Eric Martel ist schnell beim 1. FC Köln angekommen und gilt als Skhiri-Nachfolger. Martin Sauerborn hat mit ihm gesprochen – auch über den Kölner Karneval.
Interview mit FC-Spieler Eric Martel„Ellyes ist für mich das große Vorbild“
Eric Martel (20) hat sich beim 1. FC Köln als laufstarker Sechser neben Ellyes Skhiri schon in seinem ersten halben Jahr ins Rampenlicht gespielt. Martin Sauerborn hat sich mit dem gebürtigen Straubinger unterhalten, der sich ein Tor wünscht und im Karneval als Pharao unterwegs ist.
Herr Martel, Sie sind seit Sommer 2022 Spieler des 1. FC Köln. Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal in der Heimat, also im bayerischen Straubing?
An Weihnachten. Da war ich vier Tage bei meinen Eltern. Und davor nach den Spielen mit der U21-Nationalmannschaft, also Ende November. Mehr ging tatsächlich zeitlich nicht.
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Weil Sie mit dem FC im ersten Halbjahr der neuen Saison so viele Spiele hatten?
Das sicher auch. Aber da meine Eltern in Straubing leben und meine Freundin in Leipzig, muss ich das immer aufteilen. Meine Freundin habe ich während der Zeit bei RB Leipzig kennengelernt. Im nächsten Sommer ist sie mit ihrer Ausbildung fertig und möchte dann nach Köln kommen.
Dann hat Ihre Freundin Sie sicher schon öfter gefragt, wie Sie sich in Köln fühlen, in der Stadt und beim 1. FC Köln. Was haben Sie geantwortet?
Dass ich mich wirklich sehr wohlfühle in Köln. Mir fällt auch nach angestrengtem Nachdenken nichts Negatives ein (lacht). In der Mannschaft fühle ich mich pudelwohl und verstehe mich wirklich mit allen. Das Training und die Spiele in diesem tollen Stadion machen richtig Spaß. Was soll ich sagen?
Und die Stadt Köln?
Ich wohne sehr zentral und bekomme deshalb sehr viel mit von der Stadt. Es gefällt mir. Und wenn mal Zeit war, habe ich schon einiges ausprobiert. Ich kenne jedenfalls schon eine ganze Reihe von guten Restaurants.
Und jetzt sind Sie mittendrin in der fünften Jahreszeit. Welche Erfahrung haben Sie bislang mit dem kölschen Karneval machen dürfen?
Tatsächlich noch gar keine. Bislang habe ich nur gehört, dass es richtig cool sein soll. Ich bin total neugierig, weil alle, die ich gefragt habe, sagen, Karneval in Köln wäre ein Ausnahmezustand und etwas ganz Besonderes. Bei uns in Bayern ist der Fasching ja nicht so groß.
Was für ein Kostüm haben Sie gewählt?
Als Pharao. Und meine Freundin, die zum Karneval in Köln ist, geht als Kleopatra.
Dürfen Sie am Rosenmontag mit auf einem Wagen fahren?
Für den Wagen bin ich nicht eingeteilt, ich werde mir den Zug von der Tribüne aus ansehen. Darauf freue ich mich sehr.
Sicher mit einem guten Gefühl, denn sportlich läuft es bei Ihnen beim FC. Oder täuscht der Eindruck?
Ich bekomme meine Spielzeiten und denke, dass ich es ganz ordentlich mache.
Das klingt sehr bescheiden. FC-Sportchef Christian Keller hat nach dem 0:0 gegen Ihren Ex-Club Leipzig gesagt, dass Sie beim FC zu den Spielern gehören, die sich sichtlich entwickelt haben. Was sagen Sie dazu?
Ich bin jung und als junger Spieler kann man immer viel dazulernen. Und ich bin auf jeden Fall lernwillig. Wenn ich Fehler mache, versuche ich beim nächsten Mal alles, damit sie nicht wieder passieren. In dem halben Jahr habe ich auf jeden Fall im Spiel mit und gegen den Ball einen Schritt nach vorne gemacht.
Können Sie das etwas präzisieren?
Vor allem im Hinblick auf meinen ersten Kontakt habe ich mich verbessert. Im nächsten Schritt geht es darum, noch ruhiger am Ball zu werden und klarere Pässe nach vorne zu spielen. Das Trainerteam hilft mir sehr und weist mich auf meine Schwächen hin. Wir schauen uns dann die betreffenden Szenen zusammen im Video an und reden viel darüber. So entwickelt sich das.
Sie haben in einem Jugendspiel für Ihren Heimatclub RSV Ittlling beim 5:5 gegen Jahn Regensburg alle fünf Tore für Ihr Team geschossen. Der Jahn hat sie dann verpflichtet. Sie spielen im defensiven Mittelfeld. Steckt das Stürmer-Gen noch in Ihnen?
Das ist schwer zu sagen. Vor allem, weil ich beim FC noch kein Tor geschossen habe. Natürlich hoffe ich, dass ich es noch in mir habe und würde mir auch wünschen, diese Saison noch ein, zwei Mal zu treffen. Da mache ich mir aber auch keinen Druck.
Beim 7:1 gegen Bremen waren Sie dicht dran und gegen Frankfurt haben Sie vielleicht einen Moment zu lang gezögert. Sie gehen nicht sehr häufig mit in die Spitze, oder?
Wenn wir mit zwei Sechsern spielen, kann immer nur einer nach vorne gehen. Wenn Ellyes mitgeht, muss ich absichern. Ich hoffe aber auch auf die Standards, bei denen ich als guter Kopfballspieler ja mit einlaufe.
Gegen Leipzig und Frankfurt haben Sie 90 Minuten an der Seite von Ellyes Skhiri auf der Doppelsechs gespielt. Welche Bedeutung hat er für Ihre Entwicklung als junger Spieler?
Bei Ellyes kann ich mir sehr viel abschauen. Er ist für mich das größte Vorbild hier beim FC. Wenn ich sehe, wie er vor, während und nach dem Training arbeitet, ist das absolut beeindruckend. Ich kann wirklich sehr viel von Flaco lernen.
Sprechen Sie auch viel miteinander? Skhiri ist ja eher der schweigsame Typ und kein Lautsprecher.
Nein, wir sprechen nicht viel. Aber allein dadurch, dass ich sehe, wie er agiert, kann ich extrem viel für mein Spiel aufsaugen.
Gegen Leipzig sind Sie sogar mehr gelaufen an das Laufwunder Skhiri. Haben Sie ihn damit aufgezogen?
Nein, so bin ich nicht (lacht). Das ist eine coole Statistik – für uns beide.
Skhiri hat seinen Abgang im Sommer angekündigt, Salih Özcan ist zu Borussia Dortmund gewechselt. Sieht so aus, als würden Sie kommende Saison noch mehr Verantwortung auf der Sechs übernehmen müssen.
Ellyes ist ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft. Wir werden sehen, wie sich die Situation entwickelt. Ich arbeite jedenfalls hart an mir, um dahin zu kommen, wo er ist.
Haben Sie damit gerechnet, dass sie im ersten halben Jahr so viel Spielzeit haben?
Erhofft hatte ich es mir. Jetzt fühlt es sich natürlich sehr gut an. Die vielen Spiele in der Bundesliga und im Europapokal und die vielen Erlebnisse, die damit verbunden sind, sind zwar an die körperliche und mentale Substanz gegangen, aber das ist auch ein Prozess. Je öfter wir das machen dürfen, desto besser werden wir damit umgehen können. Für mich war das alles eine Riesenerfahrung.
Der FC ist im Jahr 2023 noch ungeschlagen. Was ist noch drin in dieser Saison?
Ich hoffe, viele Punkte für das Team, damit wir schnell die 40 vollmachen und dann nach oben schielen können. Und für mich viel Spielzeit und ein Tor.
Zur Person: Eric Martel
17 von 22 Bundesligaspielen des 1. FC Köln in der laufenden Saison hat Eric Martel als Sommer-Neuzugang absolviert und stand dabei zwölf Mal in der Startelf. Dazu kommen fünf Einsätze in sechs Conference League-Partien und ein Spiel in der Conference League-Qualifikation gegen Fehérvár FC.
Martel wurde am 29. April 2002 in Straubing geboren und kam über seinen Heimatclub zu Jahn Regensburg. Von dort aus ging es im Sommer 2017 in den Nachwuchs von RB Leipzig, wo er es bis in den Profikader schaffte. Durchsetzen konnte er sich allerdings nicht, sodass er im Januar 2021 zu Austria Wien ausgeliehen wurde, wo der Ex-FC-Co-Trainer Manfred Schmid Chefcoach war. In 56 Pflichtspielen für die Austria erzielte Martel vier Tore und gab sechs Vorlagen.
Nach Ende seiner Leihe verpflichtete ihn der FC für 1,2 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig. Sein Marktwert wird mittlerweile auf vier Millionen Euro taxiert. Eric Martels Vertrag in Köln läuft bis zum 30. Juni 2026. (sam)