war der Mittelfeld-Abräumer des Bundesligisten 1. FC Köln bei der Gestaltung seines zukünftigen Weges. „Es ist sicher die schwerste und emotionalste Entscheidung, die ich in meiner bisherigen Karriere zu treffen hatte“, erklärte das Eigengewächs der Geißböcke, als am Montag sein Wechsel zu Borussia Dortmund offiziell wurde.

Özcan unterschrieb beim Vizemeister, der nach der Entlassung von Marco Rose künftig wieder von Edin Terzic trainiert wird, bis 2026. Die medizinischen Untersuchungen hatte Özcan bereits am vergangenen Donnerstag absolviert. Seither war klar, dass die Kölner einen ihrer größten Leistungsträger der Sensations-Saison 2021/22 verlieren werden. Als die Tinte nun trocken war, verabschiedete sich Özcan mit emotionalen Worten von seinem Ausbildungsclub, dem er seit 2007 angehört hatte: „Den FC zu verlassen, fällt mir nicht leicht. Und das ist ehrlich gesagt untertrieben. Ich bin Kölner, habe beim FC mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens verbracht und das Geißbockheim ist mein zweites Zuhause.“

Mehrere Angebote für Özcan

Doch nun will Salih Özcan den nächsten Schritt wagen in seiner Karriere, die nach Jahren der Stagnation zuletzt einen gewaltigen Schub erfahren hat. Der defensive Mittelfeldspieler trat in der gerade abgelaufenen Saison unter seinem Förderer Steffen Baumgart wie verwandelt auf und war aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken. Seine Leistungsexplosion ließ den deutschen U21-Europameister von 2021 sogar zum türkischen A-Nationalspieler aufsteigen. Ab der kommenden Saison soll es für Özcan dann auch auf Clubebene noch höher hinausgehen. „Jetzt habe ich das Gefühl, dass der Zeitpunkt für mich gekommen ist, um herauszufinden, wie weit ich sportlich kommen kann und deshalb möchte ich die Chance, die mir Borussia Dortmund bietet, nutzen.“

Hierfür machte Özcan Gebrauch von der fünf Millionen Euro betragenden Ausstiegsklausel, die er sich letzten Sommer bei der Verlängerung seines Vertrages bis 2023 einbauen ließ. Für den klammen FC stellte dieses Zugeständnis zum damaligen Zeitpunkt die einzige Möglichkeit dar, den einstigen Reservisten zu überschaubaren Konditionen zu binden.

Der FC verliert eine seiner wichtigsten Säulen

Salih Özcan weiß, dass sein Abgang für alle Fußball-Romantiker eine herbe Nachricht bedeutet, gerade nach seinem mit Abstand stärksten Jahr im FC-Dress: „Ich hoffe, dass die Fans meine Entscheidung nachvollziehen können.“ Seine Wahl zu Gunsten des BVB begründete Özcan mit der ungemeinen Wucht des Revierclubs und der einzigartigen Chance auf die Königsklasse: „Meine Stadt hätte ich nur für ganz wenige Vereine verlassen. Die Energie von Borussia Dortmund, die man förmlich spüren kann, plus die Möglichkeit, regelmäßig in der Champions League spielen zu können, haben mich letztlich zu meiner Entscheidung geführt.“

Der FC verliert mit dem bissigen Balljäger eine seiner Säulen auf dem Weg zurück ins internationale Geschäft. Sportchef Christian Keller bescheinigte Özcan eine „hervorragende Entwicklung“, die der FC gerne selbst weiter vorangetrieben hätte. „Ich habe immer betont, dass wir es am liebsten gesehen hätten, wenn Salih bei uns geblieben wäre.“ Dafür habe der FC „alles in die Waagschale geworfen“. Keller hatte sich in den Verhandlungen gewaltig gestreckt und eine Verdoppelung von Özcans Gehalt auf rund zwei Millionen Euro angeboten. Dennoch blieben die Kölner chancenlos. In Dortmund dürfte der aufstrebende Sechser mindestens dreimal so viel verdienen wie bisher.

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Özcan, dem nach BVB-Angaben „mehrere nationale und internationale Angebote“ vorlagen, honorierte jedoch die Anstrengungen seines Heimatvereins: „Der 1. FC Köln war immer mein erster Ansprechpartner und ich weiß, dass die FC-Verantwortlichen und auch die Fans alles für meinen Verbleib in Köln getan haben. Dafür bin ich sehr dankbar und darauf bin ich auch ein bisschen stolz.“

Beim Vizemeister freut man sich auf einen der „Aufsteiger der abgelaufenen Bundesliga-Saison“, wie Sebastian Kehl Dortmunds Neuzugang Nummer vier nach Niklas Süle (Bayern München), Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) und Karim Adeyemi (RB Leipzig) lobend hervorhebt. Der designierte BVB-Sportdirektor schätzt Özcan als „ungemein zweikampf- und kopfballstarken Spieler“, der „dorthin geht, wo es weh tut, und kompromisslos alles dafür gibt, dass seine Mannschaft Erfolg hat“. Attribute also, die dem zur Lethargie neigenden Dortmunder Starensemble zuletzt mitunter gefehlt hatten.

Salih Özcan gab nach 128 Pflichtspielen (vier Tore, sieben Vorlagen) im FC-Trikot zum Abschluss noch ein Liebesbekenntnis ab: „Auch, wenn ich ab nächster Saison ein anderes Trikot trage: Ich werde den 1. FC Köln für immer in meinem Herzen tragen, daran kann niemand etwas ändern, und das wird immer so sein.“