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Talente müssen sich geduldenBaumgart setzt in FC-Krise auf Erfahrung

Lesezeit 4 Minuten

FC-Stürmer Damion Downs (l.) feierte in Bremen sein Bundesliga-Debüt.

Mit Max Finkgräfe und zuletzt Damion Downs feierten in dieser Saison bereits zwei Talente des 1. FC Köln ihr Bundesliga-Debüt. Den Ausweg aus dem Fehlstart sollen aber die arrivierten Kräfte schaffen.

Es fehlten nur Zentimeter und Damion Downs (19) hätte sein Debüt in der Fußball-Bundesliga gleich mit einem Tor gekrönt. Eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit war das spät eingewechselte Sturm-Talent aus kurzer Distanz per Kopf am Aluminium gescheitert. So blieb es bei der 1:2-Niederlage in Bremen, die für den 1. FC Köln einen schweren Rückschlag bedeutete bei der Suche nach einem Ausweg aus dem Fehlstart. „Wir wissen, in welch schwieriger Situation wir uns befinden“, erklärte Trainer Steffen Baumgart zum Auftakt der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den fulminant aus den Startlöchern gekommenen VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr).

Downs ist das zweite Eigengewächs der Geißböcke, das in der noch jungen Saison 2023/24 seinen Einstand im deutschen Oberhaus feierte. Am ersten Spieltag hatte sich Max Finkgräfe (19) vor mehr als 80.000 Zuschauern in Dortmund beweisen dürfen und bei der 0:1-Niederlage mit einem mutigen Auftritt für Bewunderung gesorgt. Umso mehr überraschte es, dass der linke Außenbahnspieler bislang keine weitere Einsatzchance bei den Profis erhalten hat. Stattdessen fand sich Finkgräfe zur Sammlung von Spielpraxis zuletzt in der Regionalliga-Mannschaft wieder.

Was durchaus Fragen aufwirft hinsichtlich der Konsequenz bei der Integration von Nachwuchsspielern. Schließlich hat sich der 1. FC Köln als selbsternannter Ausbildungsclub zum Ziel gesetzt, jährlich ein Talent aus seiner erfolgreichen Jugend im Bundesliga-Team zu etablieren. Nach Jan Thielmann hat in den vergangenen Jahren allerdings kein Eigengewächs mehr dauerhaft den Sprung geschafft.

Wenn wir jetzt die Hoffnung auf 19-jährige A-Jugendliche legen, dann wird es glaube ich schwierig. Jetzt müssen die ran, die Erfahrung haben.
Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Köln

Steffen Baumgart machte am Dienstag deutlich, dass er im Kampf gegen die Krise lieber arrivierten Kräften vertraut. „Wenn wir jetzt die Hoffnung auf 19-jährige A-Jugendliche legen, dann wird es glaube ich schwierig. Jetzt müssen die ran, die Erfahrung haben“, erklärte der FC-Coach seinen Standpunkt. Damion Downs, der am Dienstag erkrankt fehlte, wird sich also genau wie Max Finkgräfe gedulden müssen. „Ich glaube nicht, dass er so weit ist, um uns dahin zu bringen, wo wir hin wollen“, sagte Baumgart über den in der Offensive flexibel einsetzbaren Deutsch-Amerikaner. Und weiter: „Wir sollten jetzt nicht nach den kleinsten Strohhalmen greifen. Sondern nach denen, die auf dem Platz stehen. Ich greife lieber nach Strohhalmen, die ein bisschen dicker sind.“

Zur Wahrheit des Kölner Fehlstarts gehört allerdings auch, dass mehrere der von Steffen Baumgart bevorzugten erfahreneren Spieler außer Form sind. Die als Leistungsträger eingeplanten Luca Waldschmidt, Florian Kainz, Dejan Ljubicic und Linton Maina konnten dem FC in den fünf sieglosen Spielen noch nicht wie erhofft helfen. Zudem sorgten die Joker Sargis Adamyan und Steffen Tigges für keine Impulse von der Bank. Baumgart vermutet ein mentales Problem bei seinem Team: „Wir sind in einer Situation, in der wir schnell aus den Abläufen geraten, wenn etwas nicht so läuft. Vielleicht hat das ein oder andere auch mit dem Kopf zu tun. Es ist klar, dass die Jungs nicht vor Selbstvertrauen strotzen.“

Steffen Baumgart kündigt lange Mannschaftssitzung an

Schafften es die Kölner in Baumgarts ersten beiden FC-Jahren, die individuelle Überlegenheit vieler Kontrahenten mittels eines starken Kollektivs zu kompensieren, funktionieren in dieser Saison zu viele Spieler noch nicht wie gewohnt. „Wir machen die Sachen nicht gut genug, um Spiele zu gewinnen. Es gibt Dinge, die wir verändern müssen, sonst jammern wir jede Woche“, mahnte Baumgart, der für Mittwoch eine ausgiebige Mannschaftssitzung ankündigte: „Es geht darum, dass wir jetzt alles genau auseinandernehmen. Es wird eine längere Analyse, in die wir reingehen müssen.“

Dass der FC auf seinen Fehlstart in Form einer Nachverpflichtung reagieren wird, hält Baumgart derweil für unwahrscheinlich: „Natürlich wissen wir, welche Spieler keinen Vertrag haben. Unter den Jungs, die auf dem Markt sind, gibt es ganz viele gute Fußballer. Das bedeutet aber nicht, dass wir noch jemanden holen“, erklärte der FC-Coach, der zu bedenken gab: „Ich finde es schwierig, jemanden aus der Arbeitslosigkeit zu holen und zu sagen: Jetzt bist du der Richtige.“

Für die Mitgliederversammlung am Mittwoch (18 Uhr, Lanxess Arena), der traditionell auch das Profiteam einen Besuch abstatten wird, hofft Baumgart trotz angespannter sportlicher Situation auf einen ruhigen Verlauf: „Ich kann nicht einschätzen, wie die Stimmung sein wird. Ich hoffe nur, dass keine Töpfe dran sein werden, wenn sie Blumen mitbringen.“