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Advent im KreisLohmarer bauen rollenden Weihnachtsmarkt aus altem Bus

Lesezeit 3 Minuten

Den ausgemusterten Bus besorgte Theo Heck, Manu Gardeweg die Deko, das Grün wurde ebenfalls gespendet. 

Lohmar – Tannengrün und Lichterschein, Engelchen, Rauschebart und rote Mäntel – und vielleicht sogar Plätzchenduft und Punsch: Wenn schon alle Weihnachtsmärkte abgesagt sind, wollen die Stadtmacher die Stimmung in die Dörfer bringen. Mit einem ausgemusterten Linienbus, den etliche Freiwillige, jung und alt, Büromenschen und Handwerker, umbauen und festlich ausstaffieren.

Peter Selbach hatte die Idee zum Weihnachtsbus.

Außen leicht rostig und noch weiß-türkis, innen schon heimelig. Es riecht nach Holz und Wald. Vera Vogel, 40, und Maren Stommel, 26, hängen Kugeln und Sterne an die frischen Nadelbaumzweige und drapieren diese auf dem leuchtend roten Stoff. Luiz Selbach, 20, und Nils Neukirchen, 19, befestigen mit dem Akkuschrauber die selbst geschreinerten Tische.

Den ausgemusterten Bus besorgte Theo Heck.

Sie bieten Platz für Mini-Tannen. Einige Sitze wurden dafür ausgebaut. Über die anderen hat Peter Selbach, 50, Hussen mit jahreszeitlich passenden Motiven gestülpt. Der Stadtmacher-Vorsitzende, tätig in der Kreativbranche, hatte die Idee für den Weihnachtsbus.

Viele Ehrenamtler unterstützen Projekt

Und die zündete und steckte viele an. Jürgen Hinbockel, 65, sorgt für Spannung. Der Elektromeister hat die Deckenverkleidung abgebaut, legt ein Rohr, um die Kabel hindurchzuziehen von der Batterie vorn zum Umwandler hinten, installiert Steckdosen. „Der Bus hatte ja nur 24 Volt, die Lichterketten brauchen aber 230.“ Feuer und Flamme war auch Manu Gardeweg von „Lohmar hilft“, die aus ihrem Spendenfundus kistenweise Deko ankarrte, darunter auch Häkeldeckchen; die machen sich gut als Gardinen.

Engelchen im Schnee: Als Klebstoff diente weißes Silikon.

An diesem Samstag schaut auch Theo Heck vorbei, der den Start gar nicht erwarten kann. Ansonsten auf sämtlichen Advents- und Weihnachtsmärkten ringsum als Nikolaus unterwegs, ist sein wachsender Rauschebart jetzt unter dem Mund-Nasen-Schutz versteckt. Der 70-jährige Unruheständler, der noch als Fahrdienstleiter für den Hennefer Omnibusbetrieb Brenner arbeitet, hat das 25 Jahre alte Fahrzeug der Marke Solaris besorgt.

Außenanstrich kommt zuletzt

Erst war ein Freundschaftspreis von 1000 Euro vereinbart, dann wurde es ein Geschenk, mit 280 Litern Diesel im Tank, „nachdem er bei der letzten Dienstfahrt einen kleinen Blechschaden erlitt“, berichtet Peter Selbach. Heck, der seit seiner Bundeswehr den Busführerschein hat, wird am Steuer sitzen, zwei weitere Freiwillige haben sich gemeldet.

Nils Neukirchen (unten) und Luiz Selbach installieren die selbst geschreinerten Tische. Sie sollen später Platz für Mini-Tannen bieten.

Rund 100 Stunden Arbeit stecken in dem leuchtenden, blinkenden Gefährt. Es steht auf dem Gelände von Gerald Albrecht von Audio Music im Gewerbegebiet Bitze und beschert dem Veranstaltungstechniker, dessen Geschäft pandemiebedingt auf Eis liegt, zumindest ein wenig Action. Wenn es innen komplett ist, werden der Stadtmacher-Vorsitzende und Albrecht zum letzten Mal Hand anlegen und die Blechhaut leuchtend rot streichen.

Route, Organisation und Verpflegung noch unklar

Dann könnte es losgehen, doch wo und wie lange der Weihnachtsbus jeweils Station macht, sei abhängig von der Corona-Lage und den Auflagen des Ordnungsamtes, sagt Manu Gardeweg. Es sei denkbar, dass Besucher vorn einsteigen, drinnen ein Foto machten und hinten wieder aussteigen.

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Auch in dieser Einbahnstraße müsse auf Abstand geachtet werden. Auch draußen dürfe sich kein Pulk bilden, sonst müsse der Weihnachtsbus weiterfahren. Ob – verpackte – Plätzchen verteilt werden dürfen oder sogar Punsch in geschlossenen Behältern? Alles noch offen.

Fest steht indes, dass die Stadtmacher wegen des Ausschankverbotes zwei große Glühweinspenden von zwei Gastronomen aus Siegburg und Hennef ablehnen mussten. Und deshalb vermutlich auch die 1000 von der Kreissparkasse gestifteten Tassen nicht zum Einsatz kommen, bedauert Selbach: „Vielleicht im nächsten Jahr.“