Der FC-Geschäftsführer äußert sich im Gespräch mit der Rundschau unter anderem zur Zukunft der Eigengewächse Julian Pauli, Damion Downs und Max Finkgräfe.
1. FC KölnChristian Keller erklärt, wie er zukünftig den Abgang von Talenten verhindern will
Florian Wirtz, Justin Diehl und als Nächstes also nun auch Tim Lemperle: Der Vorwurf der Talenteflucht verfolgt den 1. FC Köln spätestens, seitdem der damals 17-jährige Wirtz 2020 zum rheinischen Rivalen Bayer 04 Leverkusen wechselte. Für schmale 200.000 Euro Ablöse, die der FC dafür kassierte, dass er den 2010 als Siebenjähriger aus Brauweiler gekommenen Rohdiamanten schliff. Auf der anderen Rheinseite entwickelte sich Wirtz zum Weltstar, dessen Marktwert fünf Jahre nach seinem Wechsel jenseits der 100 Millionen Euro liegt. Dumm gelaufen für den FC, der Wirtz wahrscheinlich nicht hätte aufhalten können, aber womöglich mehr als die 200.000 Euro aus der Ausbildung des Spielers mitnehmen können.
Christian Keller, der zum Zeitpunkt von Wirtz' Wechsel noch die Geschäfte bei Jahn Regensburg führte, wird immer dann mit diesem Transfer konfrontiert, wenn ein junger, talentierter Spieler den 1. FC Köln ablösefrei verlässt. Keller ist seit April 2022 Sportchef in Köln, und in diesem Zeitraum verließen seiner Meinung nach nur zwei Talente mit dem Potenzial zum Bundesligaspieler die Geißböcke: „Der eine ist Justin Diehl und der andere ist Tim Lemperle“, zählte der 46-Jährige im Trainingslager in Spanien im Gespräch mit der Rundschau auf. Während bei Diehl, der zum VfB Stuttgart wechselte, trotz allen Bemühens der Kölner keine Vertragsverlängerung zustande kam und dies einen unzufriedenen Christian Keller zurückließ, zeigt sich der FC-Geschäftsführer bei Lemperle grundsätzlich zufrieden.
Der 22-Jährige, der mit acht Treffern bester Torschütze der Kölner in der Hinrunde der 2. Fußball-Bundesliga war, hat im vergangenen Sommer zwar auch eine Vertragsverlängerung abgelehnt und wechselt nach dieser Saison zur TSG 1899 Hoffenheim, weil er unbedingt in der Bundesliga spielen möchte. Der U21-Nationalspieler hatte aber vor zwei Jahren seinen Vertrag beim FC verlängert und sich über eine Leihe beim Zweitligisten Greuther Fürth so weiterentwickelt, dass er nach seiner Rückkehr zu einer treibenden Kraft im Aufstiegsrennen für den FC werden konnte. „Wenn Tim bis zum Ende der Saison beim FC spielt und uns beim Erreichen unserer Ziele hilft, hat er seine Pflicht gegenüber dem Club erfüllt“, sagte Keller.
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Obwohl Hoffenheim Interesse daran geäußert haben soll, Lemperle schon im Winter verpflichten zu wollen, ist davon auszugehen, dass er erst im Sommer geht. Die Rechnung für die Kölner lautet so: Hoffenheim wird wohl kaum eine solch hohe Ablösesumme bezahlen, wie den FC ein möglicher Nicht-Aufstieg ohne seinen besten Torjäger kosten würde. Nach den ablösefreien Abgängen von Diehl und Lemperle stellt sich die Frage, wie der FC so etwas künftig verhindern kann. „Man kann sehr frühzeitig bei einem Spieler darauf wetten, bevor zu erkennen ist, ob er es hinkriegt. Wenn es nicht funktioniert, wird die Wette dann sehr teuer bezahlt. Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Diesen Punkt muss man treffen. Im Idealfall läuft es wie bei Elias Bakatukanda. Wir haben mit einem großen Talent, das noch etwas Zeit benötigt, vorzeitig verlängert, so dass er noch drei Jahre bei uns unter Vertrag steht“, erklärte Keller.
Mit Julian Pauli (Vertrag bis 2027), Damion Downs und Max Finkgräfe (beide bis 2026) gibt es allerdings auch junge Spieler, die den Durchbruch in der 2. Liga bereits geschafft haben und zum Stammpersonal im Team von Trainer Gerhard Struber zählen. „Ich hätte gerne, dass Spieler wie Julian Pauli, Damion Downs und Max Finkgräfe länger bei uns unter Vertrag stehen. Bei diesen Spielern laufen die Verträge zwar noch nicht aus, aber wir stehen im Austausch. Es braucht immer das sportliche Commitment eines Spielers, dann kann eine vertragliche Lösung erfolgen“, sagte Keller.
Im Fall von Max Finkgräfe spielt auch die Unzufriedenheit des Spielers eine Rolle. Der 20-jährige Linksverteidiger war in der Bundesliga-Saison 2023/24 durchgestartet, hatte sich dann in der Sommervorbereitung verletzt und seinen Stammplatz an Leart Pacarada verloren. Zuletzt war er aber vermehrt wieder zum Einsatz gekommen und stand auch mit Pacarada auf dem Platz, als dieser in Kaiserslautern in die Dreierkette wechselte. Der VfB Stuttgart soll daran interessiert sein, Finkgräfe zu verpflichtet. Laut „kicker“ hat der FC eine entsprechende Anfrage des Bundesligisten für den Winter abgelehnt. „Es ist normal, dass ein junger Spieler in seiner Leistungskonstanz Wellentäler hat. Max ist in einem harten Konkurrenzkampf mit Leart Pacarada. Den muss er annehmen und Widerstandsfähigkeit beweisen. Wenn er diesen Weg geht, kann er ein noch besserer Spieler werden“, meint Christian Keller, der sich zu einer möglichen Anfrage aus Stuttgart nicht äußern wollte.