Köln – Sebastian Andersson ist rein optisch der Prototyp eines Skandinaviers: groß, blond und stets mit einem freundlichem Lächeln unterwegs. Als am Mittwoch nach dem Vormittagstraining die Sprache auf die kommende Woche und Anderssons Berufung in die Fußball-Nationalmannschaft Schwedens kam, reagierte der neue Torjäger des 1. FC Köln allerdings sehr ernst. „Ich weiß nicht, ob es ein Risiko gibt. Ich werde mit dem Nationaltrainer sprechen und dann werden wir sehen.“
Überzeugend klang das nicht, eher vorsichtig und etwas verunsichert. Sollte Andersson nach dem Bundesliga-Derby am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach zur Nationalelf fahren, müsste er zwischen dem 8. und 14. Oktober in Schweden gegen Russland und danach in der Nations League in Kroatien und Portugal antreten. „Wo gibt es aktuell eigentlich keine Corona-Risikogebiete?“, fragte FC-Sportchef Horst Heldt und hofft auf eine klare Vorgehensweise: „Ich bin gespannt, wie es diesmal gehändelt wird. In der ersten Länderspielpause im Oktober gab es teilweise ein Chaos und Nationen sind in Risikogebiete gereist. Es ist zu hinterfragen, ob das grundsätzlich sinnvoll ist.“
Viele Kölner auf Länderspielreise
Die Kölner sind in dieser Hinsicht ein gebranntes Kind. Neuzugang Dimitrios Limnios war nach dem Auftritt der griechischen Nationalmannschaft im Kosovo positiv getestet worden und konnte deshalb erst mit zweiwöchiger Verspätung nach Köln reisen. „Es ist schwierig für die Spieler, die teilweise fremdbestimmt sind. Bei einer Einladung können sie nicht so einfach sagen, ich komme nicht“, gab Horst Heldt zu bedenken.
Andersson und Limnios sind nächste Woche nicht die einzigen betroffenen FC-Profis. Neben Sebastiaan Bournauw, der am Mittwoch erstmals für die A-Nationalmannschaft Belgiens nominiert wurde und Salih Özcan (DFB U21), der in der EM-Qualifikation ins Risikogebiet Moldau reisen muss, sind auch Ellyes Skhiri (Tunesien) und Neuzugang Ondrej Duda (Slowakei) unterwegs. Neben dem Infektionsrisiko und der Gefahr nach der Rückreise in Quarantäne gehen zu müssen, erschweren die Abstellungen natürlich auch den Findungsprozess innerhalb des Geißbock-Teams.
Findungsprozess mit zerrupftem Kader
„Die Automatismen greifen noch nicht“, hatte Horst Heldt nach der bitteren 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld beklagt. Nichts wirklich Ungewöhnliches, wenn die Neuzugänge erst kurz vor Saisonbeginn und quasi nach der Vorbereitung kommen. „Natürlich braucht es immer Zeit sich kennenzulernen und Laufwege und Zusammenspiel aufeinander abzustimmen“, erklärte Sebastian Andersson. Der 29-Jährige war selbst erst in der Woche vor dem Saisonauftakt gegen Hoffenheim ans Geißbockheim gekommen.
Eine Länderspielpause bietet genügend Zeit, um den Findungsprozess voranzutreiben. Zwischen den FC-Heimspielen gegen Gladbach und Eintracht Frankfurt liegen immerhin 14 Tage. Trainer Markus Gisdol steht aber nur ein zerrupfter Kader zur Verfügung, wenn alle Kölner Spieler dem Ruf ihrer Nationalteams folgen müssen.
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In dieser Woche hat Gisdol sein Team bis auf die Verletzten Florian Kainz und Ismail Jakobs noch zusammen. Kapitän Jonas Hector fehlte zwar auch am Mittwoch noch, wird seine Nackenprobleme aus dem Spiel in Bielefeld bis Samstag aber wohl überstanden haben. Zumal mit dem Derby gegen die Mönchengladbacher ein nicht alltägliches Spiel auf dem Programm steht. Das weiß auch Sebastian Andersson: „Das erste Spiel mit Union Berlin gegen Hertha BSC vergangene Saison hatte mit den Fans im Stadion eine besondere Atmosphäre. Beim Rückspiel im leeren Olympiastadion war es ruhiger. Zuschauer machen bei solchen Derbys die Stimmung aus“, hofft der Torjäger für Samstag wie alle Beteiligten darauf, dass die Anhänger ins Rheinenergiestadion kommen dürfen.