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Rückblick 2024Der 1. FC Köln hat ein schwieriges Jahr hinter sich

Lesezeit 4 Minuten
FC-Fans nach dem 1:4 beim 1.FC Heidenheim, das den siebten Bundesliga-Abstieg besiegelte.

FC-Fans nach dem 1:4 beim 1.FC Heidenheim, das den siebten Bundesliga-Abstieg besiegelte.

Der 1. FC Köln hat den siebten Bundesliga-Abstieg hinter sich und steht nach der Hinrunde der 2. Bundesliga auf Platz eins.

Der 1. FC Köln hat sich über die Jahre den Ruf erarbeitet, die Nerven der Fans zu strapazieren. Wer es mit dem Geißbock-Club hält, kennt es nicht anders, dass die eigene Leidensfähigkeit auf eine harte Probe gestellt wird. Das Jahr 2024 hat den tief gefallenen dreifachen deutschen Fußball-Meister allerdings mit einer nie dagewesenen Zerreißprobe konfrontiert.

Die einjährige Transfersperre in Kombination mit dem siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte und dem drohenden Zerfall der Mannschaft stürzte den FC in die wohl tiefste Krise seiner mehr als 75-jährigen Geschichte. Nach dem 1:4-Offenbarungseid am letzten Spieltag im Abstiegs-Endspiel in Heidenheim blickte das Bundesliga-Gründungsmitglied in eine ungewisse Zukunft.

Es war ein sehr herausforderndes FC-Jahr, bei dem wir das ein oder andere Negativthema produziert haben.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport 1. FC Köln

„Es war ein sehr herausforderndes FC-Jahr, bei dem wir das ein oder andere Negativthema produziert haben“, fasste Sportchef Christian Keller das Desaster aufgehübscht zusammen.

Schließlich hatte sich die Talfahrt der verunsicherten Kölner Abstiegsmannschaft zunächst auch im Unterhaus fortgesetzt. Als die Mission „schnellstmöglicher Wiederaufstieg“ am zehnten Spieltag durch den Sturz auf den zwölften Tabellenplatz frühzeitig zu scheitern drohte, hatte nicht viel gefehlt und Trainer Gerhard Struber wäre am Geißbockheim schon wieder Geschichte gewesen, noch bevor sich die Menschen in Köln mit dem aus dem Red Bull-Universum mitgebrachten „Denglisch“ des Österreichers arrangiert hatten.

Dreierkette und Torwartwechsel

Es wäre auch das Aus für den umstrittenen Geschäftsführer Christian Keller gewesen, der seit seinem Amtsantritt und noch viel mehr nach dem Abstieg unter besonderer Beobachtung steht. Ein zweiter Fehlgriff auf dem Trainerstuhl nach dem als Retter gescheiterten Baumgart-Nachfolger Timo Schultz hätte Keller wahrscheinlich selbst die Weiterbeschäftigung gekostet.

Doch Gerhard Struber bekam rechtzeitig die Kurve. Schwer unter Druck stehend verabschiedete sich der 47-Jährige von seinem spektakulären, aber ertraglosen Offensivfußball und schwenkte um auf einen defensiveren Ansatz.

Struber scheute in der Krise auch vor harten Personalentscheidungen nicht zurück. Der einst zum „Kronprinzen“ im Kölner Tor ausgerufene Jonas Urbig musste seinen im Sommer zugesicherten Stammplatz räumen – und droht seinen Heimatverein nun vielleicht schon im Winter dauerhaft zu verlassen. Der Erfolg gibt Struber allerdings Recht. Mit der Rückbeorderung von Routinier Marvin Schwäbe, der nach dem Abstieg eigentlich gehen wollte und gehen sollte, und insbesondere der Umstellung auf eine Dreier-Abwehrkette konnte der taumelnde Aufstiegsfavorit die Gegentorflut stoppen.

Seit neun Pflichtspielen ohne Niederlage

Es war der Beginn einer Aufholjagd, die den 1. FC Köln zum Jahresende durch neun ungeschlagene Pflichtspiele in Folge – davon gleich sechs ohne Gegentor – zurück in die Spur gebracht hat. Das war nicht immer schön anzusehen, aber dem Zweck entsprechend. Erstmals seit 2010 stehen die Geißböcke wieder im Viertelfinale des DFB-Pokals – auch wenn die Reise Anfang Februar bei Doublesieger Bayer 04 Leverkusen wohl zu Ende gehen dürfte.

Was noch weitaus bedeutsamer ist: Nach dem 1:0-Sieg zum Hinrunden-Abschluss in Kaiserlautern überwintern die Kölner mit drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz plötzlich als Herbstmeister. Der jüngste Aufwärtstrend allein kann die tiefe Wunde des Jahres 2024 zwar nicht heilen. Doch er lässt hoffen auf ein erfolgreicheres neues Jahr, in dem auch dank der Rückkehr auf den Transfermarkt der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingen soll. Und auch muss.

Wir hoffen, dass wir in 2025 öfter positive Themen zum Schreiben anbieten können.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport

Vollständig zur Ruhe kommen wird der 1. FC Köln vermutlich aber nie. Kaum war es sportlich wieder bergauf gegangen, sorgte der nahende Abgang von Markus Rejek für neuen Wirbel. Der Marketing-Experte hatte mit seinem Geschäftsführerkollegen Christian Keller oft über Kreuz gelegen — womöglich zu oft. Keller wiederum war im Zuge seiner Vertragsverlängerung bis 2026 unter Druck geraten, nachdem durch eine Indiskretion das baldige Ende des Vertrags des Sportchefs Ende Februar 2025 an die Öffentlichkeit gelangt war. Auch Torjäger Tim Lemperle wird den selbsterklärten Ausbildungsclub am Saisonende verlassen – nicht als erstes Eigengewächs ablösefrei.

Eines der bestimmenden FC-Themen des nächsten Jahres wird aber ein anderes sein. Im Herbst 2025 stehen Vorstandswahlen auf dem Programm, und es ist ungewiss, ob das auf der jüngsten Mitgliederversammlung nicht entlastete Präsidium um Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich vom neu zusammengestellten Mitgliederrat für eine weitere Amtszeit vorgeschlagen wird. Sicher ist dagegen, dass die handelnden Personen am Geißbockheim unter Zugzwang stehen, den gewaltigen Schaden aus dem Jahr 2024 zu reparieren. Der in Krisenzeiten demonstrierte interne Zusammenhalt sollte ihnen dabei eine wichtige Hilfe sein. „Wir hoffen, dass wir in 2025 öfter positive Themen zum Schreiben anbieten können“, blickte Christian Keller optimistisch voraus. Es wird auch bitter nötig sein.