Mönchengladbach – Anthony Modeste Deutsch-Kenntnisse sind mittlerweile so weit voran geschritten, dass es eine seiner leichtesten Übungen im Trikot des 1. FC Köln ist, einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach auf den Punkt zu bringen: „Ein Derby spielt man nicht, ein Derby muss man gewinnen“, sagte der Franzose nach dem 3:1 (3:0)-Triumph der Geißböcke am Samstag im 94. Bundesliga-Duell der beiden rheinischen Erzrivalen.
Ein Derbysieg wie ein Statement für die Entwicklung, die die Geißböcke in dieser Saison genommen haben und dafür, dass die Qualifikation für den Europapokal nicht nur ein Traum ist sondern vielmehr ein realistisches Ziel.
„Das haben die Jungs wirklich gut gemacht“
„Ich will nicht zu euphorisch sein, aber es war eine richtig gute erste Halbzeit.“ Trainer Steffen Baumgart sah nach dem Spiel im Borussia-Park in seiner unnachahmlichen Art zwar nicht zufrieden aus, am Spiel seiner Mannschaft gab es aber wenig bis gar nichts zu kritisieren. Der FC, der bei weniger Ballbesitz (43 Prozent) mit 120,82 fünf Kilometer mehr lief als sein Kontrahent, spielte vor der Pause wie aus einem Guss und zerlegte die Gladbacher vor eigenem Publikum wie selbstverständlich nach allen Regeln der Kunst.
„Die Galligkeit in den entscheidenden Zweikämpfen ist das eine. Das andere ist aber nach Ballgewinnen in bestimmten Positionen auch die richtigen Räume zu bespielen. Das haben die Jungs wirklich gut gemacht“, gab der Sportliche Leiter Thomas Kessler Einblicke in den Matchplan.
Modeste mit dem frühen Treffer
Es kam den Kölnern entgegen, dass die Borussia nach zuletzt zehn Punkten aus vier Spielen sich nicht hinten reinstellte, sondern aktiv nach vorne spielen wollte. Das funktionierte aber nur knappe fünf Minuten lang. Dann vollendete Modeste eine von Jonas Hector ausgehende Kombination über Mark Uth und Florian Kainz.
Für den Torjäger war es zwei Tage nach seinem 34. Geburtstag und sechs torlosen Partien der 16. Saisontreffer und das achte 1:0 in dieser Spielzeit. „Wir hatten die Eier so ins Spiel zu gehen. Einfach geil. Der zweite Derbysieg in einer Saison. Die ganze Stadt ist zufrieden, und wir zuallererst“, feierte Modeste den Sieg ab.
Beste Derby-Bilanz seit 1990
Der FC schaut mit drei Siegen und einem Remis als „Rheinland-Champion“ 2021/22 auf die beste Derby-Bilanz gegen Gladbach und Leverkusen seit der Vizemeister-Saison 1989/90 und hat erstmals seit 30 Jahren wieder drei Bundesliga-Spiele gegen die Borussia in Folge gewonnen. „Wir haben die ganze Woche auf das Spiel gebrannt und vom ersten bis zum letzten Spieler eine hervorragende Leistung gebracht.
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Wir haben uns wieder auf unsere Ballgewinne konzentriert und sie gut ausgespielt“, sprudelte es aus Florian Kainz raus. Der zuletzt schwächelnde Österreicher schwang sich mit seinem Treffer zum 2:0 (20.) und zwei Torbeteiligungen zusammen mit dem spiel- und lauffreudigen Mark Uth (drei Torbeteiligungen) zum überragenden Spieler auf dem Platz auf. „Seine Leistung war besser als in den letzten beiden Spielen. Wir haben darüber gesprochen, und jetzt hat er angeknüpft an das, was er vorher gespielt hat“, lobte Steffen Baumgart seinen entfesselten Linksaußen.
Der Trainer hatte vor dem Derby mit der neuen Zielsetzung „Europapokal“ ganz offensichtlich den richtigen Ton gefunden und die letzten Bremsen bei seinen Spielern gelöst. Wie bei Uth, der nach einem Ballgewinn von Kainz das frühe 3:0 von Dejan Ljubicic (34.) mit einem genialen Diagonalpass vorbereitete: „Ich bin froh, dass der Trainer jetzt auch offen von Europa spricht.
„Wir wollen die maximale Punktzahl holen“
Wir haben in der Kabine schon länger darüber gesprochen. Wenn wir diese Intensität weiter an den Tag legen, können wir Europa erreichen“, sagte der gebürtige Kölner. „Dieser Sieg ist eine schöne Momentaufnahme. Wir gehen glücklich nach Hause. So oft passiert es ja nicht, dass wir zweimal gegen Gladbach gewinnen“, erklärte Baumgart. Der Blick auf die Tabelle nach 30 Spielen verrät dem Trainer, dass aus dem Vierkampf um Platz sieben, ein Dreikampf mit Union Berlin und Hoffenheim um die Ränge sechs und sieben geworden ist. Vier Aufgaben haben die Geißböcke noch vor der Brust, um ihr neues Ziel zu verwirklichen.
„Wir wollen die maximale Punktzahl holen“, forderte Thomas Kessler und hatte das nächste Spiel gegen Bielefeld als erste, schwere Prüfung schon im Visier. „Arminia ist im Abstiegskampf. Das müssen die Jungs annehmen und dagegen halten. Wir werden in dem Heimspiel nichts geschenkt bekommen und dürfen kein Prozent nachlassen, wenn wir ernsthaft in dieser Tabellenregion bleiben wollen. Oder wie Tony Modeste es formulierte: „Wir müssen unsere Spiele gewinnen und haben alles in der eigenen Hand.“