Open Air in HennefFans feierten sieben Stunden nonstop
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Hennef – Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Taten. Die Karnevalsgesellschaft Große Geistinger von 1897 hat am vergangenen Samstagnachmittag und -abend bewiesen: der Karneval ist unser Ding und darüber hinaus, aber sicher, da geht noch was. Und wie: Mehr als sieben Stunden erstklassige Livemusik mit Bands, die zwischen Sieg und Rhein jeden Laden gnadenlos in Schwung bringen.
Mehr als 1000 Besucher schunkelten und tanzten
Unerbittlich knallte die Sommersonne auf die Bühne und im Gegenlicht war von den mehr als 1000 Gästen auf dem Geistinger Platz kaum mehr zu sehen als rhythmisch schwingende Konturen. An Biertischen, Arm in Arm im Kreis schunkelnd oder mutige Free-Styles irgendwo mittendrin – das gar nicht, vorsichtig oder verknallt in jeck kostümierte Publikum fackelte nicht lange, sang und tanzte mit.
Von viel Applaus begleitet rockte die Band Tacheles das Areal, auf dem sich jüngere wie ältere zu einer feiernden Partytruppe formierten, ihren Hunger und Durst nach Leichtigkeit und Begegnung ausgiebig stillte. Lila Hosen, orange Hemden und die weiße Kapitänsmütze – Frontmann Rainer Schuster und seine Mitstreiter bewiesen, wie gut Schlager von anno dazumal und heute ebenso gut in einen mitreißenden Gig passen, wie rockige Hits und kölsches Schunkelgut.
Die Albers-Hymne „Reeperbahn nachts um halb eins“ riss ebenso mit wie „Hey Jude“ von den Beatles. Und so steuerten auch „Ti Amor“ und Bassist Elvis Melvis Massimiliano Maserati die „MS Tacheles“ direkt auf die Herzen der Menschen auf dem Platz zu, wow. Mit Stimmungshits „aus der Dose“ füllte DJ Wolfgang Meyer die Umbauphasen bis zu Auftritten der Dräcksäck, den Bläck Fööss, den Funky Marys sowie der Klüngel-Köpp.
Mit einem von Stefan Ornowski produzierten Video samt luftigen Geburtstagsgrüßen der Stars des Rheinischen Karnevals sowie der umjubelte Auftritt des amtierenden Dreigestirns – Prinz Gerd I. (Hecken), Bauer Udo (Lambertz) und Jungfrau Dieta (Hombücher) von Karnevalsgesellschaft Quer durch de Waat hielten die Gastgeber die Spannung fest im Griff.
Veranstalter erfüllten Corona-Auflagen
Das Trio hatte einen Song dabei (den es auch auf CD gebannt zugunsten des Sibilla-Hospizprojektes in Bödingen gibt), eine weitere Hennef-Hymne und mit einer zentralen, wirksamen Botschaft: „wo Hennef ´draufsteht, ist auch Henne ´drin.“ Überhaupt: „Jeck in Jeestinge“ – der Titel, den die Große Geistinger ihrem Geburtstagsfest zum 120-jährigen Bestehen gaben, hätte treffsicherer nicht sein können.
Dabei hatten die Veranstalter mit allerlei Auflagen zu tun, „ein riesengroßer Aufwand“, wie KG- Senatspräsident Jörg Rheinhardt am Rand der Veranstaltung erklärte. Umzäunung, Sicherheitspersonal, Hygieneregeln – geliebt oder nicht, diese und weitere Hürden meisterte der Verein mit Bravour. Rechtfertigt der Erfolg den Aufwand? Moderator und KG-Präsident Alexander Welsch wollte es genau wissen, und schleuderte die Frage aller Fragen ins Publikum: „Wollt ihr das alles nochmal?“ Tja, mehr als Tausend zeigen sich wohl selten so spontan so dermaßen einig.
Hochzeitspaar sang textsicher mit
Kommunikation zwischen Bühne und Publikum, gerade das prägte den Herzschlag des Festivals. Von Bläck Fööss-Sänger Mirko Bäumer sind Fans längst gewohnt: wenn er nicht gerade singt, gehören lockere, spontane Sprüche zum guten Ton. Ganz im Ernst verklickerte der selbstbewusste Hennefer dem frischgebackenen Hochzeitspaar Mareike und Torsten Horn: „Gebt euren Kindern unsere Namen, sofern es Jungs werden.“
Die beiden schunkelten Bühnenrand eine Weile mit, sangen die Hits wie „Pänz, Pänz, Pänz“ über „Achterbahn“ und „Dat Wasser vun Kölle“ bis „Katrin“ textsicher mit. Lokalen Bezug und damit Wohnzimmer-Gefühl, damit konnte auch Nadine Schüller die abendliche Bühne stürmen. Die Henneferin ist Mitglied die Frauen-Kölsch-Formation „Funky Marys“ und mit knackiger Bühnenperformance präsent. Noch bis tief in die Abendstunden ging der Spannungsbogen; die Klüngelköpp entließen ein Publikum, das die Feierfreude wiederentdecken durfte.