Siegburg – Kurz vor 19.30 Uhr war für die Betreiber einer Süßigkeitenbude auf dem kleinen Weihnachtsmarkt auf der Kaiserstraße Feierabend – unfreiwillig. In Gegenwart von Mitarbeitern des Ordnungsamtes, der Polizei und von Bürgermeister Stefan Rosemann musste das junge Paar seine Verkaufsbude dicht machen, weil beide keine der 3G-Bedingungen erfüllten.
Weder konnten sie nachweisen, dass sie gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind, noch hatten sie die Bescheinigung über einen gültigen Test dabei. Das wird teuer: Zum Umsatzausfall am Freitagabend kommt für beide persönlich ein Bußgeld von 250 Euro hinzu, außerdem möglicherweise für ihr Unternehmen ein Bußgeld von 2500 Euro.
Die Betreiber der Süßigkeiten-Bude waren bis zum frühen Abend allerdings die einzigen, die bei der Corona-Kontrolle der Siegburger Stadtverwaltung derart negativ auffielen. „Mir persönlich wäre ja am liebsten, wenn wir gar keine Verstöße feststellen würden“, hatte der Bürgermeister zu Beginn der abendlichen Kontrollaktion als Parole ausgegeben.
Augustin Bagaric vom Lokal S-Carré konnte Rosemann diesen Wunsch erfüllen. Der Gastronom hat trotz neuerlicher Umsatzeinbrüche kurzfristig investiert, um die Auflagen zu erfüllen. 2000 Euro hat er für einen modernen Scanner gezahlt, der sowohl die Impf-, Test- oder Genesenen-Zertifikate seiner Gäste auf Gültigkeit und Echtheit kontrolliert, als auch die Körpertemperatur der Gäste.
„Bei 37,4 Grad Temperatur gibt es einen Alarm“, schildert Bagaric, der nach eigenen Angaben einer der ersten Gastronomen in der Region ist, der mit dieser Technik arbeitet. „Das Gerät kann sogar erkennen, wenn uns jemand statt dem Original das Foto eines QR-Codes präsentiert.“
Bei den Gästen, die am Eingang des Restaurants gescannt werden, kommt das offenbar gut an. „Wir haben bislang für unsere Kontrollen nur positive Reaktionen bekommen“, schildert Bagaric. „Manche fragen wegen des Datenschutzes, aber wir können ihnen versichern, dass wir die gescannten Daten auf Anfrage nur an das Ordnungsamt weitergeben. Die kann man ganz schnell aus dem Scanner auf eine Datenträger ziehen.“
In den Gaststätten finden die Kontrolleure keine Verstöße
Die Gäste im S-Carre, die an diesem Abend von den Mitarbeitern des Ordnungsamtes überprüft werden, haben für beide Kontrollen vollstes Verständnis. „Das dient doch unser aller Sicherheit und Gesundheit“, sagt Frank Hofebitter, der den Abend mit Freunden in dem Lokal verbringt. Auch in den nächsten Lokalen, in denen der Bürgermeister und seine Mitarbeiter spontan auftauchen, gibt es ausschließlich positives Feedback – und keine Verstöße gegen die Corona-Regeln.
Genauer hinsehen müssen sie nur bei bei dem Beschäftigten eines Restaurants am Markt. Dessen Bescheinigung über einen negativen Corona-Test lässt sich nicht elektronisch auslesen – vermutlich ein technisches Problem. Die Mitarbeiter der Stadt nehmen die Personalien des jungen Mannes auf. Eine Nachfrage beim Testzentrum wird spätestens am Montag ergeben, ob er tatsächlich negativ getestet wurde oder die Bescheinigung falsch ist.
Gäste, die sich mit offensichtlich gefälschten Nachweisen Zutritt zu Restaurants und Bars verschaffen wollen, gibt es nach Beobachtungen einer Mitarbeiterin der Latino Lounge kaum noch. „Der einzige Fall, der mir kürzlich untergekommen ist, war ein Mann, der mit einem schlechtes Foto eines angeblich echten Impfausweises zu uns kam. Der kam natürlich nicht rein.“