Borussia Mönchengladbach blieb beim 1:3 im Derby beim 1. FC Köln alles schuldig. Die Fans verweigerten nach dem Schlusspfiff ihre Unterstützung.
Gladbacher DerbypleiteTotenstille im Lager der Energielieferanten
Es klang richtig gut, was Gerardo Seoane von seinem Wochenende mit den Gladbacher Spielern berichten konnte. Zumindest bis zum Sonntagnachmittag um kurz nach halb vier. Die Stunden, bevor das rheinische Derby im zugequalmten Kölner Stadion mit siebenminütiger Verspätung angepfiffen wurde, stimmten den Cheftrainer der Borussia entsprechend zuversichtlich. „Den ganzen Tag über, und auch schon beim Abschlusstraining am Samstag hatte die Mannschaft eine gute Energie, war sehr lebendig, sehr kommunikativ. Deshalb hatte ich eigentlich ein sehr gutes Gefühl“, erzählte der 44-Jährige – nachdem seine frohen Erwartungen beim 1:3 in der Domstadt recht zügig in Schutt und Asche gelegt worden waren.
Über ihre extrem laue erste Halbzeit herrschte bei den Gästen immerhin absolute Einigkeit. Als „unterirdisch“ bezeichnete Sportchef Roland Virkus den Auftritt der Fohlenelf vor der Pause, den die Kölner mit nur einem Treffer sehr gütig bestraften. „Wir hatten eine wirklich schreckliche erste Halbzeit, die wir uns nicht erklären können“, klagte Kapitän Julian Weigl. Und die Analyse des zuständigen Übungsleiters klang so: „Wir haben nicht ansatzweise das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben. Das war in allen Belangen ungenügend.“
Nach einer kurzen Stippvisite bei seinem Team sprach Seoane dann von „Totenstille in der Kabine“. Ein radikaler Stimmungsumschwung im Kreise der vor der Partie noch so mitteilsamen Kicker – den sie mit der eigenen Anhängerschaft gemeinsam hatten: Erstmals in dieser Saison verweigerten die Gladbacher Fans dem Team nach einer Partie die aufmunternde Unterstützung, sondern ließen ihrer Enttäuschung freien Lauf.
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„Ich verstehe absolut, dass sie sauer sind nach diesem Auftritt“, kommentierte Nico Elvedi die wütenden Reaktionen aus dem Fanblock. Der Schweizer Innenverteidiger, Schütze des zwischenzeitlichen Ausgleichs, hatte schließlich miterlebt, wie die Borussen zum Energielieferanten für ihren rheinischen Rivalen wurden: Die ehemaligen Kölner Schlusslichter kletterten mit ihrem ersten Saisonsieg vorbei an Mainz und Bochum auf den Relegationsplatz – dank der allgemeinen Apathie der Gladbacher und zwei folgenschweren Aktionen ihres Mittelfeldakteurs Kouadio Koné.
So verschaffte der abgespreizte Arm des Franzosen dem FC erst den Handelfmeter zur frühen Führung. Und wenige Minuten nach Elvedis Treffer zum 1:1 sah Koné wegen eines üblen Tritts gegen den Knöchel von Dejan Ljubicic die Rote Karte, für die er mittlerweile bereits für zwei Spiele gesperrt wurde. In Überzahl schöpfte der FC gegen die gerade dezent aufkommenden Borussen sofort frischen Mut und bekam zwei Minuten nach Konés Platzverweis den zweiten Strafstoß zugesprochen. Diesen verwandelte Kainz im zweiten Anlauf schließlich zum 2:1, und Gästecoach Seoane erörterte später: „Die Rote Karte war wegweisend.“
Großer Druck vor dem Heimspiel gegen Heidenheim
Auch Sportchef Virkus erachtete die Partie, die da noch remis stand, bereits in dem Moment als „entschieden“ und stellte mit Blick auf das stark verjüngte Ensemble des Rautenklubs in einer Mischung aus Realitätssinn und Ernüchterung fest: „Wir lernen gerade, auf Kosten der Ergebnisse. Trotzdem haben wir eigentlich gedacht, dass wir ein bisschen weiter sind.“
Der unerwartete Rückschlag in Müngersdorf hat die Niederrheinischen bis auf zwei Punkte an die Abstiegsränge heran gedrückt. Entsprechend große Bedeutung kommt nun dem Heimspiel am nächsten Samstag gegen Heidenheim zu. „Wir müssen dieses Derby hart analysieren und aufbereiten“, regte Julian Weigl als Vorbereitung auf das Duell mit dem Aufsteiger an, erinnerte bei der Gelegenheit aber auch an das große Ganze: „Dass wir ein schwieriges Jahr vor uns haben, war uns allen vorher bewusst.“