Köln – Der 1. FC Köln befindet sich im Frühjahr 2022 in einer ungewohnt komfortablen Situation. Anders als in den vorherigen beiden Jahren, in denen sich der Fußball-Bundesligist den Klassenerhalt erst im letzten Moment sichern konnte, herrscht nun bereits zur Rückrunden-Hälfte Klarheit darüber, dass die Geißböcke auch in der kommenden Spielzeit dem Oberhaus angehören werden. Bei einem dicken Polster von 13 Punkten auf den Relegationsplatz und nur noch zehn ausstehenden Spielen gibt es am Erreichen des vorrangigen Saisonziels keine ernsthaften Zweifel mehr.
Wird es das obere Drittel oder das Mittelfeld?
Offen ist noch, ob dem FC nach 2017 erneut ein Europa-Coup gelingt. Der Ausgang der anstehenden Reifeprüfungen gegen die Topteams TSG Hoffenheim (Sonntag, 17.30 Uhr/heim), Bayer 04 Leverkusen (13. März/auswärts) und Borussia Dortmund (20. März/heim) wird eine klare Tendenz vorgeben, ob es für die Kölner tatsächlich weiter geht in Richtung oberes Tabellendrittel. Oder ob sie sich eher im gesicherten Mittelfeld einreihen werden.
Die Planungssicherheit in Sachen Klassenerhalt eröffnet der aktuellen Sportlichen Leitung um Interims-Sportchef Jörg Jakobs und Lizenzspielerleiter Thomas Kessler sowie dem zum 1. April dazustoßenden neuen Sport-Geschäftsführer Christian Keller die Möglichkeit, frühzeitig erste Personalentscheidungen in die Wege zu leiten.
Tomas Ostrak verlässt den FC auf eigenen Wunsch
Die erste ist inzwischen gefallen – und bedeutet einen Abgang. Tomas Ostrak wird die Geißböcke mit Abschluss dieser Saison auf eigenen Wunsch verlassen. Das Offensiv-Talent konnte sich mit den Geißböcken nicht darauf verständigen, den zum 30. Juni auslaufenden Vertrag zu verlängern. „Die Vorstellungen der Spielerseite waren andere wie die des Clubs“, begründet Thomas Kessler gegenüber der Rundschau die Trennung von Ostrak, die allerdings nicht ganz überraschend kommt. Schließlich konnte sich der junge Tscheche, der in der vergangene Saison in seine Heimat an MFK Karvina und im Jahr davor an den TSV Hartberg nach Österreich verliehen war, auch in der Spielzeit 2021/22 bei den Kölner Profis nicht vollumfänglich durchsetzen. Nach 24 Spieltagen steht der tschechische U21-Nationalspieler bei lediglich 20 Einsatz-Minuten in der Bundesliga. Dazu kommen 45 Minuten im Pokal.
Dennoch bestand beim FC die Überlegung, seinen früheren U19-Kapitän, der seit 2016 im Club ist, weiter zu binden. „Wir hätten uns durchaus vorstellen können, Tomas auf diesem Niveau weiterzuentwickeln“, sagte Kessler. Ostrak entschied sich offenbar auch auf Druck des Beraters dagegen – und steht stattdessen vor einem Wechsel in die Major League Soccer (MLS).
Weitere Entscheidungen stehen nächste Woche an
Der 22-Jährige soll sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem künftigen MLS-Club St. Louis City SC befinden. Ostrak wäre nach den Innenverteidigern Rafael Czichos (Chicago Fire) und Robert Voloder (Sporting Kansas City) sowie Reserve-Torwart Julian Roloff (Cavalry FC) der bereits vierte Akteur mit Kölner Vergangenheit, der innerhalb weniger Monate seine Karriere in Übersee fortsetzt.
Weitere Entscheidungen stehen in den kommenden Wochen an, zumal auch die Arbeitspapiere der Mainzer Innenverteidiger-Leihgabe Luca Kilian (22), von Rechtsverteidiger Benno Schmitz (27), Linksverteidiger Jannes Horn (25) sowie den Offensivspielern Florian Kainz (29) und Louis Schaub (27) im kommenden Sommer auslaufen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Während die Gespräche mit den Leistungsträgern Schmitz und Kainz bereits in vollem Gange sind (die Rundschau berichtete), müssen sich die Reservisten Horn und Schaub dem Vernehmen nach noch in Geduld üben. Schaub hatte Ende Januar im Gespräch mit dieser Zeitung starkes Interesse signalisiert, dem FC erhalten zu bleiben: „Ich habe immer gesagt, dass meine Familie und ich uns hier sehr wohl fühlen. Deswegen wäre ich bezüglich einer Verlängerung sehr offen.“ In der Personalie Kilian verfügen die Geißböcke indes über eine Kaufoption, die bei zwei Millionen Euro liegt.
Die Verhandlungen gestalten sich generell komplizierter als in Vor-Corona-Zeiten. Der von der Pandemie mit voller Wucht getroffene 1. FC Köln ist angesichts eines Umsatzverlusten von mehr als 85 Millionen Euro dazu gezwungen, die Vertragswerke in Zukunft leistungsorientierter zu gestalten.