Köln – Gegen Mittag tauchte am Donnerstag die Nachricht auf, dass der 1. FC Köln und Steffen Tigges wohl schon bald in ein gemeinsames Arbeitsverhältnis eintreten können. Das Fachmagazin „kicker“ berichtete vom Interesse des Fußball-Bundesligisten an dem 23-jährigen Mittelstürmer von Borussia Dortmund und die Nachricht verbreitete sich schnell wie ein Lauffeuer. Ein Interesse, das schon länger besteht, denn bereits im vergangenen Sommer hatte der FC seine Fühler nach dem 1,93 Meter großen Tigges ausgestreckt. Die seinerzeit geplante Ausleihe war aber am Veto des damaligen BVB-Trainers Marco Rose gescheitert.
Das erste Bundesliga-Tor beim BVB ausgerechnet gegen den FC
Die Kölner wollten den gebürtigen Osnabrücker 2021 verpflichten, weil sie zum Zeitpunkt der Verhandlungen in dem Dilemma steckten, nicht zu wissen, ob ihnen überhaupt ein bundesligatauglicher Angreifer zur Verfügung stehen würde. Jedenfalls war im vergangenen Sommer keineswegs auch nur halbwegs abzusehen, dass Anthony Modeste 20 Tore in einer Saison erzielt und Sebastian Andersson noch einmal Fußball wird spielen können. Es kam alles anders. Tigges blieb in Dortmund und erzielte am 30. Oktober mit dem Treffer zum 2:0-Endstand sein erstes Bundesligator ausgerechnet gegen den FC. Ein Ereignis, dass das Kölner Interesse an dem kopfballstarken Angreifer ans Licht der Öffentlichkeit zerrte. Als Marco Rose nach der Leistung des eingewechselten Torschützen gefragt wurde, antwortete er: „Gut. Ihr könnt auch Baumi fragen, der findet den Jungen ebenfalls gut. Er hat mich deshalb im Sommer auch angerufen.“ FC-Trainer Steffen Baumgart bestätigte das ganze kurz und trocken: „Ja, aber du wolltest ihn mir nicht geben.“
Zu wenig Einsatzzeit beim BVB
Nun ist das Spiel wieder von vorne losgegangen. Tigges ist trotz seines Treffers und zweier weiterer gegen Hertha BSC und Leverkusen in der vergangenen Saison beim BVB nur auf neun Einsätze mit insgesamt 103 Minuten gekommen. Auch aufgrund eines Verrenkungsbruches im Sprunggelenk, der ihn von Mitte März bis Saisonende außer Gefecht setzte. Auf jeden Fall aber zu wenig Einsatzzeit, um sich von einem soliden Drittliga-Stürmer zu einem Bundesliga-Profi weiter entwickeln zu können. Trotz des Abgangs von Toptorjäger Erling Haaland zu Manchester City und dem Trainerwechsel von Marco Rose auf Edin Terzic hat sich an Tigges Situation in Dortmund nichts geändert. Er braucht Spielzeit und die wird er beim Vizemeister auch in der Saison 2022/23 nicht ausreichend erhalten.
Die Kölner wiederum haben Modeste und Andersson aktuell zwar noch in ihrem Kader, es könnte aber auch sein, dass beide bei einem entsprechenden Angebot noch gehen. Und selbst wenn das Duo bleibt, braucht der FC eine Ergänzung. Vor allem, wenn die Geißböcke die Playoffs zur Europa Conference League überstehen und in die Gruppenphase mit sechs zusätzlichen Partien zwischen September und November einziehen.Steffen Tigges besitzt in Dortmund noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024. Es würde sich auf den ersten Blick für die Kölner also eine Ausleihe mit anschließender Kaufoption anbieten. Nach Informationen der Rundschau ist allerdings geplant, dass der FC Tigges fest verpflichtet. Das bedeutet, dass eine Ablöse fällig wird. Der Marktwert des Spielers liegt aktuell bei rund 1,5 Millionen Euro.
Das könnte Sie auch interessieren:
Geld, das den Kölnern und ihrem neuen Sportchef Christian Keller eigentlich nicht zur Verfügung steht. So erklärt das Interesse an und die womöglich bevorstehende Verpflichtung von Steffen Tigges das Dilemma, in dem der FC aktuell steckt. So lange es keine Transfererlöse für durchaus abwanderungswillige Spieler wie Ondrej Duda, Sebastian Andersson, Timo Horn oder auch Ellyes Skhiri gibt, gehen die Kölner mit dem Kauf eines neuen Spielers ein wenig kalkulierbares Risiko ein. Während der Transfermarkt weitgehend noch ruht und es bislang kein Kaufangebot für einen FC-Profi gibt, sitzen die Spieler, die der FC angesprochen hat und die Interesse haben zu kommen, in den Startlöchern und wollen wissen, wie es weitergeht.
Es besteht also die Gefahr, dass diese potenziellen Neuzugänge den Kölnern wieder von der Fahne springen. Die FC-Veranwortlichen stehen deshalb in einigen Fällen vor der Entscheidung, ob sie Geld für Transferausgeben in die Hand nehmen, bevor sie wissen, ob und wie viel sie für Transfers einnehmen. Steffen Tigges könnte gleich der erste Spieler sein, bei dem Keller& Co ins Risiko gehen müssen und werden.