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1. FC KölnDejan Ljubicic blickt im Interview auf ein „Traumjahr“

Lesezeit 6 Minuten
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Dejan Ljubicic erzielt am 27. November 2021 im rheinischen Derby gegen Borussia Mönchengladbach das Tor zur 1:0-Führung für den 1. FC Köln. Es ist sein erster Bundesliga-Treffer.

Köln – Dejan Ljubicic (24) ist der Senkrechtstarter unter den Neuzugängen des 1. FC Köln. Mit Tobias Carspecken sprach der Mittelfeldspieler über den Sprung in die Fußball-Bundesliga und Ziele mit der österreichischen Nationalmannschaft.

Zur Person

Dejan Ljubicic, geboren am 8. Oktober 1997 in Wien, wechselte zur Saison 2021/22 ablösefrei von Rapid Wien zum 1. FC Köln. In seinem ersten Halbjahr bei den Geißböcken verzeichnete der Mittelfeldspieler 15 Pflichtspiel-Einsätze (1 Tor), davon 14 Partien von Beginn an. Im vergangenen Oktober debütierte der ehemalige österreichische Junioren-Nationalspieler in der A-Auswahl des ÖFB (2 Spiele/1 Tor). Sein Vertrag beim FC läuft bis Sommer 2025. (tca)

Herr Ljubicic, Sie haben in der Bundesliga auf Anhieb einen Stammplatz erobert und Ihr Debüt in der österreichischen A-Nationalmannschaft gefeiert. Was fühlen Sie, wenn Sie auf 2021 zurückblicken?

Dejan Ljubicic Es ist ein positives, ein sehr schönes Jahr für mich gewesen. Vor allem, weil wir eine Tochter bekommen haben. Es ist das erste Kind für meine Frau und mich. Hinzu kommt der Wechsel nach Köln. Ich habe die richtigen Entscheidungen getroffen.

War es ein Traumjahr für Sie?

Ja, schon. Ich hatte zwar auch in den vorherigen Jahren schöne Momente. Aber im Gesamtpaket war 2021 ein Traumjahr für mich.

Wie haben Sie sich in Köln eingelebt?

Von der Mannschaft und den Mitarbeitern wurde ich super aufgenommen. Es macht richtig Spaß, hier zu sein.

Hat es Sie überrascht, wie gut es lief?

Schon ein wenig, weil mir alle gesagt haben, dass die deutsche Bundesliga ein Level höher ist als die österreichische – und dass man deshalb Zeit braucht. Dass es so schnell funktionierte, hat mich durchaus überrascht.

Was war für Sie die größte Herausforderung?

Auf jeden Fall das Tempo. Und die Trainingseinheiten. So, wie wir hier arbeiten, habe ich das in dieser Form noch nicht erlebt. Das macht mich noch stärker. Gerade deshalb bin ich nach Deutschland gewechselt.

Wie haben Sie es geschafft, all das im Schnelldurchgang zu meistern?

Es kann einfach schnell gehen im Fußball. Allerdings auch in die andere Richtung, wenn man nicht hart arbeitet. Aber wenn man alles gibt, kommt der Rest von selbst.

Sie sind in der Hinrunde auf verschiedenen Positionen zum Einsatz gekommen. Wo sind Sie am stärksten?

Geholt wurde ich als Sechser. Der Trainer hat mich öfters auch auf der Zehner-Position sowie in der Raute auf der rechten Position spielen lassen. Wie sagt man so schön: Ich spiele dort, wo ich der Mannschaft helfen kann. Das ist meine Aufgabe.

Was war Ihr persönlicher Hinrunden-Höhepunkt?

Mein erstes Bundesligator im Derby gegen Gladbach vor 50 000 Zuschauern. Es war überragend.

Sie haben kaum Schwächen gezeigt. Wo haben Sie trotzdem noch Luft nach oben?

Oh ja, Schwächen habe ich schon. Ich bin hierhergekommen, um sie abzustellen. Das Kopfballspiel kann ich noch verbessern. Der Trainer hat auch öfters mit mir darüber gesprochen, dass die ersten zehn Minuten nicht meine besten sind. In dieser Phase habe ich die meisten Ballfehler. Da muss ich noch ruhiger werden und den Ball besser zum Mann bringen.

Womit hat das zu tun?

Ich glaube, mit Nervosität und Adrenalin. Da kommt alles zusammen.

Hat Sie Rang acht nach der Hinrunde überrascht?

Es ist ein neuer Trainer gekommen, die Mannschaft ist aber ziemlich gleich geblieben. Wer den FC jetzt beobachtet, der sieht, wie hart wir arbeiten und dass wir etwas entwickelt haben. Nun geht es aber weiter. Die 25 Punkte sind Vergangenheit. Wir schauen jetzt auf das Spiel am Sonntag bei Hertha BSC und wollen dort fortfahren, wo wir aufgehört haben.

Welchen Einfluss hat Steffen Baumgarts antreibende Art?

Ich hatte noch nie so einen Trainer. Er pusht die Mannschaft nach vorne. Auch dann, wenn es nicht läuft. Er nimmt jeden Einzelnen mit. Das macht ihn aus.

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Was macht das Team so stark?

Wir haben Spaß, wenn wir rausgehen. Wir pushen uns auch dann, wenn jemand einen Fehler macht. Wir sprechen positiv und nicht negativ miteinander. Ich habe gleich in meiner ersten Woche in Köln gemerkt, dass das eine richtig gute Mannschaft ist.

Sind die 25 Punkte die Messlatte für die Rückrunde?

25 Punkte nach der Hinrunde hätte ich so auch nicht erwartet. Wir wollen weiter unser Maximum geben und so viele Spiele wie möglich gewinnen. Dann schauen wir, was herauskommt.

Werfen Sie den Blick noch auf die Abstiegszone?

Ich persönlich nicht. Ich bin ein Typ, der immer nach vorne schaut.

Was ist möglich?

Jetzt über Platzierungen zu sprechen, ist schwer. Ich glaube aber, dass wir uns im Mittelfeld bewegen sollten.

Der FC hat kurz vor dem Rückrundenstart den Abgang von Abwehrchef Rafael Czichos nach Chicago zu verkraften. Wie schwer wiegt der Verlust?

Rafa hat mich super aufgenommen, als ich hierhergekommen bin. Er ist ein super Mensch, ein super Fußballer.

Sie standen im Winter 2019/20 selbst schon mal mit Chicago Fire in Kontakt. Der Wechsel ist jedoch wegen einer angeblichen Kreuzbandverletzung geplatzt. Hat Rafael Czichos Sie in den Tagen vor seiner Entscheidung kontaktiert?

Ich hatte vorher gar nichts davon mitbekommen. Als er sich verabschiedet hat, habe ich ihn gefragt, wohin es denn geht. Er sagte: „Dorthin, wo du auch mal hin wolltest.“ Rafa wollte eine neue Herausforderung. Ich wünsche ihm in Amerika das Allerbeste.

Die Bundesliga wird vor dem Rückrundenstart von der verschärften Corona-Lage durchgewirbelt. Ist das derzeit so etwas wie Lotterie?

Wir sollten auf uns schauen. Wir müssen damit umgehen, dass es Jahre dauern wird, bis Corona vorbei ist.

Ist für Sie mit dem Debüt im ÖFB-Team ein Traum in Erfüllung gegangen?

Ja, natürlich. Für sein Land zu spielen – davon träumt man. Ich hoffe, dass das so weiter geht.

Wie stehen Ihre Chancen?

Der erste Schritt ist schon gemacht. Ich dachte nicht, dass es so schnell geht. Wir haben jedoch einen richtig guten Kader, auch auf der Sechser-Position mit jahrelangen Bundesliga-Spielern. Mein Ziel ist es, dass ich beim FC meine Leistungen bringe. Das ist das Wichtigste. Dann werde ich hoffentlich auch meine Einsatzzeiten beim ÖFB bekommen.

Welche Ziele haben Sie mit der Nationalmannschaft?

Dass wir uns für die WM qualifizieren. Wir haben in den Playoffs im März zwei machbare Gegner (Wales im Halbfinale; Schottland oder Ukraine im möglichen Finale), die wir schlagen können. Wir werden alles geben.

Ist die Endrunde in Katar Ende des Jahres Ihr Wunschziel?

Auf jeden Fall. Erst einmal geht es für mich aber ausschließlich um den 1. FC Köln.