Mehr als 100 Jahre lang führte die Familie der derzeitigen Inhaberin Inge Klein in dem Gebäude an der Zeithstraße ein Modegeschäft. Ende des Jahres ist damit Schluss.
Ära geht zu EndeBoutique No. 1 in Seelscheid schließt – 100 Jahre Familientradition enden
In Seelscheid geht eine Ära zu Ende. Das Bekleidungsgeschäft „Boutique No. 1“ schließt Ende des Jahres. Mehr als 100 Jahre lang führte die Familie der derzeitigen Inhaberin Inge Klein, vor ihr ihre Mutter und Großmutter, in dem Gebäude an prominenter Stelle an der Zeithstraße 119-121 ein Modegeschäft.
„Ich möchte meine Freizeit mit meinem Ehemann, meinem Kind und den beiden Enkelkindern verbringen“, begründet die 82-Jährige in eine Anzeige die Beweggründe nach 45 Jahren Inhaber-Tätigkeit. Aber auch die Corona-Pandemie und der Online-Handel habe der Branche schwer zugesetzt.
Nach dem Krieg gab es immer wieder Umbau- und Anbaumaßnahmen
Dabei zeigt Inge Klein im Eigenheim fußläufig von der Boutique entfernt ein altes Foto und erzählt, wie alles begonnen hat. „Meine Großmutter Henriette Krämer war Hutmacherin und hat in dem Gebäude in den 1920er Jahren mit einem Hut-Laden begonnen“, berichtet sie. Nach dem Krieg habe ihre Mutter Frieda Schmitz – ebenfalls ausgebildete Hutmacherin – das Geschäft neu aufgebaut.
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In all den Jahren habe es nach dem Krieg immer wieder Umbau- und Anbaumaßnahmen gegeben. Lange Jahre gab es im rechten Flügel des Komplexes den Spar-Supermarkt von Jakob Lauterbach. Das Hutgeschäft passte sich dem gesellschaftlichen Wandel an und es entwickelte weiter.
Fast hätte es eine vierte Generation der Familie in dem Geschäft gegeben
Zunächst gab es neben Hüten auch Textil, Handtücher, Bettwäsche oder auch Kittel. Dann entschied sich Inge Klein durch die Übernahme vor 45 Jahren für eine Umwandlung zu einer Modeboutique mit dem Namen „No.1“. Seit 15 Jahren verkauft sie ausschließlich Damen-Bekleidung und hat den Herren-Bereich aufgegeben.
Zwischenzeitlich hätte es fast eine vierte Generation der Familie in dem 170 Quadratmeter großen Geschäft gegeben. Die einzige Tochter von Inge und Klaus-Ferdinand Klein wechselte nach Abschluss einer Banklehre zur renommierten Textilfachschule Nahgold im Schwarzwald.
Viele Stammkunden aus Neunkirchen-Seelscheid
Trotz der zweijährigen Ausbildung entschied sich die Tochter für die Familie. Mittlerweile ist sie mit einem Belgier verheiratet, wohnt in der Nähe von Belgien und hat zwei Kinder. „Wir wussten dann doch sehr früh, dass sie das Geschäft nicht übernehmen wird“, sagt Klaus-Ferdinand Klein.
Doch die jetzige Entscheidung ist den Kleins nach so vielen Jahren nachvollziehbarer Weise nicht leicht gefallen. „Es ist in den letzten zwei Jahren gereift“, berichtet Inge Klein. Nun verabschiedet sie sich gemeinsam mit ihrer einzigen Vollzeitkraft Andrea Landwehr sowie zwei Aushilfen derzeit mit einem Feuerwerk an Preisnachlassen von ihren viele treuen Kunden.
„Wir hatten natürlich viele Stammkunden aus Neunkirchen-Seelscheid, aber auch aus den umliegenden Dörfern. Seit dem Räumungsverkauf kommen aber immer wieder auch neue Gesichter ins Geschäft“, fügt sie an.
Während das Reisebüro in dem Komplex bestehen bleibt, hat eine Beratungsfirma für Computer-Software schon vor einiger Zeit aufgegeben. Nun ist die Familie Klein auf der Suche nach einem Nachfolger für den Bereich der Modeboutique. Es gab schon erste Gespräche auch über eine ganz andere Nutzung, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
„Es wäre zu schade, wenn so ein alteingesessenes Mode-Traditionshaus für immer verschwinden würde“, schreibt Inge Klein in ihrer Anzeige. Allerdings sieht derzeit alles danach aus, dass es das Damen-Bekleidungsgeschäft ab dem Jahr 2025 nicht mehr geben wird.