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1. FC KölnJorge Meré hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet

Lesezeit 4 Minuten
Jorge Meré

Kölns Jorge Mere (r) und Augsburgs Ruben Vargas kämpfen um den Ball. 

Köln – Plötzlich hallte Beifall durch das leere Rheinenergiestadion. Der FC Augsburg hatte in seiner anfänglichen Druckphase einen Pass in die Tiefe gespielt, dessen Geschwindigkeit und Schärfe für ernsthafte Gefahr in der Hintermannschaft des 1. FC Köln hätte sorgen können. Doch bevor der durchgestartete Ruben Vargas überhaupt an den Ball gekommen war, hatte Jorge Meré das Spielgerät mit einer perfekt getimten Grätsche im letzten Moment weggespitzelt. Durch Szenen wie diese avancierte der Innenverteidiger bei der 0:1-Niederlage zum wiederholten Male zum stärksten Mann des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten. „Das Lob ist sehr positiv und motivierend“, freut sich Meré.

Rückblick auf eine verkorkste jüngere Vergangenheit

Es ist auch Balsam für seine Seele. Schließlich blickt der noch immer erst 23-jährige Spanier auf eine verkorkste jüngere Vergangenheit am Geißbockheim zurück. Nach nur fünf Startelf-Einsätzen in der Erstliga-Saison 2019/20 standen die Zeichen Mitte des vergangenen Jahres trotz Vertrages bis 2023 auf Trennung. Weil sich im schwierigen Corona-Transfersommer aber selbst in Merés Heimat kein Abnehmer finden sollte, versuchten es beide Seiten weiter miteinander. Doch erneut schien es zunächst so, als käme Meré in Köln nicht mehr in Tritt. „Eine klare Erklärung dafür habe ich nicht“, rätselt er. „Im Fußball ist das manchmal so.“

Seine erste Startelf-Nominierung in dieser Bundesliga-Saison ließ bis zum achten Spieltag auf sich warten. Sie endete in einem weiteren Rückschlag. Der FC versank durch eine 1:2-Pleite gegen den einstigen Mitaufsteiger Union Berlin im Tabellenkeller, und Jorge Meré fiel wegen Oberschenkelproblemen erst einmal wieder aus. Überhaupt hatten den Defensiv-Spezialisten in den vergangenen anderthalb Jahren immer wieder kleinere Blessuren zu schaffen gemacht. Sein Verletzungspech und sein zeitweise schwacher körperlicher Zustand waren Gründe dafür, warum es Meré lange nicht gelang, an die starken Leistungen aus den ersten beiden Saisons in Köln heranzukommen.

Nichts an Können eingebüßt

Dieses Tief, so macht es den Eindruck, ist nun überwunden. Dass der U21-Europameister von 2019 trotz fehlender Spielpraxis nichts an Können eingebüßt hat („Ich bin immer noch der gleiche Jorge“), zeigt er derzeit auf eindrucksvolle Weise. Ob mit Dreier- oder Fünferkette: Seit seiner herausragenden Leistung beim 0:0 Mitte Dezember in Leipzig ist Meré an der Seite von Sebastiaan Bornauw nicht mehr aus dem Herzstück der Kölner Defensive wegzudenken. Anpassungsschwierigkeiten verspürt er keine: „Jeder Verteidiger im professionellen Fußball muss in der Lage sein, Fünfer- und Dreierkette spielen zu können. Der Trainer muss entscheiden, welche Formation für das jeweilige Spiel die beste ist.“

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Seine Fähigkeiten beim Antizipieren von Bällen sowie im Passspiel – gegen Augsburg hob sich der filigrane Verteidiger mit 85 Prozent angekommener Zuspiele deutlich von seinen Mitspielern ab – haben ihn in der Gunst von Trainer Markus Gisdol zuletzt extrem steigen lassen. „Ich habe immer weiter gearbeitet und daran geglaubt, dass ich stärker zurückkommen kann. Das habe ich mit guten Leistungen dann auch direkt gezeigt“, bewertet der Rechtsfuß seine fulminante Rückkehr in die Stammelf.

In der Offensive liegt noch viel im Argen

Während Jorge Meré zu einem wichtigen Faktor bei der Stabilisierung der Defensive geworden ist, passt im Spiel nach vorne bei den Kölnern weiterhin kaum etwas zusammen. „Es läuft in der Offensive nicht gut. Gegen Augsburg hatten wir viele Fehlpässe“, hadert Meré, der aber Fortschritte in Aussicht stellt: „Wir wissen, dass wir da Verbesserungsbedarf haben und arbeiten im Training daran.“

Doch nun geht es am Samstag (15.30 Uhr, Sky) ausgerechnet zum formstarken SC Freiburg, der sich mit vier Siegen in Folge aus dem unteren Tabellendrittel befreit hat. „Bei Freiburg läuft es gut. Wir werden aber keine Angst haben und wissen, wie wichtig dieses Spiel für uns ist“, versichert Meré. Die Konzentration des Spaniers, um dem sich seit seinem Wechsel nach Köln vor dreieinhalb Jahren regelmäßig Wechselgerüchte ranken, gilt einzig und allein dem Kampf um den Klassenerhalt: „Ich bin glücklich hier. Auch wenn niemand weiß, was in Zukunft kommt.“