Rhein-Sieg-Kreis – Am Sonntag, 13. September, haben die Wählerinnen und Wähler bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen das Wort. Dann entscheiden sie über die Macht in den Rathäusern.
Einen Wechsel an der Spitze der Verwaltungen wird es in jedem Fall in fünf Kommunen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises geben, denn: Fünf Bürgermeister treten nicht mehr an. In Windeck wurde bereits 2018 gewählt. In allen Kommunen geht es um die Mehrheit in den Räten.
Siegburg: Erstmals eine Frau an der Verwaltungsspitze, zudem ein Generationenwechsel: So stellt sich die CDU die Zukunft im Rathaus der Kreisstadt vor. Auf Amtsinhaber Franz Huhn (68) soll Parteifreundin Ursula Thiel (44) folgen, die bislang Co-Dezernentin ist. Auch die Grünen schicken eine Kandidatin ins Rennen: Lieselotte Klotz (59) kommt als Unternehmerin aus der IT-Branche und arbeitet freiberuflich als Unternehmensberaterin.
Stefan Rosemann (48) ist für die SPD nominiert. Der Parteichef und Vize-Bürgermeister tritt nach der Wahl 2014 zum zweiten Mal an. Als studierter Sozialwissenschaftler arbeitet er im Kreisjugendamt. (ah)
Sankt Augustin: Max Leittersdorf als neuen Kandidaten schickt die CDU ins Rennen, da Amtsinhaber Klaus Schumacher nicht mehr kandidiert. Der 34-Jährige ist Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Erfahrungen in der Ratsarbeit hat er nicht, er sieht das aber nicht als Nachteil. Mit neuem Blick will er Probleme angehen.
Für die SPD kandidiert Marc Knülle zum dritten Mal. Der 46-Jährige ist als Vertriebsleiter für das Auslandsgeschäft einer Sankt Augustiner Firma tätig. Der SPD-Fraktionsvorsitzende setzt auf seine jahrelange Erfahrung im Stadtrat. Die Grünen und die FDP führen am Wochenende Gespräche, ob sie eigene Kandidaten aufstellen. (vr)
Niederkassel: Bürgermeister Stephan Vehreschild will es noch einmal wissen. „Wenn die CDU-Mitglieder mich nominieren, würde ich gerne weitermachen“, hatte der 60-Jährige vor Monaten angekündigt. Die Chancen, dass die CDU ihn zum dritten Mal ins Renen schickt, stehen gut.
Schließlich hatte sich Vehreschild bei den Kommunalwahlen 2009 und 2014 mit klaren Mehrheiten durchgesetzt. Die SPD will ihren Kandidaten im März nominieren – bei der Verabschiedung ihres kommunalpolitischen Programms. „Für uns ist klar, dass eine Kandidatin oder ein Kandidat auch eine wirkliche Idee für Niederkassel braucht. Und deswegen werden wir beides gemeinsam beschließen“, so SPD-Chef Matthias Großgarten. (pf)
Lohmar: Unter vier Bewerbern machte der Jüngste das Rennen: Tim Salgert (35) ist Bürgermeisterkandidat der CDU. Amtsinhaber Horst Krybus (CDU) hatte im Herbst angekündigt, nach nur einer Wahlperiode nicht mehr anzutreten.
Salgert, ledig und Oberstudienrat, war für Krybus (59) nicht die erste Wahl; dieser hatte für den 63-jährigen Eberhard Temme geworben. Die CDU folgte ihm nicht, sondern kritisierte offen den vorzeitigen Rückzug Krybus’, der genervt von den Grünen das Handtuch wirft. Das schwarz-grüne Bündnis, das lange Jahre im Stadtrat funktionierte, ist seit der vergangenen Wahl gestört, als die Grünen eine eigene Bürgermeisterkandidatin aufstellten.
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Die CDU wurde zwar größte Fraktion, im Stadtrat aber häufig überstimmt von Grünen, SPD und UWG. Die SPD schickt mit Uwe Grote (59) erneut einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. Das wollen auch die Grünen – nach der positiven Stichwahlentscheidung – wieder tun. Ob es wieder Claudia Wieja (54) sein wird, entscheidet im März die Mitgliederversammlung. (coh)
Eitorf: 16 Dienstjahre als oberster Chef der Eitorfer Verwaltung sind genug: Amtsinhaber Rüdiger Storch (60, FDP) kündigte im Juli 2019 an, nicht ein viertes Mal anzutreten. Gleichzeitig präsentierte die FDP schon einen Kandidaten: Jurist Arne Hermann Stopsack (47) aus Hemer. Der Sauerländer machte jedoch im Dezember überraschend einen Rückzieher, nur wenige Tage vor seiner offiziellen Ernennung.
Die FDP hat noch keinen neuen Kandidaten präsentiert, Ortsverbandsvorsitzende Renate Kemmler erläuterte, man befinde sich noch in der Entscheidungsphase. Die CDU, die 16 von 46 Sitzen im Gemeinderat hält, hat mit Sascha Grendel (44) am Dienstag ihren Kandidaten gewählt.
Die CDU-Fraktion hält bisher in der Regel durch Unterstützung der FDP (neun Sitze plus Bürgermeisterstimme) die Mehrheit im Rat. Das Ziel der SPD (elf Ratsmandate) ist es, nach Karneval einen Kandidaten aufzustellen, so der Ortsvereinsvorsitzende Alexander Jüdes. Die Grünen (5) beraten noch, ob sie einen Kandidaten ins Rennen schicken, bei BfE (3) und UWG (2) wird es voraussichtlich keinen Bewerber geben. (seb)
Ruppichteroth: Im Schönenberger Rathaus ist seit 2009 Mario Loskill (parteilos) der Chef. Der 47-Jährige, der mit seiner Frau und Tochter in Ennenbach wohnt, stellt sich für eine weitere Amtszeit zur Wahl. Die SPD hat ihm bereits Unterstützung zugesichert.
Bei der CDU ist eine Entscheidung darüber, ob ein Bürgermeisterkandidat aufgestellt wird, noch nicht gefallen. Grüne, FDP und Linke schicken keine eigenen Bewerber ins Rennen, bei den Grünen und Liberalen geht die Tendenz zur Loskill-Unterstützung. Im aktuellen Gemeinderat stellt die CDU-Fraktion mit 16 von 30 Sitzen die absolute Mehrheit. Die SPD hat sieben Mandate, die Grünen haben drei Sitze, FDP und Linke jeweils zwei. (kh)
Neunkirchen-Seelscheid: Voraussichtlich wird es drei Bürgermeister-Kandidaten geben, zwei stehen bereits fest. Amtsinhaberin Nicole Sander (39, SPD) hat schon im Frühjahr 2019 mitgeteilt, erneut antreten zu wollen. Guido Demmer (48) wirft für die freien unabhängigen Wähler „Wir für Neunkirchen-Seelscheid“ seinen Hut in den Ring.
Die CDU will einen Bewerber bis März benennen. Die Sitzverteilung im Gemeinderat sieht wie folgt aus: Die CDU hat 13 Sitze, die SPD zehn. Drei Sitze entfallen jeweils auf die FDP und auf Bündnis 90/Die Grünen, zwei Sitze auf die „Bürgernahen Grünen“. Guido Demmer ist Einzelkämpfer im Rat. (que)
Troisdorf: Klaus-Werner Jablonski (60, CDU) tritt nach zehn Jahren nicht mehr an, in seine Fußstapfen will Alexander Biber treten. Der 35-Jährige ist seit 2016 Fraktionsvorsitzender der Union im Stadtrat; ein Jahr zuvor wurde er Parteichef.
Die CDU stellt seit 21 Jahren den Chef im Rathaus; im Stadtrat verfügt sie in der Zusammenarbeit mit Grünen und Regenbogen-Piraten nur noch dank der Bürgermeisterstimme über die Mehrheit.
Zum zweiten Mal geht für die SPD Rechtsanwalt Frank Goosens ins Rennen. Der 61-jährige Rechtsanwalt ist seit September 2018 Vorsitzender des Ortsvereins; vor fünf Jahren war er in der Stichwahl um nur 730 Stimmen unterlegen.
Die FDP hat noch keine Entscheidung über eine Kandidatur getroffen. Bündnis 90/Die Grünen erklärten auf Anfrage, mit einer eigenen Kandidatur an den Start zu gehen. Über die Person werde vermutlich im März die Mitgliederversammlung entscheiden.
Ganz neu auf dem Wahlzettel steht das Troisdorfer Bürgerforum, dessen Mitglieder Norbert Lang (66) als Kandidaten für das Bürgermeisteramt nominierten. Die UWG Regenbogen – im Rat in einer Verbindung mit den Piraten als „Regenbogenpiraten“ aktiv – entscheidet „kurz vor den Osterferien“, wer der Kandidat sein soll. „Ich würde wohl antreten“, sagt für die Piraten Sprecher Wolf Roth. Noch sei aber unklar, ob sie überhaupt antreten werden. „Nach Karneval“ entscheidet die Linke. (dk)
Hennef: Bereits im September hat die CDU Amtsinhaber Klaus Pipke (55) zum vierten Mal als Bewerber aufgestellt. Die SPD präsentiert in Kürze ihren Kandidaten, und auch die Grünen wollen einen Bewerber nominieren. Bei den Unabhängigen und der FDP ist die Frage noch offen.
Im aktuellen Stadtrat hat die CDU die meisten Sitze (20), jedoch keine absolute Mehrheit. Zu Beginn der Wahlperiode haben Christdemokraten und Unabhängige (vier Sitze) eine Zusammenarbeit vereinbart. Beide Fraktionen ziehen aber nicht immer an einem Strang, so dass die Entscheidungen mit wechselnden Mehrheiten getroffen werden. Die Sozialdemokraten haben 13 Ratsmandate, die Grünen fünf, FDP und Linke jeweils zwei. (kh)
Much: „Freiwillig und aus Freude am Job“ tritt für die CDU Amtsinhaber Norbert Büscher (59) noch einmal an. Vermutlich kann er auf die Unterstützung der FDP rechnen, auch wenn die Liberalen nach Auskunft von Schatzmeister Wolfgang Brönstrup „noch keine verbindliche Gremienentscheidung“ getroffen haben.
„Wir werden einen Kandidaten aufstellen“, erklärte der SPD-Vorsitzende Heinz-Willi Ruiters – einen Namen gebe es aber noch nicht. Erst am 22. Januar wollen die Grünen entscheiden, ob sie einen eigenen Bewerber nominieren. „Es gibt zwei Interessenten“, sagte Fraktionschef Edgar Hauer. (dk)
Rhein-Sieg-Kreis: Landrat Sebastian Schuster (CDU) will sich um eine zweite Amtszeit bewerben. Er trete mit der Absicht an, „nach der Landratswahl am 13. September nicht ins Elfmeterschießen zu müssen“, sagte er kürzlich, nachdem das NRW-Verfassungsgericht die Abschaffung der Stichwahl gestoppt hatte.
Die SPD setzt mit dem 1987 geborenen Denis Waldästl auf die Jugend. Der Bankkaufmann aus Sankt Augustin ist stellvertretender Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, Mitglied des SPD-Kreisvorstands und ehrenamtlicher Vize-Landrat. „Den Stellvertreter will ich aus dem Titel streichen“, hatte Waldästl selbstbewusst angekündigt. (pf)