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UmfrageFast zwei Drittel der Kölner gegen FC-Ausbau am Geißbockheim

Lesezeit 3 Minuten

Hier, auf der Gleueler Wiese neben der Militärringstraße, möchte der FC gerne drei Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder bauen

  1. Das britische Meinungsforschungsinstitut YouGov wollte wissen, ob die Debatte um den geplanten Bau dreier Kunstrasenplätze im Grüngürtel die Wahlentscheidung der Bürger beeinflusst.
  2. Über das Ergebnis dürfen sich nur die Grünen freuen.

Köln – Knapp zwei Drittel der Kölner lehnen die Erweiterungspläne des 1. FC Köln im Grüngürtel ab. Darüber hinaus hat das Thema offenbar direkten Einfluss auf die Wahlentscheidung vieler Menschen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts „YouGov“, die im Auftrag der Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ durchgeführt wurde.

Befragt wurden 510 Bürger. Von den Befragten gaben 63 Prozent an, die Pläne des Fußball-Bundesligisten „komplett“ oder „eher“ abzulehnen. 26 Prozent befürworten den Ausbau, der Rest machte keine Angabe.

Direkter Einfluss auf die Wahlentscheidung

Der FC plant den Bau von drei Kunstrasenplätzen und vier Kleinspielfeldern auf der Gleueler Wiese parallel zum Militärring. Zudem soll neben dem Franz-Kremer-Stadion auf der Fläche eines Kunstrasenplatzes ein Jugendleistungszentrum entstehen. CDU, SPD und FDP im Stadtrat unterstützen das Vorhaben. Laut der Umfrage würden 64 Prozent der Befragten vor diesem Hintergrund diese Parteien „nicht“ oder „eher nicht“ wählen, wenn morgen Kommunalwahl wäre. 26 Prozent würden trotzdem CDU, SPD oder FDP wählen, zehn Prozent äußerten sich nicht. Die Bürgerinitiative sprach von einem Ergebnis, das die Politik im Hinblick auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr „nicht unbeachtet lassen sollte“.

Wie sehr das Thema die Menschen in Köln bewegt, hat sich jüngst bei der Offenlage der Ausbaupläne gezeigt. Rund 7000 Menschen beteiligten sich am Verfahren, schickten Stellungnahmen für und gegen das Vorhaben an die Stadt – ein absoluter Rekord. Sowohl der FC als auch die Gegner des Projekts hatten die Bürger dazu aufgerufen, sich schriftlich zu äußern.

Keine Entscheidung dieses Jahr

Angesichts der vielen Eingaben wird die Verwaltung Monate brauchen, sie zu sichten, zu ordnen und abzuwägen. Mit einer Entscheidung des Stadtrats, ob er die Erweiterungspläne des FC vorantreibt, ist daher in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen. Brisanz gewann das Thema jüngst, als Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem FC empfahl nach Alternativstandorten zu suchen.

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sagte der Rundschau: „Die Frage, ob wir unsere landschaftsverträglichen Pläne umsetzen können, wird nicht in einzelnen Umfragen entschieden, sondern in einem regulären Planverfahren. Wir sind mit der Verwaltung der Stadt Köln bewusst in ein Verfahren gegangen, das transparent ist und öffentlich von den Bürgern diskutiert werden kann.“ Man habe „von einer demokratisch legitimierten Mehrheit im Rat einen Aufstellungsbeschluss und grünes Licht des Regionalrats erhalten. Zudem gibt es von unseren 110 000 Mitgliedern und 250 000 im Sport organisierten Kölnern breite Unterstützung.“

CDU-Chef Bernd Petelkau erklärte: „Wir richten unsere Politik nicht nach Umfragen aus, uns geht es um Sachargumente.“ Gleichwohl nehme man die Einwendungen der Bürger „sehr ernst“. Auch FDP-Fraktionschef Ralph Sterck betonte, seine Partei mache ihre Politik „natürlich nicht von Umfragen abhängig“, sondern orientiere sie danach, „was wir für Köln für das Beste halten“. Man müsse aber noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Die SPD erklärte, es bleibe unverändert bei ihrem Ja zu den Ausbauplänen. Grünen-Chefin Katja Trompeter freute sich über das Ergebnis. „Es bestätigt, dass Klimaschutz für die Menschen immer wichtiger wird.“

Kommentar von Michael Fuchs

Die Umfrage zum FC-Ausbau bringt weiteren Zündstoff in die Debatte um den Grüngürtel. Zwar geben sich CDU, SPD und FDP demonstrativ unbeeindruckt von der Befragung, wonach zwei Drittel der Kölner das Projekt ablehnen und die Unterstützerparteien nicht wählen würden.

Doch je näher die Kommunalwahl rückt, desto interessanter wird für alle Parteien die Frage, wie wichtig Umweltthemen für die Wähler sein werden. Die OB hat sich ja bereits klar für mehr Klimaschutz positioniert. Vor diesem Hintergrund ist der FC gut beraten – wenn auch nicht öffentlich, so doch intern –, über mögliche Alternativen zum Grüngürtel nachzudenken. Denn selbst wenn der Rat das Projekt vor der Kommunalwahl beschließen sollte, sind Klagen dagegen vorprogrammiert.