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FC-MitgliederversammlungDie aktive Fanszene macht ihre Interessen deutlich

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1.FC Köln, LanxessArena, Mitgliederversammlung, elektronisches Abstimmungsgerät (1. FC Köln), 27.09.2023, Bild: Herbert Bucco


 


Herbert Bucco

Ein FC-Mitglied nutzt ein elektronisches Abstimmungsgerät bei der Mitgliederversammlung.

Der 1. FC Köln steht vor einer strukturellen Wende, wobei das einflussreiche Fanbündnis „Südkurve e.V.“ die Art und Weise, wie der Verein gemanagt wird, neu ordnet.

Der 1. FC Köln ist ein Mitglieder-zentrierter Verein. Vereinsführung und Mitglieder werden nicht müde, dies zu betonen und ihren Stolz darüber zum Ausdruck zu bringen. Die Satzung, die der Club sich gegeben hat, soll diesem Ziel dienen. Demnach ist die Nicht-Entlastung des Vorstands auf Empfehlung des Aufsichtsgremiums Mitgliederrat durch die Mitglieder als höchstem Organ des Clubs als ein Akt der Unzufriedenheit einzuordnen. Das Mitglied eines Fußballvereins darf sauer sein, wenn sein Herzensclub unter dem Joch einer selbstverschuldeten Transfersperre absteigt.

Die Vorgänge auf der Mitgliederversammlung legen aber den Schluss nahe, dass eine Machtübernahme durch die aktive Fanszene im Gange ist. Wenn der „Südkurve e.V.“ vor der Wahl zum Mitgliederrat eine Empfehlung ausspricht und anschließend werden genau die zwölf empfohlenen Kandidaten gewählt, reift der Gedanke, dass das Fanclub-Bündnis auch die Fäden zieht, wenn es darum geht, ein neues Vorstandsteam zusammenzustellen. Immerhin könnte dann der Traum von einer Fanabteilung im Club Realität werden und das Thema „Stadionverbote“ und „Pyrotechnik“ mehr im Sinne der Fans behandelt werden.

Unzufrieden mit dem Mitgliederat

Das ist zu kurz gedacht. Es geht nicht um einen Machtkampf, sondern um ein konstruktiveres Miteinander. Das im Vergleich zu den Mitgliederratswahlen knappe Ergebnis bei der Abstimmung zur Entlastung lässt vermuten, dass es keine offizielle Empfehlung der Südkurven-Verantwortlichen zu diesem Thema gab.

Bei der Mitgliederratswahl hat das Fanbündnis dagegen seinen Einfluss gezielt geltend gemacht, weil es als einzige organisierte Gruppe im 140. 000 Mitglieder starken FC dazu in der Lage ist— und auch ein Interesse daran hat, seine Unzufriedenheit mit dem Gremium zum Ausdruck zu bringen. Die Südkurve, die sich seit geraumer Zeit in einem verbesserten Dialog mit der FC-Führungsspitze befindet, hat den Kandidaten im Vorfeld einen Fragenkatalog zugesandt und als Interessensgemeinschaft nach dieser Befragung eine Empfehlung mit dem Ziel ausgesprochen, dass sich die Arbeit im Mitgliederrat verbessert.

Der noch amtierende Vorstand sollte im Sinne des 1. FC Köln so schnell und intensiv wie möglich mit dem neuen Mitgliederrat in Kontakt treten und das zerrüttete Vertrauensverhältnis wieder aufbauen. Und dann unbeirrt an den positiven Entwicklungen im Verein zusammen weiterarbeiten — ohne jeden Blick auf die Vorstandswahlen 2025.