Restaurants im Rhein-Sieg-KreisFirmen und Vereine stornieren Weihnachtsfeiern
Rhein-Sieg-Kreis – Noch sind Restaurants nicht geschlossen und Weihnachtsfeiern nicht verboten. Dennoch sagen immer mehr Firmen und Privatpersonen das gemütliche Beisammensein vor dem Fest ab. Reservierungen werden storniert.
S-Carré, Siegburg
„Mehr als 2000 Gäste haben uns in Bonn und Siegburg abgesagt“, erklärt Augustin Bagaric vom Lokal S-Carré in Siegburg, der nach dem ersten Lockdown einen zweiten Laden in der Bonner Innenstadt eröffnete. „Alle Firmen haben storniert, ich kann das auch verstehen. Mit diesen Kunden haben wir das hier alles aufgebaut.“
Er hatte schon die ersten Besorgungen für die Feiern gemacht, doch jetzt ist alles anders: „Wir kaufen jetzt nach Tagesbedarf.“
70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt der 44-Jährige. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, Personal zu rekrutieren, lief es gerade gut an. Für die Zeit ab dem 1. Dezember hat er wieder Kurzarbeitergeld beantragt. Denn neben den Weihnachtsfeiern ist auch das Tagesgeschäft eingebrochen. „Ich habe etwa 50 Prozent weniger Gäste.“ Viele der Beschäftigten von Verwaltungen und Banken in der Kreisstadt sind im Homeoffice. Das seien Stammkunden, die für den Mittagstisch wegfielen.
„Viele meiner Bekannten und Freunde aus der Gastronomie haben keine Lust mehr. Keiner weiß, was kommt. Das besorgt mich sehr“, sagt Bagaric. Die Unterstützung der öffentlichen Hand wisse er zu schätzen: „Ohne Unterstützung von Staat wären wir schon längst pleite.“ Seine Optimismus hat er aber nicht verloren und zitiert Angela Merkel: „Wir schaffen das.“
Landgasthof zur Post, Windeck-Rosbach
„Es war schon generell weniger als in den Jahren vor Corona. Jetzt ist es höchstens noch die Hälfte. Viele sagen ab“, berichtet Adelheid Schmitz vom Landgasthof zur Post in Windeck-Rosbach. Was die kommenden Tage bringen, wagt die Gastwirtin nicht vorherzusagen.
Fünf Kilometer weiter in Rheinland-Pfalz sei 2G plus bereits Pflicht, in Windeck, im äußersten Osten des Rhein-Sieg-Kreises, gelte noch 2G. Ob Gäste deswegen über die Landesgrenze kämen, sei schwer einzuschätzen.
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Von den Stammkunden blieben die Älteren jetzt schon weg. „Die haben Angst.“ Mittagessen wird im Hotel zur Post nur noch anderthalb Wochen angeboten. Danach ist zunächst mal bis zum Jahresende nur noch abends geöffnet. „Für fünf Gäste lohnt es sich nicht“, erklärt Adelheid Schmitz offen. Sie fürchtet, dass die Restaurants bald wieder geschlossen werden, und hofft auf ein besseres Jahr 2022: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Wirtshaus an Sankt Severin, Ruppichteroth
Auf Weihnachtsfeiern mit geschlossenen Gesellschaften hatten Katja und Christian Eggert vom Wirtshaus an Sankt Severin in Ruppichteroth schon vor längerer Zeit verzichtet und nur Reservierungen mit Essen à la carte entgegengenommen – ohne Tanz, Gesang oder Programm. „Wenn es nach so einer Feier einen Corona-Fall geben würde, könnten wir den Laden für fünf Tage schließen“, erklärt Christian Eggert. So erhielten Feuerwehr und Vereine gleich gar keine Zusagen vom Gastwirtsehepaar.
Aber auch von Gästen wurden Reservierungen in den vergangenen Tagen schon storniert: „Alles, was größer ist als zehn bis zwölf Personen, wird in der Regel abgesagt.“
Dabei sind die Plätze in der Gaststube schon reduziert: „Wo früher zehn Plätze waren, stehen heute zwei Tische mit je zwei Plätzen“, berichtet Eggert. Wenn jetzt 2G plus komme, könne er wahrscheinlich ganz schließen. „Da kann niemand mehr spontan kommen, was jetzt noch möglich ist.“
Gut eingespielt hat sich im Wirtshaus an Sankt Severin der Außer-Haus-Verkauf. „Das werden wir auch nach Corona beibehalten,“ versichert der Gastwirt.
Franzhäuschen, Lohmar
„Vor einer halben Stunde hatte ich die letzte Absage“, berichtet Kerstin Salgert, die mit ihrem Mann Udo Jedamski das Hotel-Restaurant Franzhäuschen in Lohmar führt. Täglich würden Reservierungen storniert; vor allem größere Gruppen mit einer heterogenen Gästestruktur machten derzeit oft einen Rückzieher. „Die kleinen Tische bleiben“, sprich: die Buchungen für vier oder sechs Personen.
Zwei Herzen schlügen derzeit in ihrer Brust, gibt Salgert zu. „Es ist echt bitter für die Gastro“, sagt Salgert, „aber gesamtgesellschaftlich gesehen vielleicht das Beste, was man im Moment machen kann.“ Man müsse schließlich etwas gegen die Pandemie unternehmen.
Dabei sind Salgert und Jedamski nicht allein. Sie kontrollieren sehr streng, freuten sich aber auch über ein „sehr nettes Publikum“: Oft stünden die Gäste schon mit Impfzeugnis und Ausweis in der Tür. „Sehr, sehr fair“ sieht sich Gastronomin Salgert auch bei den Absagen behandelt.
„Die Gäste sagen sofort Bescheid, wenn sie sehen, das läuft nicht.“ Da für das Restaurant täglich frisch eingekauft werde, gebe es auch kein Problem mit Wareneinsatz in Vorleistung.