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Interview

FC-Torwart Marvin Schwäbe
„So wie es jetzt ist, kann es weitergehen“

Lesezeit 6 Minuten
Gelöst und gut gelaunt: FC-Torwart Marvin Schwäbe (r. mit Tim Lemperle) im Trainingslager in Estepona.

Gelöst und gut gelaunt: FC-Torwart Marvin Schwäbe (r. mit Tim Lemperle) im Trainingslager in Estepona.

Marvin Schwäbe ist nach der Rückkehr ins Tor glücklich mit seiner Situation und möchte seinen Vertrag beim 1. FC Köln erfüllen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Marvin Schwäbe (29) gibt sich im Winter-Trainingslager des 1. FC Köln locker und gelöst. Martin Sauerborn sprach mit der Nummer eins des Zweitligisten über den Konkurrenzkampf im Tor mit Jonas Urbig, seine Erfahrung und seine Zukunft bei den Geißböcken.

Herr Schwäbe, Sie spielen hier im Mannschaftsquartier von Estepona mit einigen Teamkollegen häufig Karten. Welches Spiel?

Wizard.

Wie schlagen Sie sich?

Ich gewinne nicht immer, liege aber insgesamt im oberen Drittel. Es ist ein schwieriges Spiel und man muss sich auf die anderen verlassen können.

Mit welcher Taktik spielen Sie, eher defensiv oder offensiv?

Was die Hand hergibt. Aber ich versuche eher, um die Stiche zu kämpfen, als mich einzubuddeln.

Also offensiv im Gegensatz zu Ihrer Aufgabe als Torwart?

Ich muss meinen Offensivgeist ja mal irgendwo rauslassen können (lacht).

Wie gefällt es Ihnen in Estepona?

Wir sind sehr zufrieden. Das Wetter hat mitgespielt. Der Platz ist top, die Bedingungen echt super. Es gibt keinen Grund, sich zu beschweren.

Wie hat Ihnen die Trainingsarbeit der Mannschaft gefallen?

Es war harte Arbeit in der ersten Vorbereitungswoche. Wir haben viel im Bereich der Fitness gemacht und auf der anderen Seite trotzdem Wert auf die Taktik und auf Standards gelegt. Dinge, für die im Ligabetrieb nicht immer genügend Zeit ist.

Wie fühlt es sich an, als Tabellenführer in eine Wintervorbereitung zu gehen?

Das ist für mich ein neues Gefühl. Es ist schön und gibt uns eine gewisse Ruhe. Wir denken deutlich weniger über den Tabellenstand nach, als wenn wir irgendwo im Mittelfeld stehen würden. Es ist gar nicht so präsent und wir können in Ruhe arbeiten. Klar ist, dass wir alles geben werden, damit wir den Platz verteidigen und unseren Vorsprung etwas ausbauen können. Die Tabellenführung ist bei uns aber kein Gesprächsthema.

Sie haben in Dresden schon Erfahrungen als Zweitliga-Torwart gesammelt. Wie fühlt sich diese Spielklasse für Sie an?

Die Zweite Liga ist sehr ausgeglichen. Es gibt keine leichten Spiele und es ist eine schwierige Liga mit unterschiedlichen Systemen und Spielphilosophien. In der Bundesliga kann man sich auf bestimmte Themen einstellen. In der 2. Liga geht es schon mal darum, auf welche Platzverhältnisse man sich einstellen muss. Und die jeweiligen Gegner schauen auf den 1. FC Köln als einen großen Club, dem sie nur zu gerne weh tun wollen.

Wo liegen für einen Torwart die Unterschiede zwischen Bundesliga und 2. Liga?

Das Torwartspiel bleibt ähnlich. Unsere Abläufe und Situationen sind in etwa gleich. Natürlich geht es in der Bundesliga schneller zu und die Spieler haben andere Abschluss-Qualitäten, aber für uns Torhüter sind die Unterschiede nicht so groß wie für die Feldspieler.

Was hat sich unter dem neuen Trainer für Sie verändert?

Durch die Umstellung von Vierer- auf Dreierkette hat sich ein bisschen etwas verändert. Wir sind stärker ins Spiel eingebunden, stehen höher, um die tiefen Läufe und Bälle abzulaufen.

Die Situation für Sie als Torwart war vor der Saison eine komplett andere und auch ungewöhnliche. Von der Nummer eins in der Bundesliga zur Nummer zwei in der 2. Liga. Was hat diese Veränderung mental mit Ihnen angestellt?

Für mich war meine Familie in dieser Zeit ein großer Rückhalt. Wir haben zu Hause viel gesprochen. Sie haben auch gemerkt, dass es nicht immer so einfach für mich war. Da muss ich gar nichts schönreden. Ich wusste aber, was in der Situation als Nummer zwei auf mich zukommt und worauf es ankommt. Ich habe im Training immer mein Bestes gegeben und versucht, mich weiterzuentwickeln. Die Unterstützung von zu Hause war dabei auch total wichtig. Aber jeder weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann.

Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Kiel gab es dann den Wechsel von Jonas Urbig auf Sie. Wie haben Sie die Situation wahrgenommen?

Ich habe versucht, im Training auf mich aufmerksam zu machen, habe mich auf mich konzentriert und alles getan, um zu zeigen, dass ich da bin, wenn es nötig ist. Der Trainer hat mir dann im Pokalspiel gegen Kiel das Vertrauen gegeben. Meine Chance konnte ich nutzen, worüber.

Was hat Gerhard Struber zu Ihnen gesagt, was hat er erwartet?

Genau das, was ich im Training gezeigt habe, was ich der Mannschaft geben kann, das wollte er im Pokal vor mir sehen. Das Spiel gegen Kiel ist mit dem 3:0-Sieg natürlich auch für mich gelaufen.

Welche Rolle hat Ihre Erfahrung mit dieser Mannschaft gespielt?

Erfahrung ist etwas, was man durch Spiele und die Verbindung zu seinen Vorderleuten sammelt. Dass ich mit Timo Hübers und Dominique Heintz vorher viel zusammengespielt habe, spielt sicher eine Rolle. Sie wissen, worauf sie sich verlassen können und worauf sie sich einlassen. Das macht die Abstimmung und das Zusammenspiel automatisch einfacher. Am Ende geht es darum, was tut der Mannschaft gut, was macht uns stark, damit wir die Punkte holen, die wir brauchen. Dazu gehört auch die Systemumstellung und es kam ein Lauf für uns.

Ihr seid in einen Flow gekommen.

Wenn man die ersten vier Pflichtspiele nach einer Systemumstellung zu null spielt, gibt das Sicherheit und das Gefühl; ein Tor kann auch mal reichen. Wenn wir diese Sicherheit behalten, ist das enorm viel wert und wir können in diesem Flow bleiben. Das ist das, was wir in dem Moment gebraucht haben.

Was ist für den mit diesem Flow in dieser Saison FC möglich?

Wir denken von Spiel zu Spiel. Das ist keine Floskel, sondern ein wichtiger Fakt für uns. Für uns geht es jetzt erst einmal darum, in Hamburg Gas zu geben, uns für das 1:2 aus dem Hinspiel zu revanchieren und gegen einen direkten Konkurrenten zu gewinnen.

Sind Sie in Ihrer Karriere schon mal aufgestiegen?

Aufgestiegen noch nicht.

Dann sprechen wir uns nochmal, wenn es so weit ist.

Ich hoffe.

Was bedeutet ein Konkurrenzkampf im Tor grundsätzlich?

Im Tor steht man extrem im Konkurrenzkampf, auch weil der Unterschied im Leistungsvermögen sehr klein ist. Ob ich auf der Bank sitze oder spiele, ich gebe im Training immer mein Bestes, um in den Spielen mein höchstes Niveau zeigen zu können. Der Konkurrenzkampf ist für uns ein ständiger Begleiter.

Und Ansporn?

Immer. Es geht darum, sich auf sich konzentrieren zu können und sich nie gehen zu lassen.

Haben Sie immer noch Wechselabsichten?

Ich fühle mich mit meiner Familie in Köln sehr wohl. Alles andere ist weit weg, darüber brauchen wir nicht reden. So wie es jetzt ist, kann es weitergehen.

Ihr Vertrag läuft bis 2027. Sie bleiben also auch über Sommer 2025 hinaus beim FC?

Genau so ist es.