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Mitgliederversammlung1. FC Köln erzielt durch Sparkurs Millionengewinn

Lesezeit 3 Minuten

Die Geschäftsführer Philipp Türoff (r.) und Markus Rejek präsentieren auf der Mitgliederversammlung den ersten positiven Jahresabschluss des 1. FC Köln seit 2019.

Erstmals seit vier Jahren kann der 1. FC Köln wieder einen positiven Jahresabschluss vorweisen. Das gab der Club auf seiner Mitgliederversammlung bekannt.

In Zeiten der sportlichen Krise kann der 1. FC Köln zumindest abseits des Rasens ein Erfolgserlebnis vorweisen. Auf dem weiten Weg zur wirtschaftlichen Gesundung ist es dem Fußball-Bundesligisten gelungen, erstmals seit vier Jahren wieder einen positiven Jahresabschluss zu erzielen. Wie der Club am Mittwochabend vor 1199 Besuchern auf der Mitgliederversammlung in der Lanxess Arena mitteilte, wurde das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Gewinn von 12,4 Millionen Euro abgeschlossen.

172,2 Millionen Euro Umsatz (vorher: 148,4) bedeuteten ebenfalls ein deutlich verbessertes Ergebnis gegenüber dem Geschäftsjahr 2021/22, das die Kölner noch mit einem hohen Verlust von 15,7 Millionen Euro beendet hatten. Durch einen harten Sparkurs wurden die Verbindlichkeiten von 66 auf 51 Millionen Euro reduziert. Zudem konnte das auf 3,2 Millionen Euro zusammengeschmolzene Eigenkapital auf 15,7 Millionen Euro wiederaufgebaut werden, wodurch der FC die Bundesliga-Lizenz ohne Auflagen erhielt.

Türoff: „Starkes Jahr mit einem guten Ergebnis“

Geschäftsführer Philipp Türoff freute sich bei der Präsentation der Zahlen über „ein starkes Jahr mit einem guten Ergebnis“ und zog ein zufriedenes Zwischenfazit: „Der Verein ist wirtschaftlich stabil und handlungsfähig. Er wird getragen von mehr als 130.000 Mitgliedern und kann seine gesamtgesellschaftliche Rolle selbstbewusst ausüben.“ Der Finanz-Experte stellte die FC-Mitglieder aber auch darauf ein, dass es weitere Zeit brauche, bis der FC wieder selbstbestimmt agieren könne: „Wir müssen diesen Weg konsequent weitergehen, um den FC auf einem dauerhaft stabilen Fundament wachsen zu lassen.“

Die Zahlen sind geprägt von Sondereffekten. Zu ihnen zählen der im Sommer 2022 getätigte Verkauf der Leistungsträger Anthony Modeste und Salih Özcan an Borussia Dortmund für insgesamt zehn Millionen Euro Ablöse. Die überraschende Qualifikation für die Europa Conference League mit vier zusätzlichen Heimspielen spülte einen Gewinn von 10 Millionen Euro in die leeren Clubkassen. Obendrein wurden die Kaderkosten für die Bundesliga-Mannschaft um 20 Prozent gesenkt, indem eine Gehaltsobergrenze eingeführt wurde und gut dotierte Altverträge aufgelöst oder nicht verlängert wurden. Wie schmal jedoch der Grat ist zwischen Sparzwang und sportlicher Wettbewerbsfähigkeit, zeigt der Fehlstart in die neue Saison, der den für die wirtschaftliche Gesundung so wichtigen Klassenerhalt gefährdet.

Schwarze Null soll künftig auch ohne Sondereffekte stehen

Im nächsten Schritt soll derweil auch ohne Sondereffekte die schwarze Null stehen. „Mit großer Disziplin sind wir unserem Ziel nähergekommen, den FC in seinen Kostenstrukturen so aufzustellen, dass zukünftig auch ohne Sondereffekte positive Geschäftsergebnisse erreicht werden können“, erklärte Philipp Türoff, der dabei auch auf den Rückhalt der Mitglieder baut: „Wir gehen unsere Schritte zu wirtschaftlichem Wachstum mit einem klaren Plan und sehr transparent. Der beste Rückenwind für den FC ist Geschlossenheit und Kontinuität.“

De facto hat der FC allerdings weniger Geld in der Kasse, als es der zweistellige Millionen-Überschuss vermuten lässt. Belastet wird die Bilanz durch den während der Corona-Pandemie getätigten Vorgriff auf zukünftige Sponsorengelder, der sich im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 12,5 Millionen Euro niederschlug. Aus dem gleichen Grund kommen im laufenden Geschäftsjahr noch einmal etwa vier Millionen Euro hinzu. Wie Türoff erklärte, könne der FC erst ab Sommer 2024 wieder mit seinen gegenwärtigen Sponsoren-Einnahmen planen. Eine weitere Belastung stellen Verpflichtungen dar, die noch zurückzuzahlen sind. Zu ihnen zählt die 2021 beantragte Landesbürgschaft über 20 Millionen Euro. Ebenso die 2016 präsentierte Fan-Anleihe, deren Begleichung im nächsten Jahr fällig ist. Laut Türoff ist hierfür ein Betrag von „deutlich unter zehn Millionen Euro“ erforderlich.

Ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag fließt wiederum in die derzeit laufenden Sanierungsmaßnahmen am maroden Clubgelände im Grüngürtel. Türoff drängte in diesem Zusammenhang auf eine Lösung beim weiterhin stockenden Thema Geißbockheim-Ausbau: „Von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Zukunft wird sein, dass die Standortfrage für den FC entschieden wird und der FC die Unterstützung erhält, die seiner herausragenden Bedeutung in der Stadt und der Region gerecht wird“, forderte der Geschäftsführer.