Die Dorfgemeinschaft im Vorort von Neunkirchen-Seelscheid feiert am 17. und 18. August auf dem Dorfplatz
VölkerballTurnier findet in Scherpemich am Wochenende zum 40. Mal statt
Nicht nur ganz Scherpemich fiebert diesem Samstag entgegen. Auch viele benachbarte Dörfer, Vereine und Institutionen pilgern ab 13 Uhr zum Dorfplatz des rund 135 Einwohner großen Örtchens der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid.
Das jährliche Dorffest steht auf dem Programm, und das Völkerball-Turnier feiert sein 40-jähriges Bestehen. Neun Teams werden sich auf dem eingezäunten kleinen Platz gleich neben dem Dorftreff bei der „Jux-Veranstaltung“ daran beteiligen.
„Wir Scherpemicher machen das, was andere nicht mehr machen“
Josef Herchenbach weiß genau, wie alles begonnen hat. Das jährliche Dorffest habe es immer schon gegeben, doch 1983 habe er sich damals als Sportwart des Vereins mit seinem Kollegen etwas Besonderes einfallen lassen. „Lasst uns Völkerball spielen“, habe er in die Runde gerufen. „Wir Scherpemicher machen das, was andere nicht mehr machen“, beschreibt der 78-Jährige das aktive Vereinsleben der Dorfgemeinschaft Scherpemich.
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Damit wollte er auch für die Jugendlichen etwas auf dem traditionellen Dorffest anbieten. Schnell waren sechs Teams gefunden. Die Freiwillige Feuerwehr, der Hunde-Verein, die Chorgemeinschaft sowie die Dörfer Scherpemich, Kurtsiefen und Stein traten gegeneinander an.
Neunkirchen-Seelscheid: Auch die Ortschaften Stein und Kurtsiefen waren bei der Premiere dabei
„Ich weiß nicht mehr, wer gewonnen hat, aber es hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir es jedes Jahr wieder gemacht haben“, erzählt Herchenbach. Auf bis zu zwölf Mannschaften sei die Teilnehmerzahl angewachsen. Auch der Ehrgeiz steigerte sich: „Wir haben die Steiner beim Trainieren beobachtet“, erinnert er sich.
In Kurtsiefen habe der Sportlehrer Werner Hamann gelebt, der sein Team nach vorn trieb. Aber auch in den anderen Dörfern gab es Sportbegeisterte, die den Mitspielern den einen oder anderen Tipp gaben.
Doch der Spaß habe immer im Mittelpunkt gestanden, betont Herchenbach und erinnert sich an Matchspiele und Feuerwehrmänner, die in Einsatzstiefeln gespielt hätten. „Alle waren so dreckig, dass man kaum mehr die Spieler unterscheiden konnte.“
Dabei hatten die Gastgeber selbst wenig Glück auf dem Spielfeld: „Wir haben leider nicht oft gewonnen, weil wir als Veranstalter ja immer in den Buden beim Verkauf von Getränken und Essen helfen mussten.“ Heute stellen die Scherpemicher gar kein Team mehr. Alle seien beim Fest eingespannt. Er sei hier auch zur Welt gekommen, berichtet Herchenbach und zeigt er auf sein Elternhaus.
Seit den Anfängen des Turniers hat sich vieles auf dem Dorfplatz verändert. Der Platz mit den beiden zehn mal zehn Meter großen Feldern ist mittlerweile eingezäunt. Drumherum haben die Zuschauer die Möglichkeit, auf Holzbalken Platz zu nehmen. 300 Zuschauer und mehr beim Völkerball-Turnier seien keine Seltenheit, sagt Herchenbach.
Völkerballturnier in Scherpemich: Die Regeln haben sich kaum verändert
„Wichtig ist, dass es bis 13 Uhr nicht regnet. Danach ist das egal“, ergänzt der aktuelle Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Ewald Schweinert. „Wir hängen hier aber auch noch viele Banner von den Werbepartnern auf.“
Die sportliche Leitung gab Herchenbach schon vor vielen Jahren an Dieter Landsdörfer ab. Mittlerweile kümmert sich der jetzige Sportwart des Vereins, Markus Klein, um den Turnierablauf. Die Regeln haben sich indes kaum verändert. Jedes Team hat zehn Spieler, und der Hintermann wird mit einem Kartenspiel ausgelost. „Wir haben mal den Ball von hart auf weich getauscht, weil sich ein Mädchen am Arm verletzt hat“, erinnert sich Herchenbach.
Nur im Jahr 2020 mussten die Scherpemicher wegen Corona auf das Turnier verzichten. Schon viele Jahre vorher entschied man sich, vom Sonntag auf den Samstag zu gehen und das Dorffest und das Turnier eine Woche früher, am dritten August-Wochenende, zu veranstalten. „So konnten wir samstags die Sieger auch etwas länger feiern. Jahrelang war immer das Siegburger Stadtfest unsere Konkurrenz-Veranstaltung“, erinnert sich Herchenbach.
Ein weiterer Höhepunkt des Dorffestes wird das Schweinekistenrennen mit Dreierteams sein. Ein Spieler muss eine Schweinemaske anziehen und, ohne etwas zu sehen, auf Zuruf seiner Teamkollegen eine Kiste finden und hineinsteigen. Danach müssen die anderen beiden ihn mit der Kiste ins Ziel tragen. Das Team mit der schnellsten Zeit gewinnt. „Die Kiste haben wir vor etlichen Jahren mal beim Aufräumen auf einem Hof gefunden, und dann ist uns das Spiel eingefallen“, erzählt Herchenbach.
Viele andere Spiele und Jux-Duelle hat sich die Dorfgemeinschaft immer mal wieder einfallen lassen, von Tauziehen über Trial fahren bis Taekwondo. Jeden Montag trifft sich die Gemeinschaft am Dorfplatz, und es wird gearbeitet und geplant. Neben dem Dorffest werden gemeinsame Ausflüge unternommen. Müllsammlung, Vatertagsfest, Maifeier und Seniorenkaffee gehören genauso dazu wie ein internes Skatturnier.
Für alle Spieler des Völkerballturniers warten nach den Strapazen die laut Herchenbach besten Reibekuchen weit und breit. „Das Rezept ist von meiner Frau“, verrät er. Schon jetzt freut er sich auf zwei weitere Reibekuchen-Abende jeweils am letzten Freitag im September und Oktober.