Rund 150 Traktoren fuhren am Donnerstagabend auf die Wiese bei Scheiderhöhe, wo die Rabaue ein Konzert spielten. Der Erlös wird gespendet.
Traktor-KonzertLandwirte sammeln in Lohmar für den Hochwasserschutz
„Drückt mal op de Tröt“, rief Klaus Weber von der Bühne ins Mikrofon und die Fahrerinnen und Fahrer der rund 150 Traktoren, Maishäcksler und Unimogs drückten auf die Hupen – oder das Standgas, wenn ihr Fahrzeug ohne akustisches Warnsignal ausgestattet war.
Die orangen Lichter blitzten, Motoren ratterten und auf der Bühne spielten kölsche Bands: Beim Schlepperkonzert des Vereins „Land sichert Versorgung“ in Scheiderhöhe rockten die Rabaue, die RSW-Band sowie die Combo „Aach und Kraach“. Die Zuschauerinnen und Zuschauer kamen mit ihren Traktoren, die sich in mehreren Reihen vor der Bühne aufstellten.
Landwirte organisieren in Lohmar Konzert für Traktoren
Klaus Weber ist Mitglied im Verein „Land sichert Versorgung“ und hat das Konzert organisiert. Er wohnt, so ist das auf dem Land, einen Hof weiter.
Alles zum Thema Höhner
- Verspäteter Sessionsauftakt „Elfter im Elften“ in der Arena feiert Besucherrekord - und die Jecken die neuen Hits
- Karaoke Warmschunkeln in der Euskirchener Gaststätte „Zum Annaturm“
- Karneval Bei der Mechernicher Kneipensitzung geht es etwas ruhiger zu
- Ex-US-Staatsbürgerin Jeannette Gräfin Beissel aus Satzvey macht sich Sorgen nach Trump-Wahl
- Sieglar Troisdorfer Karnevalsgesellschaft wird 100 Jahre – die Höhner gratulierten
- Lanxess-Arena Handball-Weltmeister 2027 wird in Köln gekürt - „Sehen uns als Mitveranstalter“
- Fossilien und Geisterparks Diese Veranstaltungen gibt es im Herbst 2024 in Oberberg
„Wir Bauern möchten ein Zeichen setzen, dass wir mit den Bürgern zusammenstehen. Wir ernähren sie, sind aber auch von ihnen abhängig, weil sie unsere Produkte kaufen“, stellte Weber klar. Jetzt, wo die Ernte eingefahren sei, falle eine große Last von den Landwirtinnen und Landwirten ab. „Es ist die Zeit gekommen, wo wir gemeinsam feiern können.“
Entstanden ist die Konzert-Aktion 2021 nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, als viele Traktor-Besitzerinnen und -Besitzer bei den Aufräumarbeiten halfen. Das Konzert, bei dem damals in Kreuznaaf die Höhner auftraten, galt als Dankeschön, bei der die Helferinnen und Helfer zugleich rund 20.000 Euro für die Flutopfer einsammelten.
Auch diesmal solle wieder eine Spende zusammenkommen: „Jetzt wollen wir uns für den Hochwasserschutz einsetzen, der fängt ja schon im Oberbergischen bei Agger und Sülz an“, meinte Weber. Was nach Abzug der Kosten beim Konzert überbleibe, werde gespendet. Dafür tausche sich Weber mit dem Aggerverband aus. „Das Geld kann für Wiederaufforstung oder die Renaturierung von Flüssen und Bächen eingesetzt werden – da müssen wir uns mal vernünftig zusammensetzen.“
Sänger schreibt Protestsong gegen Politik
Der Bereich vor der Bühne war meist frei, viele Menschen standen mehrere Meter entfernt bei ihren Fahrzeugen. „Da braucht man ja ein Taxi, um zu Euch zu kommen“, rief Sänger Jens Jüling und stimmte mit seiner RSW-Band „Taximann“ von Westernhagen an.
Normalerweise bei der Tribute-Band WesternBEhagen tätig, hatte Jüling einen Protestsong geschrieben, der den meisten Landwirtinnen und Landwirten aus der Seele sprach: „Mir, den Buure, sin nit de Hure vun ür Politik“, sang er, und weiter: „Mir, dat Handwerk, sin nit de Schand wert, mir han at selvs jenooch Jeschick.“
Zuschauer sehen Konzert aus Frontladern
Die Rabaue spielten ein Lied, das FC-Fans derzeit eher selten zu hören bekommen: „Et Trömmelche“, das im Stadion erklingt, wenn der Effzeh ein Tor schießt. Die Gruppe stimmte außerdem ihren neuen Sessionshit „Es wird niemals besser als jetzt“ an.
Aus drei Metern Höhe beobachtete die Gruppe um Jan Merten die Konzerten. Sie hatten die Frontlader ihrer Traktoren ausgefahren, Container angeschraubt und es sich auf Strohballen gemütlich gemacht. „Dazu gibt es Cracker und Käsewürfel – und Cola, wir müssen ja alle noch fahren“, sagt der 27-jährige Mucher.
„Wir waren schon im Ahrtal mit dabei. Jetzt sind wir hier, um Trecker zu gucken und Musik zu hören – und nebenbei wieder etwas Gutes zu tun“, ergänzte sein Kollege Tobias Delling. „Es ist auf jeden Fall eine tolle Sache, denn mit den Traktoren können wir ja schlecht ins Autokino“, sagte Merten.