Köln/Freiburg – Ein letztes Mal kann sich ziehen. Als der 1. FC Köln am 31. August 2019 eine seine schwärzesten Serien beendete und durch einen Treffer von Ellyes Skhiri in der Nachspielzeit mit einem 2:1 nach 13 erfolglosen Versuchen endlich wieder beim SC Freiburg gewinnen konnte, war der Abschied eigentlich beschlossene Sache. Nach diesem Happy End und mit dem ersten Sieg unter dem damaligen Trainer Achim Beierlorzer an einem 40 Grad Celsius heißen Spätsommertag sollten die Geißböcke nie wieder ins Dreisamstadion zurückkehren. Der Umzug des Sportclubs in das neue schmucke Europa-Park-Stadion mit Beginn der Bundesliga-Saison 2020//21 war fest geplant. Dann aber kam Corona.
Corona verzögert den Umzug ins neue Stadion
Die Pandemie und die dadurch bedingten Bauverzögerungen der modernen 34 700 Zuschauer fassenden Arena in der Nähe des Freiburger Flughafens zwangen die Kölner zu einem weiteren Auftritt im alten Stadion. Vielleicht war es auch das Bedürfnis des Sportclubs sein neues Stadion nicht mit einem Geisterspiel ohne Zuschauer einweihen zu wollen. So trat der FC am 9. Januar 2021 also noch einmal an der Dreisam an und das Thermometer zeigte diesmal minus 10 Grad Celsius an. Von diesem eiskalten Wintertag Tag blieb haften, dass es aus FC-Sicht eine der vielen Schwarzwald-Reisen zum Vergessen war. 0:5 hieß es nach 90 Minuten und am Ende war diese Demütigung wohl das sportliche Erlebnis, welches die spätere Demission von Trainer Markus Gisdol einleitete.
Es war zudem die höchste Niederlage des FC im 1954 angelegten Stadions, der negative Höhepunkt einer Reihe von Enttäuschungen. 20 Pflichtspiele musste der „große“ FC zwischen 1980 und 2021 bei den „kleinen“ Freiburgern bestreiten und die Bilanz fällt niederschmetternd aus. 13 Niederlagen stehen bei einem Torverhältnis von 19:40 nur drei Siege und vier Unentschieden gegenüber. Niemand im Lager des FC hätte wohl Einspruch erhoben, wenn es nie wieder an die Schwarzwaldstraße gegangen wäre.
Mittlerweile ist es längst ein Fakt, dass es am kommenden Samstag ein 21. Mal geben wird. Die Komplikationen beim Bau des neuen Stadions haben sich bis in die Saison 2021/22 gezogen, so dass die Freiburger ihre ersten drei Heimspiele in ihrer altehrwürdigen Heimstätte austragen müssen. Der Gefährdung der am Stadiongelände ansässigen Haselmaus zu Beginn der Bauarbeiten 2018 folgten eine Reihe von Gerichtsverfahren. Anwohner hatten aufgrund von Lärmbelästigungen geklagt und ein Nachtspielverbot (nach 20 Uhr) sowie ein Spielverbot an Sonntagen zwischen 13 und 15 Uhr erwirkt. Verbote, die die Gerichte zwischenzeitlich wieder einkassierten. Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. Letztendlich verhinderten Probleme beim technischen Innenausbau des Europa-Park-Stadions oder Mooswaldstadion, wie es von den Fans genannt wird, den geplanten Umzug zur neuen Saison – die dritte Verschiebung.
Der 1. FC Köln hat gemeinsam mit Borussia Dortmund und dem FC Augsburg nun also das Vergnügen, zu den drei Bundesligisten zu gehören, die noch einmal im Dreisamstadion antreten dürfen. Der BVB hat am zweiten Spieltag eine bittere 1:2-Niederlage kassiert und die Augsburger sollen am 26. September definitiv letzter Gegner des Sportclubs im alten Stadion sein.
Die Freiburger wollen die 76,5 Millionen Euro teure Arena am 7. Oktober mit einem Freundschaftsspiel gegen den Zweitligisten FC St. Pauli einweihen. Das erste Bundesligaspiel soll nach der Länderspielpause am 16. Oktober, gegen RB Leipzig über die Bühne gehen. Der FC dagegen muss sich mit seiner Premiere im neuen Stadion mindestens noch bis zur Saison 2022/23 gedulden. Manche Dinge ziehen sich eben etwas.