Köln – Tolu Arokodare war nicht an Bord. Als die Mannschaft des 1. FC Köln am frühen Freitagabend per Charterflug in Richtung Hauptstadt abhob, fehlte der Mittelstürmer einmal mehr im Aufgebot von Markus Gisdol. Der FC-Coach hatte auch für das Duell bei Europa-League-Aspirant Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) auf eine Nominierung Arokodares verzichtet und überhaupt nur eine Änderung (Rafael Czichos für Benno Schmitz) vorgenommen.
Für den 20 Jahre jungen Nigerianer ist es die bereits vierte Partie in Folge, in der er trotz großer Offensivnot noch nicht einmal in den Kader des Abstiegskandidaten berufen wurde. Als einziger etatmäßiger Stürmer flog Emmanuel Dennis mit nach Berlin. Arokodare, der von Beginn an mit dem großen Sprung in die Fußball-Bundesliga zu kämpfen hatte, droht am Geißbockheim dagegen den Anschluss zu verlieren.
Einstellung des FC-Stürmers kritisiert
Auf der jüngsten Spieltagspressekonferenz gewährte Gisdol einen Einblick in die Gründe. Dabei kritisierte er die Einstellung seines Angreifers ungewohnt deutlich. „Tolu muss sehr fleißig und diszipliniert arbeiten. Das gehört zu einem Profi dazu“, erklärte der 51-Jährige. Doch genau diese Eigenschaften habe er bei Arokodare „in den vergangenen Wochen das eine oder andere Mal vermisst. Deswegen ist er etwas ins Hintertreffen geraten.“
Gisdol hat sich das Sturm-Talent bereits für ein Vieraugengespräch geschnappt. „Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Nun liegt die Reaktion bei ihm.“ Der FC-Coach kündigte außerdem an, „genau hinzuschauen, ob er die richtigen Schlüsse daraus zieht. Und ob er die Dinge so macht, wie wir es in der Bundesliga brauchen.“ Worte, die nach keinem einfachen Weg zurück in den Spieltagskader klingen.
Dabei hatten sie am Geißbockheim zu Jahresbeginn noch die Hoffnung geäußert, dass Tolu Arokodare schon bald über sporadische Einsätze hinauskommen könnte. „Es war klar, dass er Zeit braucht, aber er wird in diesem Jahr mit Sicherheit seine Spielzeit bekommen“, prognostizierte Horst Heldt im Januar. Der FC-Sportchef bekräftigte zudem, von den Qualitäten des hochgewachsenen Mittelstürmers überzeugt zu sein: „Tolu zeigt im Training immer wieder, wozu er fähig ist. Ich bleibe dabei, dass er sehr, sehr talentiert ist.“
Zuletzt sicherer aufgetreten
Tatsächlich hatte sich Arokodare bei seinen bislang zehn Kurzeinsätzen für die Kölner zuletzt in verbesserter Verfassung präsentiert. Beim Pokal-Aus in Regensburg war er beispielsweise durch einen sicher verwandelten Versuch im Elfmeterschießen positiv aufgefallen. Diesem Druck standzuhalten, war nicht selbstverständlich für einen jungen Spieler, dem es bei seinem neuen Club bis dato an Erfolgsmomenten gänzlich gefehlt hatte.
Arokodare war im vergangenen Sommer als „Experiment“ (Markus Gisdol) aus der Ersten Liga Lettlands nach Köln gekommen. Die Idee hatte durchaus ihren Charme, schließlich hatte der bullige Angreifer am Baltikum Tore wie am Fließband erzielt. Die Geißböcke liehen ihn für eine Saison vom Valmiera FC aus und sicherten sich obendrein eine Kaufoption, die bei zwei Millionen Euro liegen soll.
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Bei den Geißböcken war der Nigerianer ursprünglich als Stürmer Nummer drei eingeplant gewesen. Allerdings mussten die Überlegungen schnell wieder verworfen werden. Sebastian Andersson, der den zu Hertha BSC abgewanderten Torjäger Jhon Cordoba ersetzen sollte, verletzte sich früh am Knie. Der inzwischen in seine französische Heimat zur AS Saint-Étienne verliehene Anthony Modeste war nur noch ein Schatten seiner selbst. Und Tolu Arokodare musste zahlreiche Zusatzschichten schieben, ehe er seine gravierenden Rückstände im technischen und taktischen Bereich zumindest verkleinert hatte. Dass er keine Spielberechtigung für die Kölner Regionalliga-Mannschaft besitzt, trug indes nicht dazu bei, den Eingewöhnungsprozess zu vereinfachen.
Inzwischen läuft Arokodare auch die Zeit davon, sich für einen Verbleib beim 1. FC Köln zu empfehlen. Das Experiment droht zu scheitern.
Union: Luthe; Trimmel, Friedrich, Knoche, Ryerson; Prömel, Andrich; Ingvartsen, Endo; Kruse; Musa. – Köln: T. Horn; Wolf, Meré, J. Horn, Katterbach; Meyer, Skhiri; Thielmann, Duda, Jakobs; Dennis.