- Mehr als ein halbes Jahr nach seiner Verletzung im rechten Knie steht Florian Kainz vor dem Comeback in der Fußball-Bundesliga.
- Mit Tobias Carspecken sprach der österreichische Nationalspieler des 1. FC Köln über seinen Weg zurück, den Abstiegskampf und seinen EM-Traum.
Köln – Herr Kainz, Sie haben am Samstag erstmals in einem Meisterschaftsspiel wieder mitgewirkt. Was war das für ein Gefühl, als Sie beim 5:2-Sieg des Kölner Regionalliga-Teams gegen Schalke II gleich ein Tor erzielt haben?Es war ein super Gefühl. Ich bin froh, dass alles so gut verlaufen ist. Mein letztes Pflichtspiel lag schließlich neun Monate zurück, das ist eine lange Zeit. Die Jungs in der U21 haben mich super aufgenommen, es hat echt Spaß gemacht. Das Tor war gut für mein Selbstvertrauen. Wichtiger war aber, dass ich Wettkampfpraxis sammeln und mich wieder an die Abläufe gewöhnen konnte.
Wie hat Ihr Knie reagiert?
Das Knie hat keine Reaktion gezeigt, es war alles gut. Der Plan war, dass ich mindestens 45 und maximal 60 Minuten zum Einsatz komme. In der Halbzeit habe ich dann gesagt, dass ich gerne noch ein bisschen weiterspielen würde.
Können Sie ohne Furcht in die Zweikämpfe gehen?
Vom Kopf her gibt es keine Bedenken mehr. Sonst hätte ich auch nicht gespielt. Ich war bereit für dieses Spiel und habe mich sicher gefühlt.
Wie weit fühlen Sie sich nach drei Wochen Teamtraining?
Ich fühle mich schon sehr weit. Mit meinem körperlichen Zustand und dem Knie bin ich zufrieden. Durch die Länderspielpause habe ich nochmal zwei Wochen mehr Zeit, um noch besser reinzukommen.
Zur Person
Florian Kainz (28) wechselte im Januar 2019 vom SV Werder Bremen zum 1. FC Köln, mit dem er ein halbes Jahr später die Rückkehr in die Bundesliga schaffte. In der vergangenen Saison trug der Außenbahnspieler als zweitbester FC-Scorer maßgeblich zum Klassenerhalt bei, ehe er sich während der Vorbereitung auf die laufende Spielzeit eine schwere Knieverletzung zuzog und seither ausfiel. Für die FC-Profis absolvierte der gebürtige Grazer bislang 43 Pflichtspiele, in denen ihm sechs Treffer und zwölf Assists gelangen. Für die österreichische Nationalmannschaft stehen 16 Einsätze in seiner Vita. Sein Vertrag beim FC läuft bis Sommer 2022. (tca)
Trainer Markus Gisdol hofft darauf, dass Sie am 3. April in Wolfsburg Ihr Comeback geben können.
Das ist ein realistisches Ziel. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder fit bin und freue mich, der Mannschaft hoffentlich bald wieder helfen zu können. Ich bin sehr motiviert und werde versuchen, frischen Wind reinzubringen.
Bevor Sie sich im Sommer-Trainingslager verletzt haben, waren Sie Leistungsträger beim FC. Wie schwer wog der Rückschlag für Sie?
Die vergangene Saison ist für mich gut verlaufen. Auch in der Vorbereitung hatte ich ein gutes Gefühl. Dass es mich dann so hart getroffen hat, war natürlich ein Schock. Es war die erste größere Verletzung in meiner Karriere.
Wie sind Sie mit der Diagnose umgegangen?
Es war neu für mich, die Situation so annehmen zu müssen. Ich habe das aber gut hinbekommen und mich relativ schnell darauf eingestellt, was in den jeweiligen Phasen der Reha auf mich zukommt. Zudem war ich bei unserem medizinischen Team in guten Händen.
Was war die größte Herausforderung in dieser Zeit?
Es gab Phasen, in denen es nicht so schnell weitergegangen ist, wie ich mir das gewünscht hätte. Wenn dann noch die Ungeduld dazukommt, muss man vorsichtig sein. Ich bin da aber gut gesteuert worden. Schwierig war, die Spiele von draußen anschauen zu müssen und zu wissen, nicht helfen zu können.
Wann kam das gute Gefühl zurück?
Anfang des Jahres, als ich endlich wieder auf dem Platz arbeiten konnte. Wenn der Ball wieder am Fuß ist, ist das ein großer Fortschritt. Davor standen Kraftkammer, Radfahren und Laufen auf dem Programm. Das war alles ein bisschen eintönig.
Sie haben die Reha am Geißbockheim absolviert. Haben Sie sich ganz bewusst dafür entschieden?
Es war für mich extrem wichtig, dass ich auch während meiner Verletzungsphase den Kontakt zur Mannschaft halte, dass ich weiter dabei bin und an Besprechungen teilnehme. Corona war sicherlich ein weiterer Grund, warum ich in Köln geblieben bin.
Der FC ist währenddessen in eine Krise gefallen. Wie groß ist Ihre Sorge nach dem jüngsten Abrutschen auf den Relegationsplatz?
Die Situation ist angespannt und noch einmal schwieriger geworden. Wir haben aber von Anfang an gewusst, dass die Saison nicht leicht werden würde. Wir haben vor der Saison Leistungsträger verloren und hatten außerdem mit Verletzungen zu kämpfen.
Welche Rolle trauen Sie sich in den acht verbleibenden Liga-Spielen zu?
Ich gehe mit positiver Energie an die Sache heran. Ich will der Mannschaft helfen und auch spielen. Das ist klar, gerade wenn man so lange verletzt gewesen ist. Das Wichtigste ist, dass wir die Liga halten. Und ich bin davon überzeugt, dass wir das schaffen.
Was macht Ihnen Mut?
Wir hatten immer wieder Spiele, auch gegen gute Gegner, in denen wir punkten konnten. Die Tabelle ist sehr eng. Wir sind nicht abgeschlagen. Wir werden die Länderspielpause nutzen, damit wir für den Endspurt gut gewappnet sind. Es geht darum, Kraft und Energie zu tanken. Dann werden wir auch gut aus der Pause kommen.
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Neben Ihnen werden auch Sebastian Andersson und Sebastiaan Bornauw bald zurückerwartet.
Das wird der Mannschaft helfen. Der Konkurrenzkampf wird steigen, wir werden wieder mehr Optionen zur Verfügung haben. Man darf auch nicht vergessen, dass Jonas Hector lange verletzt war. Er ist unser Kapitän und ein extrem wichtiger Spieler für uns.
Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft?
Für mich geht es jetzt erst einmal darum, wieder reinzukommen und alles dafür zu tun, damit wir die Klasse halten. Wir stecken im Abstiegskampf und es bringt mir gerade nichts über die Zukunft nachzudenken.
Im Sommer steht die Europameisterschaft an. Werden Sie noch auf den EM-Zug aufspringen können?
Die Hoffnung ist auf jeden Fall da. Vor meiner Verletzung war ich beim österreichischen Team immer dabei.
Es wäre Ihr erstes großes Turnier.
Es wäre ein Traum, mein Land bei einem großen Turnier vertreten zu dürfen. Ich stehe mit dem österreichischen Verband in Kontakt. Sie haben sich erkundigt, wie es mir geht und wie weit ich bin. Aktuell konzentriere ich mich aber ganz auf den Klassenerhalt mit dem FC.