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Alles frisch und BioDarum ist der Mittelaltermarkt in Siegburg so teuer

Lesezeit 4 Minuten
In einer Bräterei wird Schweinefleisch über offenem Feuer gegart.

Warum sind die Preise auf dem Siegburger Weihnachtsmarkt ein bisschen höher als woanders? Ein Erklärungsvesuch. Peter Dietze (l.) bedient seine Kunden.

Billig ist der Besuch auf dem Siegburger Weihnachtsmarkt nicht. Dafür gibt es frische, hochwertige Speisen, die unter den Augen der Gäste zubereitet werden.

Es sind dieser Duft nach Rauch vom Holzfeuer und würzigem Glühwein, das Klingen des Hammers auf dem Amboss, das Marktgeschrei und die Gaukeleien, die Jahr für Jahr Tausende Menschen ins Zentrum von Siegburg locken. Der Mittelalterliche Markt bietet aber auch Essensstände und Geschenkideen, die von den Handwerkern selbst hergestellt werden.

Doch ein gut gefülltes Portemonnaie ist schon notwendig, wenn die Familie Durst und Hunger stillen will. Drei Euro für einen heißen Apfelsaft und 4,50 Euro für einen Glühwein sind schon stattlich, ebenso wie Spätzle mit Kräuterrahmsoße für acht Euro oder ordentlich was von der Sau im Brötchen für neun Euro. Ist das teuer oder seinen Preis wert?

Nach dem verregneten Dezember im Vorjahr läuft es dieses Jahr prima

Daniel Diekmann, Geschäftsführer des Veranstalters „Kramer, Zunft und Kurtzweyl“, ist zur Halbzeit zufrieden mit dem Geschäft. „Der Markt läuft dieses Jahr prima“, erklärte er. Das sei natürlich wetterabhängig. Im vergangenen Jahr etwa hatte es viel geregnet, das schlug sich im Wortsinne nieder. Bei den Preisen diskutiert er jedes Jahr auf Neue mit den Händlern. „Die lasse ich mir vorlegen. Seit drei Jahren habe ich die Standgelder nicht angehoben.“

Seit drei Jahren habe ich die Standgelder nicht angehoben.
Daniel Diekmann, Geschäftsführer Kramer, Zunft und Kurtzweyl

Was aber zu Buche schlägt, sind die Energiekosten und die Müllentsorgung. „Das wird nach Verbrauch abgerechnet. Und Strom ist erheblich teurer geworden“, erläutert Diekmann. Auch die Gaukler und anderen Darsteller müssen bezahlt werden. Sie sind es, die für das besondere Ambiente sorgen und das Publikum anziehen.

Eine junge Frau rührt in einem Suppentopf.

Juliane Lorscheider aus Siegburg verkauft ihre frisch zubereiteten Suppen.

Stefanie Borowsky ist eine, die davon besonders profitiert. Die Schankmeisterin am Glühweinstand hat ihre Preise um 50 Cent je Getränk anheben müssen. „Die Infrastrukturkosten sind gestiegen, alles ist teurer geworden“, sagt sie. Beim Apfelsaft macht sich die schlechte Apfelernte bemerkbar. Sie lege Wert auf Qualität. „Wir verkaufen nur Weine direkt vom Winzer, dazu Beeren- und Fruchtweine.“ Die sind noch ein bisschen hochpreisiger, gehen aber gut. Seit 14 Jahren ist sie dabei.

Eie Frau lächelt aus ihrem Stand in die Kamera.

Stefanie Borowsky ist die Schankmeisterin am Glühweinstand, sie verkauft Winzer-Glühwein dieses Jahr 50 Cent teurer.

Nils Zumfelde ist quasi groß geworden auf dem Mittelalterlichen Markt, er war schon mit seinen Eltern am Start mit Met und Fruchtsäften. „Wir verkaufen hochwertige Produkte, vieles Bio“, erklärt er, „der alkoholfreie Saft kommt aus dem Reformhaus. Ich ernähre mich privat bio, und deshalb möchte ich das auch gerne anbieten.“

Juliane Lorscheider kommt aus Siegburg, seit drei Jahren hat sie ihren Stand oben am Markt mit Suppen und Champignons. „Es wäre viel schöner, wenn ich günstiger einkaufen könnte, wenn die Nebenkosten nicht so hoch wären“, beschreibt sie die Situation. „Dann könnte ich auch geringere Preise ansetzen.“ Immerhin hat sie nicht erhöhen müssen in diesem Jahr. „Ich sehe es nicht ein, das jedes Jahr zu machen.“

Sie erfüllt noch eine andere Anforderung, die Geschäftsführer Diekmann als Auflage angesetzt hat: Sie stellt ihre Speisen unter den Augen der Kunden her, alles wird frisch geschnitten und gewürzt, keine Tiefkühlware verwendet. Besser als vergangenes Jahr, schlechter als das Jahr davor, resümiert sie. Das sei aber die Befreiung im ersten Jahr nach Corona gewesen.

„Wir arbeiten mit Frischfleisch“, stellt Peter Dietze von der Schweinebraterei Remmert fest, „das kommt direkt von der Schlachterei.“ 50 Cent teurer ist die Portion. Bisher habe er noch keine Klagen gehört. Albert Houbion ist Dauerkunde. „Ich komme jedes Jahr wieder“, betont er, „ich freue mich schon aufs nächste Jahr, auch wenn es 9,50 Euro für das Fleisch im Brötchen kostet.“

Ein Mann hält eine Portion Schweinefleisch im Brötchen in der Hand.

Die reichliche Portion von der Sau in der Semmel gibt es bei der Bräterei.

Dieter Neu ist ebenfalls Besucher seit Anbeginn, dieses Jahr kommt er mit Töchtern und Enkeln. Viermal Sau im Brötchen und zwei Bratwürste, da ist er schon mal 44 Euro los. „Der Preis ist in Ordnung, weder zu hoch noch zu niedrig“, meint er. „Hier hast du ein Event, das müssen wir ja mit bezahlen“, betont er und zeigt Verständnis für den Batzen Geld, den er ausgeben muss, damit alle satt werden.


Kosten für die vierköpfige Standardfamilie, ein Rechenbeispiel:

Zweimal Glühwein á 4,50 Euro, zwei Apfelsaft á drei Euro = 15 Euro

Zwei Krakauer Bratwürste á 4,50 Euro, einmal von der Sau im Semmel á neun Euro, einmal Spätzle mit Kräuterrahmsoße á acht Euro = 26 Euro

Drei Fahrten im Karussell = fünf Euro

Zehn Entenangeln = drei Euro

Drei Schläge Hau den Lukas = zwei Euro

Für den Spaß zusammen zehn Euro

Einen Rubin als Geschenk á sieben Euro und noch ein rustikales Frühstücksbrettchen für 16 Euro

67 Euro kostet es also für ein bisschen für die Kinder, um Geschenke einzukaufen, zu essen und zu trinken. Teuer oder den Preis wert, die Frage muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.