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1. FC KölnWarum sich der Poker um Benedict Hollerbach in die Länge zieht

Lesezeit 3 Minuten

Benedict Hollerbach schwang sich mit drei Toren in der Relegation zum Aufstiegshelden des SV Wehen Wiesbaden auf.

Seit Wochen kämpft der 1. FC Köln um eine Verpflichtung von Tempo-Dribbler Benedict Hollerbach. Doch bei den Verhandlungen mit dem SV Wehen Wiesbaden sind Geschick und Geduld gefragt.

Als der SV Wehen Wiesbaden zu Wochenbeginn die Saisonvorbereitung aufnahm, war auch der Aufstiegsheld mit dabei. Die Rede ist von Benedict Hollerbach, der die Hessen in der Relegation gegen Arminia Bielefeld mit drei Toren fast im Alleingang zurück in die Zweitklassigkeit geschossen hat. Das war Anfang Juni. Schon zu diesem Zeitpunkt war an die Öffentlichkeit durchgedrungen, dass sich Fußball-Bundesligist 1. FC Köln nur allzu gerne die Dienste des Tempo-Dribblers sichern würde.

Fast einen Monat später gehört Hollerbach allerdings noch immer dem SVWW an. Durch den Aufstieg in die Zweite Liga hat sich das Arbeitspapier des 22-Jährigen automatisch um eine Spielzeit bis 2024 verlängert. Andernfalls wäre er ablösefrei zu haben gewesen. Daraus ergibt sich: Wer Hollerbach aus Wiesbaden loseisen möchte, muss eine Ablöse auf den Tisch legen, die nach den jüngsten Galavorstellungen des gebürtigen Bayern über die Millionen-Grenze gestiegen ist.

Der neue Marktwert des Spielers wird bei „transfermarkt.de“ mit 1,2 Millionen Euro beziffert. Die erst Ende Mai durch den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ausgesetzte Transfersperre hatte die Geißböcke daran gehindert, im Werben um Hollerbach frühzeitig Nägel mit Köpfen zu machen – und den Offensivmann zu günstigeren Konditionen zu erhalten.

Es war und ist nicht unser Ziel, Benedict Hollerbach und Brooklyn Ezeh zu veräußern, aber nicht jeder Transfer lässt sich verhindern.
Nico Schäfer, Geschäftsführer SV Wehen Wiesbaden

Positiv aus Kölner Sicht ist dagegen, dass es am Willen des Spielers wohl nicht scheitern wird. Nach Rundschau-Informationen präferiert Benedict Hollerbach nach wie vor einen Wechsel zum FC. Aus der Bundesliga gibt es mindestens einen Konkurrenten, der sich ebenfalls um eine Verpflichtung des auch mit Ball rasend schnellen Angreifers bemüht. Wie der „kicker“ berichtete, steht Hollerbach auf der Einkaufsliste des 1. FC Heidenheim. Der Aufsteiger dürfte zwar mit der Aussicht auf einen Stammplatz locken, geht aber als turmhoher Außenseiter in seine erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte.

Der 1. FC Köln ist da mehrere Schritte weiter. Die Geißböcke stehen vor ihrer fünften Erstliga-Spielzeit in Folge, womit sie sich auf einem guten Weg befinden, wieder fester Bestandteil der Bundesliga zu werden. Was die Arbeit rund um das Geißbockheim jedoch erschwert, sind neben widrigen Trainingsbedingungen finanzielle Altlasten, die auch bei der Zusammenstellung des Kaders für die Saison 2023/24 ein besonders geschicktes Händchen von den Verantwortlichen erfordern.

Mit den ablösefreien Verpflichtungen von Leart Paqarada, Jacob Christensen und Jonas Nickisch sowie der Leihe von Luca Waldschmidt hat der als harter Verhandler bekannte FC-Sportchef Christian Keller das auf bis zu sieben Millionen Euro geschätzte Transferbudget bislang kaum belastet. Was allerdings nicht bedeutet, dass der FC bei seinen weiteren Transferaktivitäten überhohe Forderungen bereit sein wird zu erfüllen. Die 2022 angetretene Geschäftsführung um Keller, Philipp Türoff und Markus Rejek verfolgt einen Sanierungsauftrag mit unverhandelbaren Leitlinien.

Tauschgeschäft bei Benedict Hollerbach reine Spekulation

Der SV Wehen Wiesbaden wiederum versucht, möglichst viel Ablöse für den abwanderungswilligen Benedict Hollerbach einzustreichen. Als Gustaf Nilsson im Sommer 2022 zum belgischen Erstligisten Saint Gilloise wechselte, ließen sich die Hessen den Verlust ihres Torjägers mit rund einer Million Euro entschädigen. Einen hohen sechsstelligen Betrag soll der SVWW auch für den am Dienstag vollzogenen Verkauf von Linksverteidiger Brooklyn Ezeh an Hannover 96 erhalten haben. Ein mögliches Tauschgeschäft bei Hollerbach gehört derweil ins Reich der Spekulationen.

Wiesbadens Geschäftsführer Nico Schäfer hatte kürzlich in der „FAZ“ bekräftigt: „Es war und ist nicht unser Ziel, Benedict Hollerbach und Brooklyn Ezeh zu veräußern, aber nicht jeder Transfer lässt sich verhindern. Wenn wir entsprechend dafür vergütet werden, sind wir auch darauf vorbereitet und können ebenfalls auf dem Transfermarkt mit mehr Spielraum tätig werden.“ Die Freundschaft, die zwischen Schäfer und FC-Trainer Steffen Baumgart besteht, muss also für den Zeitraum der Verhandlungen kürzertreten.