Ohne die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof weiß der 1. FC Köln nicht, ob er im Winter benötigte Verstärkung holen darf. Wie Sportchef Christian Keller mit der Ungewissheit umgeht.
Vor dem Urteil des CASDas sind die drei Szenarien für den 1. FC Köln im Fall Potocnik
Nach der Ankündigung des Internationalen Sportgerichtshof (CAS), noch „voraussichtlich vor Ende 2023“ ein Urteil in der Causa Jaka Cuber Potocnik zu fällen, hat FC-Sportchef Christian Keller erneut Hoffnung im Kampf gegen die drohende Transfersperre verbreitet. „Ich bin kein großer Freund davon, mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen. Ich verlasse mich eher auf die Fakten. Wir denken, dass wir eine gute Ausgangsposition haben, am Ende aber das CAS die Entscheidung treffen wird“, erklärte Keller am Rande des Heimspiels gegen den FSV Mainz 05 bei DAZN.
Möglich sind drei Szenarien. Der Optimalfall aus Kölner Sicht sieht vor, dass die Schweizer Schiedsbehörde das vom Weltverband Fifa verhängte, zwei Wechselperioden lange Verbot zur Registrierung neuer Spieler komplett einkassiert. Voraussetzung dafür ist, dass der CAS die vom FC angefertigten juristischen Gutachten bestätigt und Potocniks Kündigung bei seinem Ex-Club Olimpija Ljubljana (der 2,5 Millionen Euro Ablöse fordert) als rechtswirksam einstuft. Dann wäre der Vorwurf hinfällig, der FC habe das zum Zeitpunkt des ablösefreien Wechsels im Januar 2022 erst 16-jährige Sturm-Talent zum Vertragsbruch angestiftet. Im Falle eines Freispruchs könnten die abstiegsbedrohten Kölner im Winter dringend erforderliche Korrekturen an ihrem Kader vornehmen, der trotz drohender Transfersperre unvollständig in die Saison geschickt worden war. Auf dem Wunschzettel stehen wie berichtet ein Mittelstürmer, ein defensiver Mittelfeldspieler und ein Innenverteidiger.
Denkbar ist auch, dass der CAS – wie von Experten vermutet – die Transfersperre auf eine Periode reduziert. In diesem Fall müssten die Geißböcke – eine Verurteilung noch in 2023 vorausgesetzt – bis Saisonende ohne weitere Verstärkung auskommen. Im Gegenzug dürfte es ausgeschlossen sein, dass der FC einem seiner Leistungsträger im Winter die Freigabe erteilt. FC-Trainer Steffen Baumgart hatte jüngst vehement einen Verbleib von Dejan Ljubicic gefordert. Der Österreicher gilt als möglicher Verkaufskandidat zur Finanzierung von Neuzugängen. Sportchef Keller antwortete am Sonntag ausweichend auf die Frage nach der Zukunft von Ljubicic, der aus verschiedenen Gründen seit Monaten außer Form ist.
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Sorge vor dem schlimmsten Ausgang
Der für die Geißböcke schlechtmöglichste Ausgang des Transferstreits wäre eine Bestätigung des Fifa-Urteils durch den Internationalen Sportgerichtshof. Dann wären den Kölnern sowohl im anstehenden Winter als auch im Sommer 2024 personell die Hände gebunden. In Kombination mit einem möglichen Bundesliga-Abstieg könnte der FC in große Schwierigkeiten geraten. Im Falle einer Verurteilung bliebe den Kölnern nur noch der Gang vor das Schweizer Bundesgericht, der mit Blick auf die nahende Winter-Transferperiode per Eilantrag erfolgen müsste. Anfechtbar wäre das CAS-Urteil nur bei schwerwiegenden Verfahrensfehlern.
Wie schon vor Saisonbeginn haben die Kölner Verantwortlichen um Christian Keller in diesen Tagen mit der Herausforderung zu jonglieren, ins Rennen um Neuzugänge zu ziehen, ohne überhaupt zu wissen, ob der Wechsel zustande kommen kann. Erschwerend hinzu kommt das schmale Budget des mit finanziellen Altlasten kämpfenden FC. Eine vertrackte Situation, die im Frühjahr in der zweimonatigen Phase bis zur vorläufigen Aussetzung des Fifa-Urteils unter anderem die geplante Verpflichtung von Flügelflitzer Benedict Hollerbach verhinderte – und der Keller auf dem ohnehin schwierigen Winter-Transfermarkt nun mit „vollkommener Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit“ entgegentreten will.
„Die Situation wird (in Gesprächen mit möglichen neuen Spielern; Anm. d. Red.) immer angesprochen – und damit die Ungewissheit, dass wir nicht wissen, ob das Urteil dieses Jahr kommt und wie es ausfällt“, beschreibt Christian Keller das Dilemma, in dem sich sein Club befindet. Der 45-Jährige weiß um die Gefahr, dass „unsere Gesprächsführungen mitunter hinfällig sein könnten“. Auf der anderen Seite sei es „unser Job, in Szenarien zu planen“. Doch noch nie war es am Geißbockheim so kompliziert wie in diesem denkwürdigen Jahr 2023.