- Die Zeit drängt für die Gegner einer Rheinquerung.
- Drei Bürgerinitiativen hatten zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.
Niederkassel – Viele Monate lang war es still um das umstrittene Projekt einer neuen Rheinquerung. Jetzt nehmen die zwischenzeitlich verstummten Bürgerproteste allerdings wieder Fahrt auf.
Das wurde am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung deutlich, zu der die Lülsdorfer Bürgerinitiative „Bürger gegen die Brücke“, die Initiative „Umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur für den Raum Köln-Bonn-Niederkassel-Troisdorf“ und die „Langeler Bürger gegen die Brücke durch den Auenwald“ aus dem Kölner Stadtbezirk Porz in die Rotunde des Schulzentrums eingeladen hatten.
Entscheidung in diesem Jahr
Die Zeit drängt für die Gegner einer Rheinquerung – egal, ob diese in Form einer Brücke oder eines Tunnels realisiert werden sollte. „Das Thema war bei den Leuten lange Zeit nicht angekommen, was wohl daran liegt, dass über eine Rheinquerung seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert wird, die Pläne aber immer wieder verworfen wurden“, sagte Klaus Nehring von der Langeler Bürgerinitiative.
Nach der Aufnahme des Vorhabens in den Bundesverkehrswegeplan habe sich die Situation jedoch geändert. Noch in diesem Jahr will der Landesbetrieb Straßen NRW die Entscheidung für eine Trassenführung der sogenannten Rheinspange 553 herbeiführen, der Verbindung zwischen der rechtsrheinischen Autobahn 59 und der linksrheinischen A 555.
Nach derzeitigem Stand laufe alles auf entweder eine nördliche Spange, die zwischen Lülsdorf und Porz-Langel durch den Langeler Bogen nach Köln-Godorf verlaufe, oder eine südliche Spange hinaus, die zwischen Niederkassel-Ort und Ranzel hindurch und über den Rhein in Richtung Wesseling führe. Das zumindest berichten Vertreter der Bürgerinitiativen aus dem Dialogforum des Landesbetriebes Straße NRW. Eine sogenannte Nullvariante, also der Verzicht auf das Projekt, werde nicht ernsthaft geprüft.
Erhebliche Belastungen
Bei beiden Trassen müssten nicht nur die unmittelbaren Anwohner mit erheblichen Belastungen rechnen. Ein von Straßen NRW prognostiziertes Verkehrsaufkommen von täglich 64 000 Fahrzeugen führe auch zu erheblich mehr Lärm und zu steigenden Schadstoffemissionen. Werde dann noch eine eigene Autobahnauffahrt für den Niederkasseler Abschnitt geschaffen, ergieße sich zusätzlicher Verkehr in die angrenzenden Stadtteile, die jetzt schon belastet seien – auch durch die beiderseits des Rheins angesiedelte chemische Industrie.
Die Bürgerinitiativen wollen die im September anstehenden Kommunalwahlen nutzen, um auf die politischen Parteien Druck auszuüben. Der „mächtige Gegner“, so Susanne Reiß-Kober von „Bürger gegen die Brücke“, sei zwar der Bund und nicht die Stadt Niederkassel oder der Niederkasseler Stadtrat. Letzterer hatte sich zwar mehrheitlich für eine Rheinquerung, aber gegen eine Autobahnverbindung ausgesprochen. Wichtig sei dennoch, jetzt die kommunalpolitisch Verantwortlichen zu stellen, um ein ökologisch und verkehrspolitisch zweifelhaftes Projekt noch zu stoppen.
Vor allem den SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann, der zu den Verfechtern der Rheinspange gehört, haben die Initiativen als politischen Gegner ausgemacht. Hartmann, so der Vorwurf, mache sich dabei vor allem für die Interessen der Wirtschaft stark, die Interessen der Anwohner blieben auf der Strecke.
Das könnte Sie auch interessieren:
Alle Initiativen wollen in den nächsten Wochen ihre Proteste deutlich ausweiten: Unter anderem mit Petitionen, aber auch mit der Teilnahme an der Einwohnerfragestunde des Stadtrates. Einige Brückengegner erhoffen sich dazu auch eine überregionale Protestbewegung. „Das Thema hat das Zeug dazu, so etwas wie der Hambacher Forst zu werden“, war sich ein Teilnehmer am Ende des Abends sicher.