Neunkirchen-Seelscheid – Dorothée Boldt hat den Wald gefegt. Auf den Wegen, die von kleinen Ästen gesäumt sind, kann man wieder flanieren. Fast zwei Jahre lang war der Skulpturenwald in Pinn geschlossen, doch in der Corona-Krise hat die Inhaberin der Galerie Sattelgut ihn wiederbelebt.
„Für mich geht es nicht ohne Wald“, bekennt Boldt, die davon schwärmt, wie abends die Igel durchs Dickicht huschen. Sie finden in Laub- und Reisighaufen links und rechts der Pfade ein Zuhause.
Der Wald darf nicht zu aufgeräumt sein
Allzu aufgeräumt soll das 5000 Quadratmeter große Areal nicht wirken, das würde die Entdeckerfreude der Besucher dämpfen. Die stoßen auch schon mal auf versteckte Kunstwerke, wenn sie am Ende einer Sackgasse stehen. Da erhebt sich etwa ein „Alien“-Trio von Georg Helten.
Eine Schrottskulptur, die der Künstler aus Melkmaschinen-Verteilerköpfen gefertigt hat. Relikte aus der Industriewelt mutieren auch mal zu surrealen Vögeln oder feuerroten Dinosauriern. Früher waren die Preise an Steinen abzulesen, was urig wirkte. Doch die Steine gingen oft verloren, und nun sorgt die Galeristin mit Aluminiumschildchen für Ordnung.
Knuffige Königsfiguren begrüßen Besucher
Als eine Aufforderung, sich zu entspannen und das Leben zu genießen, hat Boldt die Dickmadams von Marion Hüsgen an den Eingang des Waldes platziert. Hier sitzen oder liegen die keramischen Figuren, hingegossen auf Moos, die zierlichen Hände und Füße im auffallenden Gegensatz zu den mächtigen Körpern.
Das Markenzeichen von Uwe Schröder wiederum sind seine tönernen, knuffigen Königsfiguren, die der passionierte Reiter auch gern mal aufs Pferd setzt. Wie Helten zählen auch Hüsgen, Schröder und der Illustrator Will Kneutgen zur Künstlerkolonie Pinn.
Für die Gäste hat die Galeristin lauschige Rastplätze eingerichtet
„Eine Gönnerin hat uns vor kurzem einen Brennofen geschenkt“, berichtet Dorothée Boldt, die selbst gern Zeichen der Großzügigkeit setzt. Für ihre Gäste hat die Galeristin lauschige Rastplätze eingerichtet. „Ich habe nichts dagegen, wenn die Besucher ihr eigenes Essen mitbringen, und ich fülle auch Wanderern die Wasserflaschen auf.
Viele machen die Tour um die Wahnbachtalsperre und unterschätzen die Distanz. Wenn sie hier ankommen, staunen manche und fragen: »Ist das eine Fata Morgana«?“ Die ambulante kulinarische Notversorgung, die Boldt mit ihrem „ART-Kiosk“ eingerichtet hat, boomt in Corona-Zeiten sowieso.
Der Strom an Wanderern an sonnigen Wochenenden reißt kaum ab
Seitdem die Fachwerk-Galerie Mitte Mai wieder öffnete, reißt der Strom an Wanderern an sonnigen Wochenenden kaum ab. Und viele trinken hier nicht nur Kaffee oder Fassbrause, sondern nehmen auch Kunst „to go“ mit. Kleine Collagen, Mobiles und Papierarbeiten der hauseigenen Künstler, oder Kästchen, die mit einem „Herzrasen“ gefüllt sind – kreiert von der Hausherrin, die nun wieder selbst verstärkt zum Pinsel greift und poetische Landschaften malt.
Wanderern gibt sie auch Bilder ihres Vaters Johann Josef Mertens zum Probehängen daheim mit. Denn, wie Dorothée Boldt sagt: „Ich setze Vertrauen in meine Besucher, und darin bin ich noch nie enttäuscht worden.“
Im Gegenteil, an diesem Sommertag haben Stammgäste wie Doris und Peter Fischer selbst ein Geschenk mitgebracht: Für die Gastgeberin öffnen sie eine Flasche Sekt und stoßen an, auf die Kunst und „die himmlische Ruhe, die hier im Wald herrscht“. Adresse: Pinner Straße 10 a, geöffnet Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 02247/757100.