Es ist nicht zu leugnen: Leverkusens Luft ist schlechter als in der in Umweltdingen verrufenen chinesischen Hauptstadt.
Allerkleinste Partikel sind lungengängig, überwinden die Blut-Hirn-Schranke, machen Kinder ebenso krank wie Alte.
In Leverkusen hat das bisher nur wenige alarmiert.
Leverkusen – Sicher: Mit Peking kann sich die Stadt Leverkusen nicht messen. Aber dass die Luft in der Stadt weitaus schlechter ist als in der in Umweltdingen verrufenen chinesischen Hauptstadt, ist dann doch erschreckend. Aber nicht zu leugnen: Bis zu 50.000 kleinste Partikel pro Kubikzentimeter Luft hat Axel Friedrich am Donnerstag in zwei Messreihen in Manfort ermittelt. Und das war noch nicht mal zur echten Rushhour. Peking liege unter 30.000 Partikeln. Warum die allerkleinsten Teilchen so gefährlich sind, kann der promovierte Chemiker und frühere Chef der Abteilung Lärm und Verkehr im Umweltbundesamt so routiniert herbeten wie Karl Lauterbach, auf dessen Betreiben Friedrich an der Gustav-Heinemann-Straße aktiv wurde.
Allerkleinste Partikel sind lungengängig, überwinden die Blut-Hirn-Schranke, machen Kinder ebenso krank wie Alte. Bei Kindern steigt das Risiko auf Hirnstörungen wie ADHS, bei älteren Menschen wird sehr viel öfter Alzheimer beobachtet.
„Wir messen das Harmlose und nicht das Gefährliche“
„Wir messen das Harmlose und nicht das Gefährliche“, sagt Friedrich am Donnerstagabend im Forum. Die amtliche Station in Manfort erfasst nur Partikel mit Durchmessern von zehn und zweieinhalb Mikrometer. Doch die sind laut diverser Studien längst nicht so problematisch.
In Leverkusen hat das bisher nur wenige alarmiert. Neben Lauterbach und dem Lungenarzt Norbert Mülleneisen sind es nur die Aktivisten der unter dem Dach von „Lev muss leben“ vereinten Initiativen. Und Erhard Schoofs, der sich in der Feinstaub-Debatte als politischer Arm der Bürger im Rat versteht. Anträge der Bürgerliste, in der Stadt auch kleinste Partikel zu messen, finden keine Mehrheit.
Was Friedrich genauso wenig versteht wie die Tatsache, dass in der Stadt „noch Busse ohne Partikelfilter fahren dürfen“, wo doch die Bundesregierung viele Millionen für die Ausrüstung mit Filtern bereit gestellt habe. Was das bringt, könne man in Berlin sehen, wo Friedrich wohnt. In Mitte werden im Schnitt 6000 Partikel gemessen. Es ist also möglich, die Luftbelastung ganz erheblich zu reduzieren und so die Risiken für die Menschen. Friedrich kennt das Thema aus dem Effeff. Der Mann hat den Abgas-Skandal schon im Jahr 2007 kommen sehen und den damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel damit so genervt, dass er kurz danach seinen Job im Bundesumweltamt los war. Seit 2016 kämpft Friedrich an der Seite der Deutschen Umwelthilfe um gute Luft in den Städten.
Schlechte Ergebnisse an Kitas
Der Kölner Kinderarzt Christian Döring streitet nicht auf dem Rechtsweg, sondern versucht es mit Überzeugungsarbeit an der Basis, wie am Donnerstagabend auf der Bürgerinformation im Agamsaal. Auch er besitzt ein Messgerät, das kleinste Staub-Partikel erfasst. Er hat am Donnerstag in der Nähe von Kitas gemessen. Am Eschenweg war das Ergebnis mit 14.600 noch einigermaßen, in der Kunstfeldstraße mit 40.000 alarmierend.
Für alle ist an diesem Abend klar, dass Leverkusen flächendeckend Messungen braucht. Zum Schutz seiner Bürger. Und nicht, um sich mit Peking zu messen.