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Nations LeagueIn der Brust von Denis Huseinbasic schlagen zwei Herzen

Lesezeit 3 Minuten
Denis Huseinbasic (r.) im Trikot des 1. FC Köln.

Denis Huseinbasic (r.) im Trikot des 1. FC Köln.

Denis Huseinbasic, Mittelfeldspieler des 1. FC Köln, tritt am Freitag mit der bosnischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Deutschland an.

Wenn Denis Huseinbasic irgendwann einmal auf seine Karriere im Profifußball zurückschaut, dann wird womöglich der 11. Oktober 2024 mit als Erstes in seinen Erinnerungen hochkommen. Es ist der Tag, an dem bei ihm zwei Gefühlswelten aufeinanderprallen. Die Nations League-Partie am Freitagabend zwischen der bosnischen und der deutschen Nationalmannschaft stellt für den 23-Jährigen kein Spiel wie jedes andere dar.

Der im hessischen Erbach geborene Sohn bosnischer Eltern nahm ihm vergangenen Jahr noch für die deutsche U21-Auswahl an der Europameisterschaft in Rumänien und Georgien teil, ehe er sich nach Erreichen der Altersgrenze für einen Verbandswechsel entschied und im Juni für das A-Nationalteam Bosniens debütierte, dessen Verantwortliche sich vehement um die Dienste des Mittelfeldspielers bemüht hatten.

Ich bin froh, in Deutschland Fußball spielen zu dürfen, weil es eine große Fußballnation ist mit unglaublichen Fans – gerade in Köln. Mein ganzer Fokus gilt jetzt der Nationalmannschaft und dem Land von Bosnien und Herzegowina.
Denis Huseinbasic

Nun treffen beide Nationen im direkten Vergleich aufeinander. Huseinbasic versucht, die besondere Konstellation so gut es geht auszublenden: „Ich bin froh, in Deutschland Fußball spielen zu dürfen, weil es eine große Fußballnation ist mit unglaublichen Fans – gerade in Köln. Mein ganzer Fokus gilt jetzt der Nationalmannschaft und dem Land von Bosnien und Herzegowina“, sagt der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln gegenüber der Rundschau diplomatisch.

Dass die Partie in der bosnischen Arbeiterstadt Zenica ausgetragen wird, steht fast schon sinnbildlich für die Karriere von Denis Huseinbasic. „Schon in der Regionalliga war klar erkennbar, dass Denis in allen Basistechniken extrem sauber ist, eine hohe Ausdauer- und wiederholte Sprintfähigkeit besitzt und allen voran auch sehr spielintelligent und handlungsschnell ist“, blickt FC-Sportchef Christian Keller zurück.

In allen neun bisherigen Pflichtspielen in der FC-Startelf

„Für den Schritt in die Bundesliga musste er sein Spiel aber auf ein deutlich höheres Intensitätsniveau adaptieren und an körperlicher Stabilität und Robustheit zulegen. Beides ist ihm mit viel Fleiß und harter Arbeit in rasantem Tempo gelungen“, lobt Keller, der das Potenzial des Deutsch-Bosniers „noch lange nicht ausgeschöpft“ sieht. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass er noch weitere Entwicklungsschritte gehen und ein noch besserer Spieler werden wird.“

Unter Trainer Gerhard Struber stand Huseinbasic in allen bisherigen neun Pflichtspielen in der Anfangsformation. „Denis ist sehr bodenständig und bescheiden. Er weiß genau, wo er herkommt, und hat das trotz seines kometenhaften Aufstiegs nie vergessen. Dazu kommen ein gesundes Selbstvertrauen und ein großer Ehrgeiz, sich stetig verbessern und immer gewinnen zu wollen“, erklärt Keller, dem mit der Verpflichtung des ehemaligen Spielers der Kickers Offenbach im Sommer 2022 für schlappe 50.000 Euro Ablöse ein Schnäppchen gelungen war.

Wir sind stolz, dass Denis mit und über uns erst zum deutschen U21-Nationalspieler und nun zum bosnischen A-Nationalspieler geworden ist.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Zweieinhalb Jahre später ist sein Marktwert auf vier Millionen Euro in die Höhe geschnellt. Dem Bundesliga-Abstieg zum Trotz bekannte sich Huseinbasic im Sommer langfristig zu den Kölnern – die Vertragsverlängerung mit dem 66-maligen FC-Profi (6 Tore/7 Vorlagen) ist einer von mehreren Bausteinen für das Unternehmen Wiederaufstieg.

„Wir sind stolz, dass Denis mit und über uns erst zum deutschen U21-Nationalspieler und nun zum bosnischen A-Nationalspieler geworden ist. Das bestätigt uns in unserem Weg, gezielt auf junge Spieler zu setzen, systematisch mit ihnen zu arbeiten und sie so Schritt für Schritt zu gestandenen Profis zu entwickeln“, sagt Christian Keller.

Der nächste Schritt von Denis Huseinbasic erfolgt mit dem Duell seiner beiden Herzensländer, für das er die deutsche Mannschaft trotz Absagewelle weiterhin als Favoriten betrachtet: „Das Spiel gegen Deutschland wollen wir so gut es geht bestreiten und für den nächsten Entwicklungsschritt mit der bosnischen Nationalmannschaft sorgen“, erklärt Huseinbasic, der im fünften Länderspiel für die „Drachen“ vor seiner zweiten Startelf-Berufung steht. Es ist eine Geschichte, wie sie sich der junge Hesse vor noch gar nicht allzu langer Zeit wohl selbst nicht hätte ausmalen können.