Köln – Steffen Baumgart hatte schon vor dem kolossalen 4:1-Auswärtstriumph beim FC Augsburg etwas „Großes“ angekündigt, um das es am 7. Mai gehen kann. Der Trainer des 1. FC Köln hat mal wieder Recht behalten, denn wenn am Samstag (15.30 Uhr/Sky) der VfL Wolfsburg im letzten Heimspiel der Bundesliga-Saison 2021/22 im voll besetzten Rheinenergiestadion zu Gast ist, haben es die Geißböcke in der Hand, ihre sensationelle Spielzeit mit dem Einzug in einen europäischen Clubwettbewerb zu krönen.
Sogar die Champions League wäre für den FC im Bereich des Möglichen
Die Frage ist nur, welcher es am Ende werden wird. Ein Punkt und die Kölner haben die Conference League sicher, ein Sieg und eine Niederlage von Union Berlin und es ist die Europa League. Und dann wäre da noch die Champions League, doch das ist wieder eine andere Konstellation mit anderen Rechnungen.
Baumgart blieb sich auch vor dem großen Fußballfest am Samstag in Müngersdorf treu und trotz der unfassbaren Euphorie um sein Team fest mit beiden Füßen fest auf dem Boden: „Es wird viel gerechnet. Es gibt viele Menschen, die genau wissen, wie es geht. Das hat dann aber nichts mehr mit Fußball zu tun“, erklärte der 50-Jährige und nannte ein Beispiel: „Vor acht, neun Wochen habe ich von einer Hochrechnung gelesen, nach der wir insgesamt 42 Punkte holen.“ Es sind 52 und noch zwei Spiele zu spielen.
Der Coach lässt die ganzen „Hin- und Herrechnungen“ deshalb einfach weg und bleibt beim Wesentlichen: „Wenn wir verlieren, sind wir immer noch im Rennen um die internationalen Plätze. Gewinnen wir, gibt es die Möglichkeit, dass wir bereits etwas klargemacht haben. Und trotzdem geht es dann noch einen Schritt weiter“, sagte er und meinte das letzte Saisonspiel beim VfB Stuttgart und die mögliche Chance auf den ganz großen Coup: „Verschiedene Konstellationen kann ich mir auch vorstellen. Natürlich ist manchmal auch ein Traum dabei. Aber eines habe ich gelernt: Wenn man früh anfängt zu feiern, oder damit aufhört, was die Aufgabe ist, dann lässt man etwas liegen.“
Nicht rechnen, sondern spielen
Dementsprechend macht sich Baumgart vorher keine Gedanken, ob es am Samstag nach dem Spiel schon etwas zu feiern gibt, wenn eine unumstößliche Entscheidung gefallen ist. Etwa die, dass der FC gewinnt und gleichzeitig Freiburg Union Berlin bezwingt. Dann wäre den Kölnern die Europa League sicher und die Champions League würde wohl Fantasie bleiben. Was dann auch mit Blick auf das Spiel in Stuttgart passiert, weiß Baumgart nicht. Er spricht über Dinge lieber dann, wenn er weiß, um welche Dinge es sich handelt: „Ob ich das Feiern verhindern kann, weiß ich nicht. Ob ich es verhindern will, weiß ich auch nicht. Fragen Sie mich mal am Samstag nach dem Spiel.“
Offen bleibt auch die genaue Besetzung, mit der die Kölner gegen die im Niemandsland der Tabelle und von ihrer Saison tief enttäuschten Wolfsburger auflaufen werden. Einen Härtefall wird es nach der Gala von Augsburg geben, denn Salih Özcan kehrt nach seiner Gelbsperre zurück. Ob gleich in die Startelf, ließ Baumgart allerdings offen: „Ich weiß noch nicht, ob wir bei der Mannschaft bleiben, die in Augsburg gewonnen hat, oder nicht. Salih ist zurück und er hat vor seiner Sperre richtig gute Leistungen gezeigt.“
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Steht der türkische Nationalspieler in der Anfangsformation müsste entweder Jan Thielmann oder Dejan Ljubicic zurück auf die Bank. Denkbar wären auch Florian Kainz oder Ellyes Skhiri. Letztendlich trifft Baumgart die Entscheidung. Der Trainer wird sich dabei nur unwohl fühlen, weil er einen Spieler draußen lassen musst, den er auch gerne auf dem Feld sehen würde: „Wir werden auf einen sehr guten Kader zurückgreifen.“ Das wird nötig sein, denn es geht immerhin gegen einen Champions League-Teilnehmer, auch wenn davon in dieser Saison nicht allzu viel zu sehen war und die Wolfsburger erst am vergangenen Wochenende den Klassenerhalt sichern konnten: „Hinter uns gibt es fünf Teams, denen es ähnlich ergangen ist. Sie haben durchwachsene Ergebnisse eingefahren, sind aber in der Lage, jeden zu schlagen“, warnte Baumgart. Er bleibt wachsam, bis alle Entscheidungen auch gefallen sind.