32.000 Katholiken in Wipperfürth, Lindlar, Marienheide, Hückeswagen und Radevormwald sollen bis 1. September eine Einheit bilden.
Erzbistum KölnKatholiken in Oberberg rücken enger zusammen
Die katholische Kirche kämpft aktuell mit vielen Problemen: Die Zahl der Gemeindemitglieder sinkt, die Gottesdienste werden weniger besucht. Und es werde immer schwieriger, Ehrenamtler zu finden, die sich innerhalb der Gemeinden engagieren wollen, sagt Lambert Schäfer, leitender Pfarrer der Gemeinde St. Nikolaus in Wipperfürth.
Gleichzeitig steuert die Kirche auf ein riesiges Nachwuchsproblem bei den hauptamtlichen Seelsorgern zu: Frei werdende Stellen werden schon seit einigen Jahren nicht mehr neu besetzt. „Bis 2030 rechnen wir mit einen Rückgang um 50 Prozent“, sagt Schäfer.
Für Wipperfürth heißt das: Aktuell arbeiten hier sieben hauptamtliche katholische Seelsorger, 2030 werden es noch drei bis vier sein. Weil zudem im Erzbistum Köln die Einnahmen bis 2030 um voraussichtlich rund 100 Millionen Euro jährlich sinken werden, soll die Struktur komplett umgestellt werden.
Zum 1. September 2023 will Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki 67 sogenannte „pastorale Einheiten“ errichten. Wipperfürth, Lindlar, Marienheide, Hückeswagen und Radevormwald bilden künftig eine solche Einheit. Zusammen sind das aktuell rund 32 000 Katholiken und rund 20 hauptamtliche Seelsorger.
Stichtag für die Neuordnung ist der 1. September
Viele Aufgaben, die jetzt noch jede der Gemeinden für sich regelt, sollen künftig unter einem Dach organisiert werden. „Jeder einzelne Pfarrgemeinderat und jeder Kirchenvorstand hat dazu sein Votum abgegeben“, sagt Schäfer. Am Ende habe es ein einheitliches Votum gegeben, das man dann nach Köln gemeldet habe.
Marienheide, so die ursprüngliche Idee aus Köln, sollte zu Gummersbach kommen. Aber die Marienheider Katholiken hätten sich stattdessen für eine Kooperation mit Wipperfürth und Lindlar ausgesprochen, weil sie sich diesen näher verbunden fühlten, erklärt Schäfer.
Das Projekt ist aufgeteilt in drei Phasen: Phase 1 hat bereits im Herbst 2022 begonnen. Seitdem, so Schäfer, habe eine Reihe von Treffen stattgefunden, mit Teilnehmenden aus allen fünf Kommunen. Es gab Treffen der Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände, der Seelsorger, der Verwaltungsmitarbeiterinnen, der Kirchenmusiker und der Küster.
Kürzlich trafen sich rund 50 Mitarbeiter aus allen Bereichen und allen Gemeinden, um sich einfach mal kennenzulernen. Außerdem gab es eine gemeinsame Busfahrt mit vielen Zwischenstopps, die kreuz und quer durch das gesamte Gebiet, von Rade bis nach Hohkeppel, führte.
Großpfarrei oder Gemeindeverband
Geplant sind außerdem ein Gesundheitstag für alle hauptamtlich Beschäftigten zum Umgang mit psychischen Belastungen und Stress, für Kinder und Jugendliche wird es ein Spielefest geben, für den Winter eine Krippentour. Eine besondere Veranstaltung soll es obendrein im Rahmen der Wallfahrtswoche in Marienheide geben.
Mitte bis Ende 2024 soll Phase 2 beginnen. Dann muss ein einziger Leitender Pfarrer für die Pastorale Einheit ernannt werden, alle anderen Seelsorger werden dann ebenfalls für den gesamten Bereich tätig sein. „Über die Frage, wer die Leitung übernimmt, wird das Erzbistum gemeinsam mit uns entscheiden“, erklärt Schäfer. Er selbst sei jetzt 64 Jahre und komme aus Altersgründen dafür eher nicht infrage. „Aber ich stehe gerne in der zweiten Reihe weiter zur Verfügung.“ In der zweiten Phase soll die Umstrukturierung der Gemeinden zu einer Einheit weiter vorangetrieben werden.
In der dritten und letzten Phase muss dann die künftige Rechtsform der neuen pastoralen Einheit festgelegt werden. Zwei Modelle stehen laut Schäfer zur Wahl: Entweder entsteht eine Großpfarrei mit einem Pfarrgemeinderat und einem Kirchenvorstand oder ein Kirchengemeindeverband.
Im Fall der Großpfarrei würde es weiterhin viele Kirchenvorstände geben, aber ebenfalls nur einen Pfarrgemeinderat. Gerade für die Lindlarer Katholiken, die bislang einen Gemeindeverband aus fünf eigenständigen Gemeinden haben, bedeutet das eine große Umstellung.
Bis 2030 sollen alle drei Phasen umgesetzt sein, so lautet die Vorgabe aus Köln. Der Wipperfürther Pfarrer betont, dass dieses Verfahren sehr demokratisch ablaufe und viel Entscheidungskompetenz bei den Ehrenamtlern bleibe. „Persönlich bin ich damit sehr zufrieden.“
Gottesdienste statt Sonntagsmesse
Die Diskussionen erlebe er als sehr sachlich und offen. Weil die Zahl der Priester drastisch sinkt, denkt man in Köln über eine Änderung bei den Messen nach. Bislang ist sonntags die Messe vorgeschrieben, die aber nur von einem Priester gelesen werden darf. Künftig könnte an die Stelle der Messe auch ein Gottesdienst mit dem Austeilen der Kommunion treten.
So einen Gottesdienst dürfen auch Diakone und Gemeindereferenten und -referentinnen halten. „Aus vielen Gemeinden heißt es: Bitte lasst das zu“, sagt Lambert Schäfer. Die Kommunion sei vielen Gläubigen sehr wichtig. Doch darüber entscheiden müsse letztendlich der Erzbischof, der sich derzeit dazu beraten lasse.